Abschnitt 1

Einrichtung von Postanlagen-Fremde-Schweden


II. Einrichtung eigener und fremder Postanlagen
in Meklenburg. (Von 1645 bis 1701.)


2. Fremde Posten in Meklenburg und ihr Verhältnis zur Landespost.

c. Schwedische Posten.

Der Ursprung der schwedischen Postanlagen in Meklenburg läßt sich bis in den dreißigjährigen Krieg zurück verfolgen.

Die Krone Schweden hatte durch ihr bewaffnetes Einschreiten die Vorherrschaft in Niederdeutschland erlangt und auf größere Gebietstheile an der deutschen Ost- und Nordseeküste die Hand gelegt, dahin gehörten Pommern mit Stettin, die Herrschaft Wismar und die Fürstenthümer Bremen und Verden. Durch den westfälischen Frieden wurde Schweden der Besitz dieser Länder bestätigt.

Schon im Jahre 1633 waren die von schwedischen Truppen occupirten Gebietstheile in Niederdeutschland durch besondere Postkurse verbunden, welche Aktennachrichten zufolge sogar dem öffentlichen Verkehr dienten. Die Kriegswirren machten den Anlagen aber bald ein Ende.

Von Leipzig aus beauftragte später im Jahre 1646 der schwedische Generalgouverneur in Deutschland, Linnart Torstensohn, einen gewissen Vollrath Happach aus Riga in Livland, mit Rücksicht "auf den von ihm bishero in Aufrichtung und Beförderung dieses ersprießlichen Werks erwiesenen unverdrossenen Fleiß, das Postwesen und dessen Expedition in Pommern und Meklenburg auch außerhalb dieser Lande in Teutschland und wo etwann der Zeit und Gelegenheit nach die Posten hiezu befordern, welchem zufolge er schuldig seyn soll, solch Werk mit getrewen und bekanten Leudten, wie nichts minder gutten Pferden auf seine eigene Kosten sowol hin als wieder zurück dergestalt zu bestellen, daß die abgehenden und ankommenden Posten wöchentlich ihre gesetzte Tage und Stunden unfehlbar ankommen und unverzüglich wieder abreisen sollen und können; . . . desgleichen soll auch gemelter Vollrath Happach befugt sein, wo er an Ohrten und Stellen Posten, die nicht richtig und zu der Länder Wolfahrt nützlich angelegt sein mögten, befinden mögte, dieselbigen abzuschaffen, zu verrücken und nach seinem Gutachten zu Fuße oder zu Pferde zu bestellen: vor welche seine habende Mühe vnd Vnkosten ihme seine Bestallung in einem absonderlichen Kontrakt sol gemachet und gereichet werden."

Happach war in einem besonderen Schreiben Torstensohns dem Schutze und Wohlwollen aller hohen und niederen Offiziere, der Kommandanten der Orte und Läinder, durch welche die Posten gehen würden, empfohlen mit der Aufforderung, "dem Happach und seinen Bedienten bey Tag und Nacht unverzüglich beförderlich zu sein."

Die neue Post, die auf Grund dieser Verordnungen durch Meklenburg geleitet wurde, kursierte zweimal wöchentlich am Mittwoch und Sonnabend von Hamburg nach Danzig und berührte Lübeck, Wismar, Rostock, Demmin, Stettin und Zanow. Die ganze Reise wurde von der reitenden Post in 6 Tagen zurückgelegt. Der Kurs war so geregelt, daß der jede Woche zwei Mal in Hamburg verkehrende Bote von Amsterdam regelmäßigen Anschluß fand. Vor der Einrichtung des Kurses bat Happach Herzog Adolf Friedrich um Zulassung der Post auf meklenburgischem Gebiet im October 1646 in der Hoffnung, daß der Herzog "solch dero fürstlichem Hause, Ritterschaft und semptlichen Vnterthanen auch Benachbarten hoch beförderliches und ersprießliches Werk sich gnädig werden belieben lassen." Er beabsichtigte, von fünf zu fünf Meilen ein Posthaus einzurichten, und bat den Herzog, "da solches zu aller reisenden Persohnen auch commercien Beförderung gereichet," um Ausstellung eines offenen Patents an Beamte und Städte in Meklenburg, um für sich und seine "Postverwanten" alle Beförderung zu erhalten. Das Patent wurde in der erbetenen Form ertheilt und die Post trat ins Leben. Im Jahre 1648 fertigte Bernd Stellmann in Rostock als Stettinscher Postmeister die Post ab. Bei seinem Tode (1660) wurde die Abfertigung der Post an die Postverwalter der Hamburger Botenpost, die nachmaligen fürstlichen Postverwalter Bahlemann und Schwengel übertragen, die auch später noch das Amt mitverwalteten.

