Abschnitt 2

Die Zeit der Reorganisation 1803-1850.

Die Lehrer.


13) August Gottlieb Ferdinand Piper, 1847-48 (nur wenige Monate), wird Seminarlehrer in Ludwigslust, später Pastor in Döbbersen (Walter, S. 66 f.)


14) Johann Carl Friedrich Hermann, 1848-51, wird Rektor in Plau, später Pastor in Berendshagen (Walter, S. 13 f.). Mit seinem Fortgange wurde das Conrektorat wieder aufgehoben.

Diese Uebersicht ergiebt, daß der Wechsel der studierten Lehrer verhältnißmäßig nicht häufig war. Da in der Regel die Conrektoren zum Rektorat aufrückten, so waren die einzelnen Lehrer - abgesehen von den Conrektoren der letzten Jahre - ziemlich lange, durchschnittlich etwa 10 Jahre, an der hiesigen Schule thätig. Als Rektoren sind sie, soviel ich sehe, sämmtlich, zum größten Theile aber auch schon als Conrektoren verheirathet gewesen. Alle Rektoren und auch einige der Conrektoren wurden direkt ins Pfarramt berufen, während einige der letzteren in ein anderes Schulamt übergingen. Ihr Alter beim Eintritt in den hiesigen Schuldienst betrug, soweit es mir bekannt geworden, im Durchschnitt 30 Jahre.

C. Küster.


1) Biermann, bis 1814 (siehe oben S. 84). In dem oben erwähnten Verzeichniß, welches etwa von 1810 datiert, wird er folgendermaßen charakterisiert: „von mäßigen Kenntnissen und Gaben, von christlicher Gesinnung und musterhaftem Verhalten“. Er starb 70 Jahre alt.

2) Johann Buchholtz, 1814-23, vorher Bedienter beim Superintendenten Passow, wird 1823 als Küster nach Buchholz versetzt.

3) Friedrich Carl Christoph Krüger, 1823-47, ein Mann von so hervorragender Tüchtigkeit, daß wir ihm eingehendere Worte widmen müssen. Als er starb, wurde sein Tod allerseits mit dem Ausdruck höchster Anerkennung betrauert. Consistorialrath Kleiminger berichtete an die Regierung: „Gestern starb zum großen Leidwesen der hiesigen Kirchen- und Schulgemeinde der vieljährige Küster und Schullehrer Friedrich Krüger hieselbst, der sich durch seine unermüdliche, gewissenhafte Thätigkeit und Berufstreue um Jung und Alt sehr verdient gemacht hat.“ Bürgermeister Wulffleff schrieb: „Muß ich es auch beklagen, daß der allzufrühe Heimgang unsers in jeder Hinsicht ausgezeichneten Küsters und Schullehrers Krüger die Veranlassung giebt u. s. w.“ Und Schulrath Meyer beginnt ein dem Großherzog eingereichtes Promemoria mit den Worten: „Der durch seine Dienstverwaltung, auch durch seinen ehrenwerthen Charakter wirklich ausgezeichnete Küster Krüger in Sternberg ist gestorben.“ Die ältere Generation der Sternberger Bürgerschaft spricht noch jetzt mit Begeisterung von dem „alten Küster Krüger“, bei dem man „was lernen konnte“, und dem mancher „für die empfangenen Hiebe noch heutzutage dankbar“ zu sein bekennt. In der That muß er ein pädagogisches Talent ersten Ranges gewesen sein. - Er war geboren im Jahre 1797 zu Suckow als Sohn des dortigen Webermeisters Johann Joachim Christian Krüger, welcher später zu seinem Sohne nach Sternberg zog und hier 1846 im Alter von 76 Jahren verstorben ist. Ein jüngerer Sohn war der ebenfalls als tüchtiger Pädagog bekannte wail. Cantor Krüger in Proseken. Unser Küster Krüger war, als er im Jahre 1823, im Alter von 26 Jahren, hierher berufen wurde, Lehrer zu Laupin bei Leussow (seit 1820), damals schon verheirathet. Sein hiesiger Vorgänger hatte sich versetzen lassen, weil sein Einkommen hier zu gering war. Das erklärt sich daraus, daß fortwährend concurrierende Nebenschulen ihm seine Schüler und damit das Schulgeld entzogen. Mit Krügers Amtsantritt wurde das anders. Die Zahl seiner Schüler mehrte sich fortwährend. Bald war die Schulstube im Küsterhause zu klein; es mußte 1829 ein Anbau gemacht werden, wodurch sie doppelt so groß wurde. Aber auch so reichte sie für die Menge nicht aus. Im Jahre 1839 zählte die Küsterklasse nicht weniger als 145 Schüler, welche beim Unterricht zum Theil auf dem Flur placiert werden mußten. Daß er eine so große Schaar gründlich und gut unterrichten konnte, erscheint unbegreiflich und ist doch nicht zu bezweifeln. Allerdings hatte er stets Seminar-Präparanden bei sich, welche er mit großem Geschick als Helfer beim Unterricht zu verwenden wußte. Schließlich sind aber seine Erfolge doch nur daraus zu erklären, daß er ein geborener Lehrer war und mit ganzer Seele seinem Berufe lebte. Er starb am Gallenfieber, noch nicht 50 Jahre alt, am 5. April 1847. Der Wittwe wurde ein Gnadenhalbjahr bewilligt. Die Wiederbesetzung verzögerte sich bis zum 1. December.

4) Heinrich Brandt, 1847-57, vorher Lehrer in Cammin bei Laage.

D. Stadtschulhalter.


1) Henning Gottfried Scheel, 1803-21, wird in dem mehrfach erwähnten Verzeichniß folgendermaßen charakterisiert: „von guten Kenntnissen und vorzüglichen Gaben, von christlichem Charakter und exemplarischem Verhalten.“ Von Hause aus war er Schuster und war schon 53 Jahre alt, als er auf Vorschlag des Magistrates zum Lehrer berufen wurde; doch hat er noch fast 20 Jahre hindurch bis an seinen Tod das Lehramt mit ausreichender Tüchtigkeit verwaltet.

2) Friedrich Franz Johann Carl Ratfisch, 1821-52, Bürger und Schuster hieselbst, Lehrersohn aus Goldberg, geboren 1792; er starb am 8. September 1852. Seitdem mit dem Jahre 1823 die Kirche wieder eine Orgel erhalten hatte, übernahm er in Stellvertretung für die beiden studierten Lehrer den ständigen Organistendienst und wurde nach Einführung der neuen Schulordnung noch kurz vor seinem Tode formell als Organist angestellt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte des Sternberger Schulwesens