Geschichte des Landes-Postwesens

Autor: Carl Möller, Erscheinungsjahr: 1897

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Landespostwesen, Rostock, Postgeschichte, Mecklenburg-Schwerin,
Im Laufe des Jahres 1896 war der Verfasser von dem Vorsteher der hiesigen Kaiserlichen Ober-Postdirektion, Herrn Ober-Postdirektor Hoffmann, beauftragt worden, in dem Großherzoglichen Geheimen- und Hauptarchiv Material zu einer Geschichte des früheren Landespostwesens in Mecklenburg-Schwerin zu sammeln. Es war für eine Denkschrift bestimmt, deren Herausgabe bei der Eröffnung des neuen Schweriner Reichs-Postgebäudes geplant war und die inzwischen im April 1897 im Druck erschienen ist. Bei den Nachforschungen im Archive ergaben sich so ausführliche aktenmäßige Nachrichten über das Mecklenburgische Landespostwesen seit dem Anbeginn der Einrichtung der Posten in Mecklenburg, dass deren Verwertung die für die Denkschrift gezogenen Grenzen überschritten haben würde, Der Herr Ober-Postdirektor entschied sich daher dafür, bei der Wiedergabe geschichtlicher Nachrichten in der von ihm herauszugebenden Denkschrift sich auf die örtliche Schweriner Postgeschichte zu beschränken. Er gab aber dem Verfasser die Anregung, die große Fülle des übrigen Materials für eine umfassendere Darstellung der Geschichte des Landespostwesens in Mecklenburg-Schwerin zu verarbeiten. So ist die gegenwärtige Arbeit entstanden. Sie ist nicht allein für den Fachmann geschrieben. Der Verfasser hat sich bestrebt, zum besseren Verständnis des Stoffes auch für größere Kreise, posttechnische Einzelheiten, die lediglich für den Fachmann Interesse haben, nur insoweit zu berühren, als es der Gang der Darstellung erforderte. Deshalb darf gehofft werden, dass die Arbeit auch für den Kulturhistoriker einiges Interesse bieten wird.

Außer dem aktenmäßigen Material sind für die vorliegende Darstellung die beiden verdienstvollen Arbeiten des Oberpostamts-Direktors Flügge "Lose Blätter aus der Rostocker Postchronik" und "Die Mecklenburg-Hamburger Postkurse" benutzt worden.
Inhaltsverzeichnis
    Botenanlagen in Mecklenburg-Der Herzöge
    Einrichtung von Postanlagen-Eigene
    Einrichtung von Postanlagen-Eigen-Mecklenburg-Schwerin
    Einrichtung von Postanlagen-Eigene-Mecklenburg-Güstrow
    Einrichtung von Postanlagen-Fremde-Brandenburg
    Einrichtung von Postanlagen-Fremde-Hamburg
    Einrichtung von Postanlagen-Fremde-Schweden
    Einrichtung von Postanlagen-Allgemeiner Zustand der Postanstalt
    Postwesen 1701-1785-Landespost-1701-1713
    Postwesen 1701-1785-Landespost-1713-1735
    Postwesen 1701-1785-Landespost-1735-1747
    Postwesen 1701-1785-Landespost-1747-1756
    Postwesen 1701-1785-Landespost-1756-1785
    Postwesen 1701-1785-Fremde Posten-Brandenburg
    Postwesen 1701-1785-Fremde Posten-Hamburg
    Postwesen 1701-1785-Fremde Posten-Schweden
    Postwesen 1701-1785-Allgemeiner Zustand der Postanstalt
    Postwesen 1785-1842-Landespost-1785-1837
Die Entwicklungsgeschichte des ehemaligen Landespostwesens in Mecklenburg-Schwerin bildet ein getreues Spiegelbild der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes.

Letztere vollzog sich seit dem 17. Jahrhundert unter schwierigen Verhältnissen. Langwierige Zwistigkeiten zwischen Fürsten und Ständen untergruben das Ansehen und die politische Stellung Mecklenburgs gerade zu einer Zeit, als die Nachbarstaaten nach dem dreißigjährigen Kriege den Grundstein zu ihrer späteren Größe legten. Die inneren Wirren im Lande ließen die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht zu ruhiger Entfaltung gelangen, so dass Mecklenburg jahrzehntelang des erforderlichen Rückhalts entbehrte, der es bei dem Aufstreben der Nachbarstaaten vor der Erdrückung zu bewahren vermochte. Deshalb konnte es nicht ausbleiben, dass Brandenburg, Hannover, Dänemark und Schweden, unbekümmert um die staatliche Selbständigkeit Mecklenburgs, ihre langdauernden Kämpfe um die Vorherrschaft in Niederdeutschland wiederholt auf mecklenburgischem Boden ausfochten, dass fremde Staaten, voran Preußen und Hannover, handelnd in die inneren Landesverhältnisse eingriffen und zum Entgelt für ihre Vermittlerrolle mecklenburgisches Gebiet in Besitz hielten, dass endlich Mecklenburg durch die Leiden des siebenjährigen Krieges an den Rand wirtschaftlichen Untergangs kam.

