Abschnitt 2

Postwesen 1785-1842-Landespost-1785-1837


Die subordinirten Postämter hatten aber nicht nur die herrschaftlichen sondern auch die Verlagsgelder unter Siegel setzen lassen, und bald nachher nahm ein dazu angestellter Receveur alle Kassen in Empfang."


Im Jahre 1806/7 flossen nur 11000 Rthlr. zur herzoglichen Kasse, während das Jahr vorher noch 21360 Rthlr. gebracht hatte. Um das Elend voll zu machen, war nun auch noch die Kontinental.-Sperre verhängt durch Decret der französischen Regierung vom 21. November 1806. Im Dezember wurde sie für Meklenburg veröffentlicht. Durch die Sperre wurde den Einwohnern alle Verbindung und jeder Handelsverkehr mit England ohne Ausnahme verboten. Für die Postanstalten enthielt die Verordnung die Sonderbestimmung, daß alle Briefe und Packete aus England, oder an einen Engländer gerichtet, oder auch nur in englischer Sprache geschrieben, angehalten und an die Regierung eingereicht werden sollten. Der Schlag war hart für den meklenburgischen Handelsstand und seine Wirkungen zeigten sich sofort in dem Zurückgehen des Postverkehrs von Meklenburg nach Hamburg.

Inzwischen war der Friede von Tilsit geschlossen worden. Herzog Friedrich Franz gelangte wieder in den Besitz seines Thrones. Am 11. Juli kehrte der Herzog in sein Land zurück. Schon unter dem 6. Juli war von der Regierung angeordnet worden, daß "nach Wiederherstellung Sr. regierenden Durchlaucht in den Besitz ihrer Staaten" die Verordnungen aus dem Dezember 1806 wegen Enthaltung vom Gebrauch des herzoglichen Namens und Wappens wieder aufgehoben würden und die statt dessen aufgestellten französischen Adler in aller Stille abgenommen werden sollten.

Die Freude über den Abzug der Franzosen aus Meklenburg war indeß nicht von langer Dauer, denn am 22. März 1808 mußte Meklenburg-Schwerin dem Rheinbunde beitreten, sodaß damit die absolute Selbstständigkeit Meklenburgs verloren war. Die Kontinental-Sperre wurde nun schärfer durchgeführt als zuvor. Die Postämter erhielten Anweisung, alle verdächtigen Briefe überhaupt anzuhalten und einzureichen. Nach den Akten ist mancher Brief auf seinem Wege aufgehalten worden und hat nie seinen Vestimmungsort erreicht. Die Briefe wurden geöffnet und dann entweder beseitigt oder nachträglich zur Beförderung zugelassen. Aber im Allgemeinen ließen es doch die meklenburgischen Postbeamten an der nöthigen Lust zu solchem Spionierdienst fehlen, trotzdem zahlreiche Verordnungen der Regierung in den härtesten Ausdrücken die Wachsamkeit der Postorgane im Interesse des Staates zu erhalten suchten.

Während so der französische Einfluß auf die Postverwaltung auch innerhalb Meklenburgs immer mehr zu Tage trat, drohte dem meklenburgischen Postamt in Hamburg und den Meklenburg - Hamburger Postkursen außerhalb der Landesgrenzen bereits seit geraumer Zeit ernste Gefahr. Zu Anfang des Jahres 1807 hatten die Franzosen nämlich das taxis'sche und preußische Postamt in Hamburg aufgehoben. An Stelle derselben war ein großherzoglich bergisches Postamt eingerichtet worden.

Der damalige französische Intendant von Meklenburg, Brémond, theilte der Regierung das bezügliche Dekret unter dem 11. Februar mit und verlangte sofortige Unterdrückung des direkten Korrespondenzverkehrs zwischen den inländischen Postanstalten und dem meklenburgischen Postamte in Hamburg. 1)

Gleichzeitig hatte der französische Ministerresident in Hamburg, Bourienne, den Postmeister Pauly angewiesen, alle meklenburgischen Briefe vom 15. Februar ab an das bergische Postamt abzuliefern.

Wenige Tage darauf lief bei Pauly die Mittheilung des bergischen General-Postdirektors Dupreil ein, daß nach der Absicht des Kaisers das meklenburgische Postamt in Hamburg rücksichtlich der Briefpost mit dem bergischen Postamte vereinigt werden solle, infolgedessen die Rechnung für die meklenburgische Verwaltung mit dem 14. Februar zu schließen sei. Der Postinspektor Lindemann (früher Postsekretär im Taxisschen Postamte) war beauftragt die Ausführung dieser Maßregel zu übernehmen. Die Expediton der Fahrposten sollte dagegen provisorisch in gewohnter Ordnung fortdauern.

Am 15. Februar schloß Lindemann die Bücher bei dem meklenburgischen Postamte und ordnete die weitere Rechnungslegung für die französische Regierung an.

Damit war die Lebensader des meklenburgischen Postkursnetzes durchschnitten. In Schwerin war man nichtsdestoweniger guter Hoffnung; denn da der Fahrpostverkehr nach wie vor der meklenburgischen Post überlassen blieb, auch die Aufhebung des Postamts in Hamburg nicht geradezu ausgesprochen war, so hoffte man, die Angelegenheit durch kommissarische Berathung in einer für Meklenburg günstigen Weise regeln zu können.

