Abschnitt 3

Einrichtung von Postanlagen-Fremde-Brandenburg


Gegen Ende des 17. Jahrhunderts traten die drei Höfe wegen der Post noch einmal in Korrespondenz. In Boizenburg war bereits, wie wir oben gesehen haben, seitens der Güstrower Regierung ein Postmeister bestellt; im Jahre 1696 verwaltete das Amt der Postmeister Mumme. Auch ein brandenburgisches Kontor befand sich in Boizenburg, welches der Bürgermeister und Postmeister Lembcke verwaltete. Letzterer war damals "wegen Wunderlichkeit unbrauchbar" geworden, und an Mumme war die "Beobachtung der brandenburgischen Post mit committirt worden." Aus welchem Grunde damals nicht ein eigener brandenburgischer Postmeister wieder bestellt wurde, läßt sich nicht mehr feststellen; es hatte vermuthlich Herzog Friedrich Wilhelm von Schwerin, dem um diese Zeit das nach Gustav Adolfs Tode heimgefallene Herzogthum Güstrow zugesprochen war, in Berlin gegen die Haltung eines eigenen brandenburgischen Postkontors und Postmeisters erfolgreich Protest erhoben, denn man forderte von Mumme, als er von Brandenburg zur Besorgung der Berliner Post bestellt war, keine Eidesleistung für den Kurfürsten, sondern nur die Unterzeichnung eines Reverses, daß "er die Posten treulich besorgen wolle."


Für Meklenburg war dieser Ausgang der Angelegenheit insofern wichtig, als späteren Versuchen der Krone Preußen, in Boizenburg doch wieder eigene Postmeister zu ernennen, jedesmal seitens der meklenburgischen Regierung unter Hinweis auf den vorliegenden Fall erfolgreich vorgebeugt werden konnte, sodaß für die meklenburgischen Postmeister in Boizenburg die Abfertigung der preußischen Posten künftig zwar die Hauptarbeit ausmachte, aber als Nebenamt galt, zu dessen Verwaltung sie gleichzeitig für den König von Preußen in Pflicht genommen wurden.

Außer der Berlin - Hamburger Post berührte noch die 1681 vom großen Kurfürsten eingerichtete, zwei Mal wöchentlich kursirende "geschwinde Post" von Magdeburg nach Hamburg den Ort Boizenburg. Seitens der dem niedersächsischen Kreise angehörigen Staaten hatte man ihrer Einrichtung von Anfang an nicht gerade günstigen Auges zugesehen, denn die weitverzweigten, wohlorganisirten brandenburgischen Postanlagen arbeiteten mit erstaunlicher Sicherheit und zogen naturgemäß den ganzen Verkehr einer Gegend an sich, häufig auch wohl aus nicht brandenburgischen Gebietstheilen. Dieser Grund trat in den Erörterungen der Kreisstaaten über die post allerdings nicht offen hervor, sondern man deckte sich bei den offenen und versteckten Versuchen zur Schädigung der kurfürstlichen Post mit dem Einwand, daß die um diese Zeit in MitteldeutschIand grassirende Viehseuche durch die brandenburgischen Posten auch nach Norddeutschland verschleppt werden könnte.

Die Post kam aber dennoch in Aufschwung und hatte bald so erheblichen Verkehr aufzuweisen, daß der große Kurfürst im Jahre 1685 beschloß, außer der geschwinden noch eine langsamere, gleichfalls 2 Mal wöchentlich kursirende Post von Magdeburg nach Hamburg anzulegen. Um der Post einen möglichst großen Zugang an Frachtgütern und Personen zu verschaffen, nahm die am Montag aus Magdeburg abgehende langsame Post ihren Weg über Havelberg und Perleberg auf Boizenburg, die Post, welche am Donnerstag abging, den Kurs über Salzwedel und Lüneburg auf Boizenburg. In Boizenburg hatte der für die Berlin - Hamburger Post eingesetzte Postmeister auch die Abfertigung der Magdeburger Post zu besorgen.

Es ist von Interesse, hier hervorzuheben, daß im Jahre 1685 demnach der Ort Boizenburg wöchentlich bereits von 18 preußischen Posten berührt wurde, so daß durchschnittlich fast 3 preußische Posten des Tages durch Boizenburg gingen.

Ueber das Verhältniß der Magdeburger Post zu Meklenburg sind Nachrichten nicht aufbewahrt worden, da die meklenburgischen Höfe der Post, trotzdem ihr eigener Postmeister in Boizenburg sie mitverwaltete, keine weitere Beachtung schenkten; inwieweit die Post wirthschaftliche Vortheile für Meklenburg gehabt hat, läßt sich daher nur vermuthen.

Erwähnung verdienen hier noch zwei Projecte der brandenburgischen Regierung, über meklenburgisches Gebiet Postkurse anzulegen, nämlich eine Post von Berlin über Neubrandenburg nach Stralsund und eine andere Post von Demmin über Rostock auf Lübeck. Die Akten berichten über diese Posten, daß im Jahre 1679 in Neubrandenburg ein brandenburgischer Postmeister bei Bürgermeister und Rath vorstellig geworden war, der von Berlin nach Stralsund einzurichtenden Post den Durchgang durch Neubrandenburg bei Tag nnd Nacht zu gestatten. Herzog Gustav Adolf von Güstrow ordnete an, daß "ermelte Post allemahl so Tages als Nachts durchgestattet und keineswegs aufgehalten werden solle." Die Post sollte zweimal wöchentlich kursiren.

Ueber das zweite Project schrieb der brandenburgische Obristwachtmeister von Bredow an das meklenburgische Amt Dargun, daß die Stettinsche Post auf Rostock und Lübeck zwar noch nicht angeordnet sei, daß die Postillone zwischen Stettin, Stralsund und Rostock aber schon in Bereitschaft lägen, auf Befehl sofort die Postfahrten aufzunehmen.

Ob beide Posten in Thätigkeit getreten sind, lassen die Akten nicht erkennen, es muß aber bezweifelt werden mit Rücksicht auf die politischen Ereignisse des Jahres 1679. Die Projecte entstammten der Zeit, als der große Kurfürst die Schweden niedergeworfen und aus ihren pommerschen Besitzungen verdrängt hatte und er hoffen durfte, als Frucht seiner Siege Schwedisch-Pommern seinem Staate einverleiben zu können. Da ihm im Frieden von St. Germain en Laye aber auferlegt wurde, die eroberten schwedischen Gebietstheile zurückzugeben, so fiel damit jedenfalls auch der Plan, brandenburgische Posten durch Schwedisch-Pommern und auf dem alten Hamburger Botenkurse von Stettin nach Rostock und weiter nach Wismar und Lübeck einzurichten.

Immerhin zeigt aber das Project, mit welcher Energie der große Kurfürst allzeit bestrebt war, neugewonnene Gebietstheile sofort an das brandenburgische Postnetz anzuschließen und denselben für den bequemen Absatz ihrer Erzeugnisse günstige Verbindungen zu verschaffen - eine Praxis, die nicht wenig zum Aufblühen seines Staates beigetragen hat.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte des Landes-Postwesens