Abschnitt 2

Uebergangszeit 1758-1803.

Die Lehrer.


8) Joachim Friedrich Bürger, 1784-1803, ein Sattlersohn aus Sternberg. Es ist seit 150 Jahren der erste Fall, daß wieder ein gebürtiger Sternberger zum Schuldienst seiner Vaterstadt gelangte. Er ist auch seit 1760 der einzige, der längere Zeit im Rektorat ausgedauert hat und der letzte, der aus dem Schulamt in ein Communalamt eingetreten ist: im Jahre 1803 wurde er zum Bürgermeister von Sternberg ernannt. Es geschah dies auf einstimmigen Wunsch der Bürgerschaft, welche in den langen Jahren seines Rektorates „viele verborgene und unverborgene Wohlthaten von ihm empfangen“ und das Vertrauen gewonnen hatte, er werde der rechte Mann sein, um nach der langen Zeit des Haders unter dem Bürgermeister Cordua Eintracht und Frieden wiederherzustellen. Er war verheirathet, und eine seiner Töchter heirathete im Jahre 1812 den damaligen hiesigen Conrector Schliemann, welcher 1814 Pastor in Neubukow ward. So ist Bürger der Großvater des jüngst verstorbenen berühmten Dr. Heinrich Schliemann. - Bürgers Ernennung zum Bürgermeister wurde der Anlaß zu der im Jahre 1803 durchgeführten Reorganisation der Stadtschule.


Von Bürger abgesehen, welcher durch seine persönlichen Beziehungen zu Sternberg eine Ausnahmestellung einnimmt, haben sämmtliche Rektoren dieses Zeitraums nur wenige, höchstens vier Jahre ihr Amt bekleidet. Jeder suchte so bald als möglich in’s Pfarramt zu kommen. Es zeigt sich, daß ungeachtet der durch die Vereinigung des Rektorates und Cantorates ermöglichten Gehaltsaufbesserung die Einkünfte doch nicht ausreichten, um zu längerem Verweilen im Amte einzuladen.

B. Küsterschullehrer.


Der Sternberger Küsterdienst war bisher von solchen versehen worden, welche neben demselben als Ackerbürger oder Handwerker ein bürgerliches Gewerbe betrieben. Das Küsteramt stand bei der Bürgerschaft in nicht geringem Ansehen, und es waren nicht die schlechtesten unter den Bürgern, welche sich bereit finden ließen, es zu übernehmen. Es ist vorgekommen, daß ein Rektor einem Küster seine Tochter zur Frau gab.

Seit 1731 bekleidete dies Amt Gotthard Martin Rehm, „eines Küsters Sohn aus Goldebee, ein tüchtiger Schneider und guter Musicus, sowohl auf dem Clavier, als andern Instrumenten; in seiner Aufwartung unverweißlich, in seinem Hause still und arbeitsam, gegen Jedermann willig und verträglich.“ Die Prediger hatten ihn gewählt besonders mit Rücksicht darauf, daß er die Orgel spielen und also im Nothfalle den Organisten vertreten konnte. Als nach dem Brande von 1741 Rektor und Cantor längere Zeit sich von Sternberg fern hielten, verrichtete Rehm ein Jahr lang für sie die gesammte kirchliche Gesangleitung. Und als nun das Cantorat aufgehoben wurde, fand man ihn auch fähig, unter des Rektors Aufsicht die Information der kleineren Kinder zu übernehmen. So wurde Rehm der erste Küsterschullehrer und blieb es bis an seinen Tod 1775, nur daß ihm, als er alt und fast kindisch geworden war, seit 1772 der bisherige Schulmeister Brosemann von Tützpatz als „adjungirter Küster“ beigegeben wurde.

Rehm’s Nachfolger wurde 1775 Friedrich Christian Georg Biermann aus Werle, nachdem er einer Prüfung durch den Superintendenten Friedrich unterzogen war. Derselbe hat sein Amt noch über die Reorganisation von 1803 hinaus bekleidet und ist erst im Jahre 1814, 70 Jahre alt, gestorben.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte des Sternberger Schulwesens