Abschnitt 1

Die nachreformatorische Zeit bis zur Aufhebung des Cantorats 1758

Die Schulcollegen

A. Rektoren (seit 1610)


1) Gabriel Rosenow 1610-1622. Er wird dem Herzoge seitens der Prediger mit folgenden Worten denominirt: „Eines Bürgers Sohn alhie, der sich von Geburt auf christlich und woll verhalten, in wollbestelleten particular Schulen in undt außerhalb E. F. G. Lande zimlich sich versuchet, undt nu eine gute Zeit zu Rostock mit besonderm fleiße dem studio philosophico et theologico obgelegen.“ 1622, April 25, wurde er als Pastor nach Eickelberg berufen, „woselbst Er - nach einem alten Verzeichniß der Eickelberger Pastoren - Ao, 1672 d. 29 ten Januar gestorben, da Er 50 Jahr im Ambte, 52 Jahr im Ehstande und 84 Jahr in der Welt gelebet.“ Darnach ist er 1587 oder 1588 geboren, im Alter von 22 Jahren Rektor geworden und hat 1620 mit 32 Jahren als Rektor geheirathet. Ein Sohn, Andreas, 1621 zu Sternberg geboren, ward 1649 Pastor zu Jördensdorf. - Die Familie Rosenow, welche den Namen eines in der Umgegend von Sternberg gelegenen Dorfes führt, gehört vermuthlich ebenso wie die Rüst, Wahmkow, Dämelow, Pritz (s. Lisch, Jahrb. XII, S. 197) zu den ältesten Patricierfamilien von Sternberg; sie ist bis in die neueste Zeit hier ansässig gewesen; der letzte dieses Namens starb als Senator im Jahre 1838, seine Wittwe 1873.


2) Johannes Chelingius 1622-1628, „eines ehrlichen Wismarschen Bürgers Sohn, hat sich mit Empfehlungen des Superintendenten Mag. Nicol. Siegfried und der Prediger daselbst gemeldet, tüchtig im Singen und Predigen.“ Er wurde 1628 als Pastor nach Baumgarten berufen.

3) Michael Rhodius 1628-1641, Predigersohn aus Güstrow. Seine Berufung erfolgte durch Wallenstein. Er erlebte hier das schlimme Jahr 1638, überstand die Nothzeit und wurde 1641 Cantor in Schwerin, später Pastor in Dreveskirchen. Es folgte, wie oben erwähnt, eine Vakanz von über 1 1/2 Jahr.

4) Michael Helbach 1643-1646, ein Thüringer. Weshalb und wohin er nach so kurzer Zeit gegangen, ersehe ich nicht. Franck hat von ihm und seiner sonstigen Wirksamkeit überhaupt keine Kenntniß.

5) Justus Schüßler 1646-1680, gebürtig von Hameln, der Vaterstadt des Pastors Schwabe, durch welchen er nach Sternberg gezogen wurde; zur Zeit seiner Berufung war er 22 Jahre alt; die ersten 5 Jahre war er einziger Lehrer und verwaltete neben dem Rektorat auch das Cantorat. Das Visitationsprotokoll von 1653 sagt von ihm: „hat in trivial Schulen frequentiret zu Hildesheim, Braunschweig und Zelle. Zu Rostock hat er studiret in das vierte Jahr und sich zu der Theologia begeben. - - Ist alhier im officio in das 7 Jahr, ist alt 29 Jahr und hat geheyrathet, aber Er hat noch kein Kindt. - - Sein Zeugniß ist gut ausser dem waß der Pastor Secundus von ihme gezeuget hat.“ Von letzterem nämlich, dem Pastor Johannes Sparbordt, heißt es: „Von den Schul-Collegen sagt Er, daß es mit dem ältesten etwas schlecht seye daher gegangen, Er bessere sich aber.“ Dies bezieht sich vielleicht mit darauf, daß Schüßler im Jahre 1648 einen ärgerlichen Handel hatte mit „Vieth Thun, Bürger zu Ribnitz“, welcher ihn seiner Tochter wegen puncto stupri et sponsaliorum verklagte. Im Uebrigen weiß Franck Rühmliches von ihm zu sagen: „Er stand aber dennoch [trotz seiner Jugend] diesem Ambte sehr wohl für; hatte die Schul-Studia wohl inne; sonderlich die lateinische Poesie; welche Er auch fleißig in der Schule trieb, indem sie damahls noch in hohem Wehrt war. Dagegen die jetzigen Zeiten die aufs höchst gestiegene deutsche Poesie vielmehr belieben. Er fing an, ein eigenes Leichen-Register zu halten, welches Er gantz ordentlich, und mit sauberer Schrifft, biß an sein Ende, fort gesetzet.“ Er hatte mehrere Kinder, von welchen ihn nur ein Sohn überlebte. Er starb hier als Rektor 15. Juli 1680.

