Abschnitt 1

Die nachreformatorische Zeit bis zur Aufhebung des Cantorats 1758

Schullokal, Wohnung und Besoldung.


Das aus der vorreformatorischen Zeit stammende Schulhaus, in der Ritterstraße, ganz nahe der Kirche und dem Augustinerkloster gegenüber gelegen, hat wie wir sahen auch nach der Reformation weiter als solches gedient und ist im Gebrauche geblieben, bis es in dem Stadtbrande von 1659 mit zerstört wurde. Das Visitationsprotokoll von 1653 besagt davon unter dem Titel „Besoldung“ (scil. der Schulcollegen) nur kurz folgendes:


„1) hat die Schule die Schul-Stube; hernacher hat ein jeglicher collega eine Stube und eine Kammer drinnen, diese Wohnung ist etwas mit Steinen zum Theil aber mit Stroh gedecket.

2) Sie haben dabey ein Gärtlein.“

Nach dem Brande, so berichtet Franck, „ward die Schule nicht wieder auf ihrer alten Stelle, in der Ritter-Straße, erbauet; sondern die außgebrannten und sehr geborstene Mauern des Hospitals zum H. Geist, in der Küter Straße, wurden dazu kümmerlich eingerichtet. Die gantze Kiste ward in drey Stuben abgeschauret, davon die große für die Knaben, die beyden kleinen aber für die Schul-Collegen seyn solten. Die Cammern, so diese vormahls bey den Stuben gehabt hatten, blieben also weg. Der Platz aber, wo das Haus der Elenden gestanden hatte (hinter dem Hl. Geist-Hospital, der nunmehrigen Schule) ward Ihnen wieder, zum Gärtlein, eingeräumet; welchen Sie nach der Zeit mit guten Obst-Bäumen besetzten; wovon noch jetzo 30) eine Art bekannt, die man Schul-Aepffel nennet, weil die Reiser dazu aus dem Schul-Garten gebrochen, und man sie sonst nicht zu nennen gewust.“ Eine genauere Beschreibung dieses neuen Schulhauses gibt das Visitationsprotokoll von 1705:

Die Schule,


„So vormahlß das Armen Hauß gewesen. Ist von Grund auß gemauret, außer daß die beyden Giebel von Holtz aufgesetzet und die Tafeln gemauret. An dem einen Giebel aber sind einige Tafeln außgefallen.

Das Dach, so von Pfannen-Steinen, ist auch 4 Fach an jeder Seite in Kalck gelegt; drey Fache aber an jeder Seite noch biß dato nicht.

Auf der Diehlen sind an der einen Seite 2 gemaurete Feuer-Herde, die aber in einen gemaureten Schornstein gehen.

Auf der andern Seite ist 1 Heerd und Schornstein, beyde gemauret, es gehet aber kein Schornstein vollend zum Dach hinaus.

Noch ist auf der Diehlen 1 Lucke zum Keller.

Eintritts zur rechten Hand ist eine Stube mit einem alten Kachel-Ofen und 10 Tafeln 31).

it. ein ovaler Tisch von Tannen Brettern.
2 Brett-Stühle. 1 Eichen u. 2 kleine Tannen Bäncke.
2 Bücher-Borten.

Noch ist an dieser Seite eine Stube mit einem alten Kachel-Ofen u. 8 Tafeln.

it. 2 alte Bett-Stäten. 1 alte Schlaf-Banck.
1 viereckigter Eichen-Tisch mit dem Fuß.
Ein Repositorium mit 6 Brettern.

Zur lincken Hand ist die Schul-Stube mit einem alten Kachel-Ofen u. 16 Tafeln Fenster.

it. 2 alte eichene Tische. 1 kurtzer Tisch von Tannen Brettern.
3 Eichen und 3 Tannen-Bäncke.
1 alte schwartze Tafel. 1 alte fast zerrissene Bibel.

Ueber dieser Stube sind eichen alte Bretter.

Zu denen 3 Ofen sind 3 alteiserne Thüren, mit allem Zubehör. Der öberste Boden ist halb von Tannen Brettern, halb, doch schlecht, gekleimet.

Das Sparr-Werck ist noch in zimlichem Stande u. die Thüren überall guht.

Ueber die unterste Zimmer sind 2 kl. Boden, mit 6 Tafeln alter Fenster.

Bey dieser Schulen ist ein Garte, davon die Helffte der wüste Platz ist von dem vormahls daselbst gestandenen Elenden-Hause.“




30) Auch noch jetzt nach über 200 Jahren!
31) Damit sind die Fenster gemeint.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte des Sternberger Schulwesens