Abschnitt 1

Die nachreformatorische Zeit bis zur Aufhebung des Cantorats 1758

Die Schulcollegen

B. Cantoren


1) Johann Mester 1609-1612, (s. S. 18 f.) bisher in Parchim, Sohn des Predigers Daniel Mester zu Witzin. Er starb am 21. Februar 1612.


2) Jochimmus Kramber 1612-1618, „ein guter armer geselle, unser kirchen stipendiarius, civis Sternbergensis, der in theologia et artibus humanioribus rühmlich studirt; hat 6 Jare daß stipendium genossen.“ Er legte das Amt nieder, um sich „zu fernerer continuirung seiner studien an frömbte örter auff eine Academiam zu begeben.“

3) Georg Wolff, 1618-1621, wurde zum zweiten Prediger hieselbst berufen und hat mit Gutzmer zusammen gewirkt bis 1638, in welchem Jahre sie beide der Pest erlagen.

4) Thomas Nigrinus, 1621-1626, „ein guter frommer gelehrter Geselle, eines Bürgers Sohn allhie, wegen Armuth seiner Eltern immer in der Fremde gewesen in guten trivialibus scholis, wo er die fundamenta in linguis et bonis artibus gelegt; ist in Jena des Johannis Gerhardi domesticus und commensalis gewesen. Ist ein guter musicus und in pietate doctrina et moribus genugsam qualificiret.“ Er starb am 10. Juli 1626.

5) Johannes Deje, 1626-1632, „ein guter christlicher frommer gelarter sittsamer geselle, Vetter des Advokaten am hiesigen Hof- und Landgericht Dr. jur. Deje, hat in Westphalen u. a. O. in scholis trivialibus seine fundamenta gelegt, zu Danzig im Gymnasio und auf der Universität Rostock studirt.“ Er wurde zum Diakonus nach „Grupenhagen“ berufen. - An seiner Stelle schlugen die Prediger den Joachim Mebis, Predigersohn aus Poverstorff, einem später untergegangenen Dorfe bei Brüel, vor; als aber nach längerem Verzug im Januar 1633 die Entscheidung erfolgte, war Mebis inzwischen in den Kriegswirren verschollen, so daß ein andrer berufen werden mußte.

6) Caspar Caloander, 1633-1636, ein Sternberger, Sohn des 1619 verstorbenen hiesigen Predigers Bernhard Caloander 26), wurde zum Prediger in Ruchow berufen.

7) Caspar Schnepel, 1636-1638, ein Sternberger Bürgerssohn, der zu Rostock studiert hatte; er starb in der Pest. - Von 1638-1651 war das Cantorat unbesetzt (vgl. S. 24.)

8) Joachim Warneke, 1651-1653, von welchem das Visitationsprotokoll von 1653 meldet: „von Gadebusch, hat frequentiret zur Wismar, Braunschweig und Weimar, hat 3 Jahr in Academia Wittenbergensi zugebracht. - - Ist alt 32 Jahr und noch ledig, hat sich auf die Theologiam begeben, und verhoffet mit ehestem beforderung.“ Sein Zeugniß war gut. Er wurde noch im Jahre 1653 als Pastor nach Dambeck berufen. - Es folgte wieder eine Vakanz von 1 1/2 Jahren, weil die Prediger „keinen finden konnten.“

9) Johann Schuhmann 1654-1676, aus Eltze im Stift Hildesheim, studierte in Rostock, legte gute Zeugnisse vor und „hat sowohl im Choralgesang wie in musica figurata sich hören lassen und der Gemeinde wohl gefallen.“ Doch ließ seine Amtsführung viel zu wünschen übrig. Ein Memorial des Superintendenten König berichtet auf Grund einer Beschwerde der Assessoren des damals noch zu Sternberg domilicirten Hof- und Landgerichts über ihn: „Wie Er die Schule verseume, auch, wenn Er sich toll und voll gesoffen, in der Kirchen wolte . . . und fingen, mit großem Ergernis der Jugend und gantzen Gemeine; rauffe und schlage sich mit andern in den Bierschenken, und hätte sich, in öffentlicher Hochzeit, bergestalt prostituiret, daß kein grober Bauer es erger machen könte. Hat über das alles noch ein bößes Gerücht im gantzen Lande daher, das, da Er zu Rostogk studiret, er ein ehrlichen Mannes Kind unter den Fuß gebracht und geschendet.“ Franck berichtet dazu: „Der Superintendens hätte gern gesehen, daß dieser liederliche Mensch wäre abgesetzt worden, hätte es auch ohnzweiffel selbst gethan, wenn Er die Macht dazu gehabt hätte. Denn er wandte aller Orten, bey seiner Superintendentur, großen Fleiß an, die Mängel abzustellen. Aber nun gesteht Er gern in diesem Supplicato, daß die remotio ab officio ad Jus Episcopale gehöre und S. F. G. allein zustehe.“ Die Absetzung ist nicht erfolgt, sondern Schuhmann blieb sogar länger als sonst ein Cantor im Amt, bis er dasselbe 1676 seinerseits niederlegte und sich zum Rathsherrn hieselbst wählen ließ, in welcher Stellung er 1679 gestorben ist.

10) Martin Sartorius 1677-1680, rückte nach Schüßlers Tode zum Rektorat auf (siehe oben).

11) Andreas Petri, 1680-1688, aus Seehusen in der Altmark, „ein Mann von guter Wissenschafft, muntern Wesen und anständlichen Sitten, welcher die Jugend sehr zur Ehrerbietigkeit gegen Jedermann anführte.“ Wie der damalige Rektor so genoß auch dieser Cantor die „allgemeine Liebe der Bürgerschaft.“ Petri wurde, Dank seiner „Geschicklichkeit und guten Aufführung“, Pastor in Mestlin. - Wieder eine Vakanz von ca. 1 1/2 Jahren.

12) Antonius Siemes 1690-1694, aus Güstrow. „Der Senior Sukow hatte es durch fleißige Bemühung, vermittelst außwertiger Collecten, dahin gebracht, daß nun wieder eine Orgel in der Kirche gebaut war, nachdem die vorige im letzten Brande (1659) bey Anzündung des Thurms mit verschmoltzen. Damit nun selbige desto füglicher könnte gebrauchet werden: so hatte Er sich nach solchem Cantore bemühet, der auch zum Organisten-Dienst geschickt wäre. Er fand selbigen an diesem Siemes, der aber auch geschickter war der Orgel als der Schule vorzustehen. Wie Er denn auch, nach drey Jahren, diesen Dienst wieder verließ und Organist zu Wittstock ward.“




26) Der Name „Caloander“ ist vermuthlich nur die gelehrte Form des Namens „Schünemann“, welchen eine alte angesehene Sternberger Familie führte. Ein Bernd Schünemann stiftete, wie oben erwähnt (Anm. 15), das später s. g. „Schultzen-Lehn, welches Bernhard Caloander im Jahre 1584 auf eine Reihe von Jahren verliehen wurde.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte des Sternberger Schulwesens