6) Martinus Sartorius 1680-1692, über dessen Herkunft ich nichts finde. Er war schon 1677 als Cantor hieher berufen und rückte nach Schüßlers Tode zum Rektorat auf. Franck schreibt von ihm: „Wären seine Leibes-Kräffte so dauerhafft, als sein Fleiß treulich gewesen, so hätte Er viel gutes ausrichten können. Aber es fehlte Ihm am natürlichen Vermögen zu solchem beschwerlichem Ambte. Der Senior Sukow war mit Ihm, wegen seiner wohlgesitteten Lebens-Art gut zufrieden - - - Die Bürgerschafft hatte eine algemeine Liebe für diesen Rectorem.“ Er starb am 25. Mai 1692 „und hinterließ eine Wittwe, welche sich darauf mit einer Mädgen-Schule ernährte.“

7) Georgius Risch 1692-1698, aus Lübz gebürtig. „Er blieb unverehelicht, stand seinem Ambt, mit gutem Ruhm, vor. Daher Er nach 6 Jahren zum Rectore in seinem Vater-Lande verlanget ward. Wie Er sich nun hiedurch verbessern konnte: so zog Er dahin, und ward von da, zu einer benachbarten Pfarre (Barkow), als Pastor, beruffen.“

8) Johann Daniel Sukow 1698-1699, aus Bützow, „welcher, vom Burge-Meister-Ambte alhie, zum Rectorat der Schule beruffen ward.“ Ueber seine nicht uninteressanten Lebensumstände berichtet Franck wie folgt: „Ein Mann von weitläufftiger Gelehrsamkeit, herlichen Natur-Gaben und beständigem Fleiß. Doch aber auch dabey unzufrieden, und daher vielem Glücks-Wechsel unterworffen. Er war in Franckreich gewesen und hatte dieses Landes Sprache so fertig gelernet, daß Er in derselben predigen konnte; zu dem verstand Er Italiänisch und Spanisch, ausser denen Grund-Sprachen, welche die Theologi lernen, und worauf Er sich anfänglich gelegt. Bey dem Graven von Königsmark war Er Secretaire gewesen; nachmals Auditeur unter den Schwedischen Völkern in Bremen; woselbst Er sich auch an eine Wittwe verheyrathet. Hatte schon als Lieutenant capituliret, weil aber was dazwischen kam, so begab Er sich nach Rostock, zehrte von seiner Frauen Mitteln; ward durch Befoderung seines Vettern, des Senioris zu Sternberg, Burge-Meister alhie, wie auch Oeconomus. Da Er denn in kurzer Zeit allerley Unordnung abgeschafft und Gutes dagegen eingeführt, wovon sein neugefertigtes Schoßbuch zu Raht-Hause und seine Registere, bey der Oeconomie, zeugen. Als er hier, bey einer ansehnlichen Leich-Begängnis, parentirte: und dabey so wohl seine angenehme Vortrags-Gaben, als auch seine weitschichtige Gelehrsamkeit äusserte: so bedaureten viele, daß er sein herliches Pfund, bey dem BurgeMeister-Dienst in Sternberg, vergraben solte. Da Er nun in allerley Theologischen Wissenschafften wohlerfahren war: so entschloß Er sich ein geistliches Ambt zu suchen. Weil Er aber wohl wußte, daß man vom BurgeMeister niemand zum Prediger ruffe: so ward Er, auf Zurahten seines Vater-Bruders, mehrgedachten Senioris, alhie Rector. Er verlohr dabey nichts an Einkommen und Würden. Denn ein Rektor hat, mit einem BurgeMeister in kleinen Städten, gleichen Rang; und in Sternberg wohl dreymahl so viel Einkommens, als ein BurgeMeister. Den Oeconomie-Dienst behielte Er dabey. Bey der Schule würde Er ungemein viel Gutes außgerichtet haben, wenn Er Zeit dazu gehabt hätte. Aber so blieb Er hier nicht länger als ein Jahr; indem Er anfänglich zum Pastorat nach Russow, von dem Hrn von Oertz auf Roggow, und, wie seine sonderbahrliche Geschicklichkeit weiter bekannt ward, von dem Hertzoge Friederich Wilhelm, zum Dom-Prediger, nach Suerin, vociret wurde; woselbst er Ao. 1728 gestorben, und von vielen sehr bedauret worden. In seinem Alter zeugete Er, in der andern Ehe, noch 3 Söhne, von welchen Simon Gabriel Sukow, jetzo als Magister, auf der neu angelegten Universitaet Christian-Erlangen, dociret.“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte des Sternberger Schulwesens