Während der siebenziger Jahre, als Schweden mit Dänemark, Brandenburg und Polen im Kriege lag, war der Betrieb der Post ganz unterbrochen; erst aus dem Jahre 1678 finden sich wieder Nachrichten von der neuangelegten Kgl. schwedischen fahrenden Post nach Stralsund und Stettin. Sie kursirte zweimal wöchentich von Hamburg über Grande, Schmielow, Gadebusch, Wismar, Altkarin auf Rostock. Hier trennte sich der Kurs nach Norden auf Stralsund zum Anschluß an den Seekurs Stralsund - Ystadt, nach Südosten über Demmin, Anklam, Ueckermünde auf Stettin.

Bald aber hatte sich das Kriegsglück zum Nachtheil Schwedens gewendet. Der große Kurfürst hatte ganz Pommern in Besitz genommen, sodaß die schwedische Post Ende des Jahres 1678 wieder einging. Aber der Friedensschluß zu St. Germain en Laye entriß Brandenburg alle gewonnenen Vortheile, Pommern wurde wieder als schwedischer Besitz anerkannt. Zunächst versuchte die schwedische Regierung nun, ihren alten Postkurs nach Wismar und Hamburg wiedereinzurichten.

Eine Anfrage bei den meklenburgischen Höfen, ob die Post durch deren Gebiet geleitet werden dürfe, fand hier zunächst verschiedene Beurtheilung. Christian Louis sprach sich dem Herzog von Güstrow gegenüber zustimmend aus: "weil das Postwesen als ein gemeinnütziges Werk billig nicht zu hindern, vielmehr aller Orthen zu befördern, so zweifeln wir nicht, E. Lbd. werden mit Unß der Meinung sein, daß dem Suchen zu deferiren sei." Herzog Gustav Adolf, welcher sich zuerst ablehnend ausgesprochen hatte, scheint dem Project nun auch zugestimmt zu haben, denn in den Akten findet sich der Entwurf zu einem gemeinsamen Schreiben der meklenburgischen Höfe nach Stettin, in dessen Eingang hervorgehoben wird, daß, nachdem der liebe Gott den Frieden wiedergebracht habe, die Genehmigung zur Einrichtung der Post ertheilt werde, und der Postillon Tag und Nacht in Rostock einfahren dürfe, sobald er vor der Stadt ein Zeichen gebe.

Von langem Bestand scheint diese neu angelegte Post aber nicht gewesen zu sein, vielleicht mochte sie auch den Ansprüchen des Königs Karl XI. von Schweden, der auf die Vervollkommnung und Ausbreitung des Post- und Verkehrswesens, wie überhaupt auf die innere Organisation seines Reiches große Sorgfalt verwandte, nicht vollkommen genügen; jedenfalls berichten die Akten von der in seinem Auftrage bewirkten Neueinrichtung einer Post zwischen Hamburg, Stralsund und Stettin über Wismar und Rostock. Unter dem 7. März 1684 theilte er dem in Paris weilenden Herzog Christian Louis mit, "welchengestaIt Wir eine newe fahrende Post von Unserem in Hamburg habenden Postkontor ab über Pommern und von dannen weiter zu Wasser mittels denen dazu schon eingerichteten Fahrzeugen anhero nach Unserem Reiche angeleget. Gleichwie nun dieselbe in solchem ihrem Lauf unumgänglich einen Theil E. L. Lande und Städte berühren muß, so sind Wir dannenhero veranlaßet worden, E. L. hierdurch . . . zu ersuchen, . . . die Verordnung ergehen zu lassen, damit solche fahrende Post frey und ungehindert passiren und derselben aller geneigter guter Wille und Beförderung erwiesen werden möge, und zweifeln wir an E. L. guten Willfährigkeit hierunter soviel weniger, als es E. L. Landen und Unterthanen hoffentlich in vielen zuträglich und nützlich sein wirdt, Wir auch alle Gelegenheit ergreifen werden, E. L. Unsere Erkenntlichkeit desfalls in der That zu bezeugen." Ein Schreiben gleichen Inhalts ging auch an den Güstrower Hof. Ueberdies theilte Karl XI. seinen Plan auch dem Rath zu Rostock mit.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte des Landes-Postwesens