Zwiespalt im Innern und verderbliche Einflüsse von außen, das waren in der Hauptsache die Krebsschäden, welche länger als ein Jahrhundert an dem Mark des mecklenburgischen Staatslebens zehrten, bis schließlich am Ausgange des vorigen Jahrhunderts geordnete Verhältnisse eintraten, die fremden Einflüsse mehr und mehr verschwanden, und für Mecklenburg sowohl in politischer als in wirtschaftlicher Beziehung eine neue, bessere Zeit anbrach, wenn es auch noch vieler Mühe und jahrelanger Arbeit bedurfte, um die Spuren des einstigen Niedergangs zu verwischen.

Denselben Entwicklungsgang machten die Postanlagen in Mecklenburg durch.

Zwar waren auch in Mecklenburg die Herzöge Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin und Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow bald nach dem dreißigjährigen Kriege bestrebt gewesen, das schwer heimgesuchte Land wieder emporzubringen und den darniederliegenden Handel und Verkehr namentlich durch Einrichtung eigener Postanlagen zu heben.

Aber wenn auch die Landesposten Wurzel fassten, so konnten sie doch lange nicht zu rechter Entfaltung gelangen, weil infolge der politischen Ereignisse die Ruhe des Landes bis über die Mitte des vorigen Jahrhunderts hinaus gestört war. Dazu kam, dass fremde Staaten, vor Allem Brandenburg-Preußen und Schweden, von Anfang an gerade auf den Hauptverkehrsstraßen im Süden und Norden wichtige Postkurse durch Mecklenburg leiteten, welche trotz aller Bemühungen der Herzöge in Mecklenburg festen Fuß fassten und, wenn sie auch dem Lande als Ganzem von Nutzen waren, doch eine erdrückende Konkurrenz zum Nachtheil der Landesposten ausübten.

Und wie die politische Entwicklung Mecklenburgs auch durch innere Wirren gehemmt wurde, so entstand in ähnlicher Weise den jungen Postanlagen der Herzöge auf dem Lande selbst ein schlimmer Feind in dem weitverzweigten Fuhrgewerbe, welches bisher schlecht und recht den Landtransport vermittelt hatte und nun nach Einrichtung der Posten unter dem Schutze der Landstände und der Seestädte Wismar und Rostock jahrelang den Wettbewerb mit den Landesposten aufnahm, ohne dass der Einfluss der Herzöge vermocht hätte, die Posten von dieser Konkurrenz frei zu machen. Erst am Schlusse des vorigen Jahrhunderts begann ein allmähliches Zurückweichen der fremden Posten aus dem Lande. Ebenso trat der Wettbewerb des Fuhrwesens mehr und mehr in den Hintergrund. Nur die preußischen Posten im Süden Mecklenburgs blieben in altem Umfange von Bestand; aber ihre Konkurrenz machte sich von Jahr zu Jahr weniger fühlbar, weil die Neuzeit mit ihren umfassenderen Verkehrsbeziehungen den Posten neue Aufgaben zuwies, vor denen jeder Gedanke an eine Rivalität zwischen mecklenburgischen und preußischen Posten zurücktreten musste.

Die zahlreichen gleichartigen Momente, welche in der Geschichte Mecklenburgs und der seiner Landesposten seit dem Ausgange des dreißigjährigen Krieges bis zur Neuzeit in die Erscheinung treten, sind an sich schon geeignet, der Entwicklungsgeschichte unseres heimischen Postwesens das allgemeine Interesse zuzuwenden; in noch höherem Maße dürfte das Interesse für die Landespost aber deswegen rege werden, weil in ihrer Entwicklungsgeschichte ihr hoher Wert als Wirtschafts- und Kulturelement zu Tage tritt, und die mannigfachen Wechselwirkungen zwischen den politischen und wirtschaftlichen Bewegungen früherer Zeiten ihren sprechenden Ausdruck in der jeweiligen Gestaltung und den Erträgnissen der Landesposten finden.

Und last not least , die Postgeschichte von Mecklenburg-Schwerin liefert leider auch den Beweis, dass bis in dieses Jahrhundert hinein das Interesse an öffentlichen Fragen wie in anderen deutschen Staaten ebenso auch in Mecklenburg an den Landesgrenzen halt machte, dass über der einseitigen Interessenpolitik der einzelnen deutschen Regierungen der Sinn für allgemeine deutsche Interessen in den Hintergrund treten musste, bis die neuere Zeit mit ihren größeren politischen Fragen und ihrem umfänglicheren Wirtschaftsbetriebe der Zersplitterung Deutschlands ein Ende bereitete.

Die ehemalige Landespost in Mecklenburg-Schwerin hat schon vor annähernd 30 Jahren aufgehört zu bestehen. Manche der Zeitgenossen werden sich ihrer noch erinnern als eines Zeugen der alten Territorialherrlichkeit Mecklenburgs in unlängst entschwundener Zeit; für sie wie für die Jüngeren, welche nur das gewaltige Wirken der deutschen Reichspost beobachten konnten, wird der Rückblick auf frühere Kulturzustände des Landes und der dadurch ermöglichte Vergleich des Verkehrs- und Beförderungswesens von sonst und jetzt nicht ohne Interesse sein.

Schwerin - Totalansicht

Schwerin - Totalansicht

Teterow - Hechtbrunnen

Teterow - Hechtbrunnen

Dargun, Ostseite der Kirche

Dargun, Ostseite der Kirche

Kurhaus

Kurhaus

Schweriner Schloss

Schweriner Schloss