Postwesen 1701-1785-Fremde Posten-Lübeck

III. Das Postwesen in Meklenburg - Schwerin von 1701 bis 1785.

2. Fremde Posten in Meklenburg - Schwerin.


d. Lübecker Posten in Meklenburg.

Die Lübecker Postkurse nach Wismar und Boizenburg erlitten während der Anwesenheit der dänischen und preußischen Truppen in Meklenburg in den Jahren 1715 und 1716 eine längere Unterbrechung. Während die verbündeten Truppen in diesen Jahren vor der schwedischen Stadt Wismar lagen, machte der meklenburgische Hof Anstrengungen, in den Besitz der Lübecker Postkurse zu kommen. Seinen Bemühungen wurden auch von den dänischen und preußischen Heerführern, solange die Belagerung deren ganze Thätigkeit in Anspruch nahm, keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt; aber gleich nach dem Fall Wismars traten die Lübecker Posten, nicht ohne Begünstigung der dänischen Regierung, wieder in Wirksamkeit.

Erst der Postdirektor von Schütz brachte die Angelegenheit im Jahre 1726 zur Sprache. Auf seine Anregung untersuchte die Exekutionskasse die Rechtsgrundlagen für das Bestehen der Post auf meklenburgischem Gebiet und erhielt vom Gewett zu Lübeck ein Schreiben unter dem 23. März, "daß gleichwie man solcherwegen in geruhiger mehr denn 40jähriger von denen Hertzogen zu Meklenburg nicht contradicirter noch sonst veränderter possession sei, auch von keinen excessibus etwas wisse, also werden die Kassendirektores damit alles in statu quo belassen, bei sothanen Umständen auch keine editionem etwaiger documentorum verlangen."

Von Schütz erreichte auch thatsächlich nichts, was den Bestand der Posten hätte ändern können, dafür zeigte aber der Lübecker Magistrat Entgegenkommen in weitem Umfange, indem er das Briefporto zwischen Lübeck und Schwerin von 1 auf 2 ßl. zu erhöhen versprach und den dänischen Postinspektor Hëus, welcher die holsteinschen Posten gepachtet hatte, vermochte, Briefe aus Dänemark und Holstein nach Pommern und Brandenburg in Hamburg dem meklenburgischen Postkontor zuzuführen. Letzteres geschah auch, ersteres aber blieb Versprechen, da von den Exekutionshöfen eine Antwort auf das Gesuch der Kassendirektoren nicht einlief. Erst die Hauptpostkommission lenkte die Aufmerksamkeit der Regierung im Jahre 1767 auf den nun bald hundertjährigen Gebrauch, wonach ein Brief auf der 8 Meilen langen Strecke von Schwerin nach Lübeck - d. h- 2 sog. Stationen von je 4 Meilen - nur 1 ßl. kosten solle. Thatsächlich wurde jetzt zwischen den Regierungen in Schwerin und Lübeck die Portoerhöhung von 1 auf 2 ßl. beschlossen; sie fand auch in der Taxe von 1770 Berücksichtigung.

Herzog Friedrich von Schwerin ließ, wie schon früher bezüglich der preußischen, Hamburger und schwedischen Posten auf meklenburgischem Gebiet, aktenmäßige Feststellungen auch über die Entstehung der Lübecker Postkurse in Meklenburg vornehmen; mangels ausreichenden Materials mußte die Sache aber einstweilen auf sich beruhen, und erst seinem Nachfolger in der Regierung war es vergönnt, praktische Erfolge aus diesen Erhebungen durch die Beseitigung der Mehrzahl dieser fremden Kurse zu ziehen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte des Landes-Postwesens