Der Kanzleirath Bouchholz erhielt den Auftrag, in Hamburg die erforderliche Verhandlung einzuleiten. Schon bei der ersten Unterredung mit Dupreil gewann er die Ueberzeugung, daß es auf die Beseitigung des meklenburgischen Postamts in Hamburg abgesehen war, da die bergische Postverwaltung die uneingeschränkte Ausübung des Postregals in Hamburg für sich in Anspruch nahm. Die preußischen, hannoverschen und braunschweigischen Postämter waren bereits unterdrückt worden, aber von der hannoverschen und braunschweigschen Regierung waren schon Verhandlungen wegen Wiedereinrichtung ihrer Postanstalten in Hamburg mit dem französischen Minister Bourienne angebahnt worden. Bouchholz hielt es daher für angemessen, sich mit den Bevollmächtigten dieser Staaten, von Hinüber für Hannover und Henneberg für Braunschweig, wegen gemeinsamen Vorgehens bei Bourienne zu verständigen. Hinüber verhieß auch, sich der meklenburgischen Interessen anzunehmen. Als Bouchholz dann aber für den Fall des Mißlingens von Hannover weitläufige Zugeständnisse zu Gunsten der meklenburgischen Postverwaltung zu erlangen suchte, die der augenblicklichen politischen Lage allerdings nicht recht entsprachen, lehnte von Hinüber weitere Verhandlungen mit Bouchholtz überhaupt ab, da es naturgemäß für Hannover allein schon Mühe genug kosten mußte, zu retten, was noch zu retten war.

Als dann aber die Verhandlungen zwischen Hinüber und Dupreil zu keinem Ergebniß führten, glaubte auch Bouchholtz von weiteren Schritten absehen zu können, zumal auch dem regelmäßigen Gange und der Expedition der meklenburgischen Fahrposten Hindernisse irgend welcher Art nicht in den Weg gelegt wurden; er kehrte nach Schwerin zurück.

Bald regte die bergische Verwaltung die Sache indessen erneut an. Der Legationsrath und Postmeister Pauly in Hamburg erhielt den Auftrag, die Verhandlungen für Meklenburg zu führen und sich dabei gleichfalls der Vermittlung Hannovers zu bedienen. Diese Weisung hatte nach dem Voraufgegangenen ihre sehr bedenkliche Seite, aber die meklenburgische Regierung schien die Absicht Hannovers, die preußische Erbschaft auf dem Kurse nach Hamburg mindestens bis Boizenburg zu übernehmen, nicht verstehen zu wollen. Um so größer war die Enttäuschung, die dem Eingreifen des Postmeisters Pauly folgte. Kurz vorher hatten sich nämlich Hinüber und Dupreil dahin geeinigt, daß die Einrichtung und Beförderung aller Fahrposten von Hamburg nach Hannover, Braunschweig, Preußen und Meklenburg der hannoverschen Verwaltung überlassen werden sollte. Zu dem Zweck hatte letztere nach Beseitigung der fremden Postanstalten in Hamburg ein General-Postfuhramt einzurichten. Am ersten Ostertage 1807 erhielt Pauly durch .Hinüber und Dupreil von den Abmachungen offiziell Kenntniß mit dem Bemerken, daß mit der Expedition der Briefpost fernerhin außer der Stadtpost nur das bergische Postamt Befassung hätte, daß dagegen die gesammte Fahrpost von der Hannoverschen Verwaltung besorgt werde. Die hierzu erforderlichen Verhandlungen mit Meklenburg mußten aber vor der Hand noch einige Wochen ausgesetzt bleiben, da zunächst die Verbindung bis Lenzen 2) geordnet werden sollte. Wegen der Durchführung der Kurse durch Meklenburg wurde eine "nachbarliche" Uebereinkunft in Aussicht gestellt. Die meklenburgische Korrespondenz sollte demnächst zweimal wöchentlich zwischen Boizenburg und Hamburg zusammen mit den Briefschaften für Preußen durch eine Reitpost Beförderung erhalten, und es wurde im Anschluß an diese Abmachung als ausgemachte Sache verabredet, daß zwischen Boizenburg und Schwerin ein Estaffettendienst zur Fortschaffung der meklenburgischen Korrespondenz einzurichten sei. Wegen des Kostenpunktes schlug Hinüber dann noch vor, Kosten und Erträge der neuen Hamburg - meklenburgischen Kurse halbschiedlich zwischen Hannover und Meklenburg zu theilen. Das Einzige, was Pauly erreichte, war das Zugeständniß, daß das herzogliche Postamt solange in den bisherigen Räumen in Thätigkeit bleiben könnte, bis für das neue bergische Postamt ein geeignetes Unterkommen beschafft sei.




1) Sa Majesté vient d'ordonner, que tous les bureaux de poste, qui se trouveront sous la Direction du Prince de la Tour et Taxis de même que tous les bureaux particuliers de ce service reçoivent dorénavant la correspondance par les bureaux de S. A. le Grand-Duc de Berg. J'ai donc l'honneur de vous inviter, Messieurs, à supprimer la correspondance directe de ce pays avec Hamhourg et de donner vos ordres pour qu'elle se fasse avec le bureau de S. A. le Grand-Duc de Berg, sans que ce changement puisse apporter aucun retard dans l'activite de ce service.
2) Die Berlin - Hamburger Posten endigten damals bei Lenzen, wo ein Grenzpostamt eingerichtet worden war.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte des Landes-Postwesens