Abschnitt 1

Einrichtung von Postanlagen-Fremde-Brandenburg


Einrichtung von Postanlagen-Fremde-Brandenburg
II. Einrichtung eigener und fremder Postanlagen
in Mecklenburg. (Von 1645 bis 1701.)


2. Fremde Posten in Mecklenburg und ihr Verhältnis zur Landespost.

Fremde Posten haben auf mecklenburgischem Gebiet vereinzelt schon vor Einrichtung herzoglicher Posten bestanden, zum Theil sind sie gleichzeitig mit den letzteren im Lande aufgetreten. Die auswärtigen Staaten, deren Postkurse die mecklenburgischen Grenzen überschritten, waren Brandenburg (Preußen), Hamburg, Schweden und in beschränktem Umfange auch Lübeck.

a. Brandenburgische Posten.

Der brandenburgische Postkurs, welcher hier am meisten interessirt, war die wichtige Postroute von Cölln a. d. Spree (Berlin) nach Hamburg. Sie ist wenige Jahre nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges angelegt worden und berührte als erstes fremdes Gebiet Mecklenburg auf der Strecke zwischen Lenzen und Boizenburg. Die brandenburgische Regierung hatte sich wegen des Durchgangs der Post mit den mecklenburgischen Höfen in Verbindung gesetzt; der Schriftwechsel mit dem Schweriner Hofe ist noch vorhanden, der mit dem Hofe in Güstrow aber nur theilweise, was um so mehr zu bedauern ist, als beide Höfe in der Angelegenheit eine wesentlich verschiedene Stellung einnahmen.

Unter dem 28. August 1656 schrieben die kurfürstlichen Geh. Räthe an Herzog Adolf Friedrich, wie sie, Sr. Fürstl. Gnaden, erheischender Nothdurft nach, nicht verhalten könnten, "welchergestalt S. Kurfürstl. Gn. unser gnädiger Herr eine Zeit hero angemerket, daß durch das seumige Postwesen, da die Bothen theils ihres eigenen Nutzens, theils auch ihrer Nachlässigkeit vndt von einigen ihnen veruhrsachten Verhinderungen halber, öffters gar langsamb gangen, die nötige correspondentien verrücket vndt auch die commercien zu Wasser vndt Lande nicht wenig geschmälert vndt aufgehalten werden."

Sie hätten deshalb nach gründlicher Erörterung, wie dem Unwesen abzuhelfen sein möchte, den kurfürstlichen Amts-Kammerrath und Hofrentmeister Michael Mathiaß, welcher in der Geschichte der preußischen Post eine wichtige Rolle spielt, beauftragt, "zur Beförderung der nöthigen correspondentien , so auch der Commercien von Hamburg auf Berlin, Frankfurth a. d. Oder vndt Breslaw solch Postwerk zu Lande vndt dann auch zu Wasser auf der Elbe, Havell, Spree vndt Oder vor wenig Wochen bester maaßen einrichten zu lassen."

Die Geh. Räthe theilten noch mit, daß wöchentlich zwei Mal die Posten zwischen den bezeichneten Orten kursirten. "Darnegst aber hat man observiret , daß in Herbst- vndt Frühlingszeiten, auch wenn die Waßer sich ergoßen, zwischen Lentzen, Newhausen und Boitzenburg schwerlich auch mit Leibes vndt Lebensgefahr vndt zum öfftern wohl gar nicht fortzukommen, welches, wenn es nicht durch einen anderen Wegt zu remediren , diesem newangerichteten nützlichen Werke große Hinderung geben würde."

Da nun seitens der mecklenburgischen Höfe dem Vernehmen nach aus dieser Ursache beabsichtigt worden sei, einen neuen Weg von Dömitz ab auf die Höhe über die Woosmer Mühle nach Lübtheen, Quassel, Schwechow und die Blüchersche Mühle herstellen zu lassen, so ersuchten die kurfürstlichen Räthe den Schweriner Hof, diesen Weg zu des Landes eigenem Besten so bald als möglich einrichten zu lassen und seine Benutzung den kurfürstlichen Posten zu gestatten. Als Entgelt verhießen sie, daß die neue Postanlage uneingeschränkt auch für die Beförderung herzoglicher Sendungen zur Verfügung gestellt werden und alle brandenburgischen Postbedienten Anweisung erhalten sollten, dem herzoglichen Hofe aufs Beste an die Hand zu gehen.

Der Ueberbringer dieses Schreibens, Christoph Krause, Bürgermeister und Postverwalter zu Lenzen, hatte außerdem noch den Auftrag erhalten, "eine vndt andere Nachricht von diesem so nöthigen Postwerke unterthenig zu geben, vndt dann, auf vorgesetzten Fall, do Dieselben Sich dieses Werks bedienen wollten, von J. F. G. zu vernehmen, ahn welchem Ohrte Sie Ihre vndt der Ihrigen Briefe abgeben vndt weiter durch die kurfürstliche Post bestellen vndt befördern lassen wollen." Krause "überzuckerte", wie es in einer späteren Darstellung heißt, diesen Antrag noch in einem besonderen Schreiben nach Schwerin, indem er auf die Vortheile hinwies, welche Mecklenburg aus der Post zufließen würden, und ferner, daß bei dieser neu eingerichteten Post alles in gute Ordnung gestellt sei, daß kein Brief, so gering er auch sei, unterschlagen werden könne, da die einzelnen Postmeister an den Stationsorten ein Buch halten und darin alle abgehenden und ankommenden Briefe richtig verzeichnen müßten. "So muß auch diese Post allemahl 8 Meillen weges immer 10 Stunden richtig fahren, wobey auch allemahl eine Persohn nebst dem Postillon mit fortkommen kann." Als Abgabeort der fürstlichen Korrespondenz für die Post schlug Krause die Woosmer Mühle oder Lübtheen vor, wo 4 Pferde parat ständen. Schließlich bat Krause, der Postanlage fürstlichen Schutz angedeihen zu lassen, da "dieselbe zur Besserung der Kommerzien des Landes viel beitrage." Die Post sollte wöchentlich zwei Mal kursiren und zwar

von Hamburg Mittwoch und Sonnabend, Abends,
von Boizenburg Donnerstag und Sonntag, früh 3 Uhr,
von Berlin Montag und Donnerstag.

In Schwerin traf man schnelle Entscheidung. Ob Krause es verstanden hatte, die Wünsche des kurfürstlichen Hofes besonders deutlich und dringlich zu schildern, und ob der sorgsame Herzog Adolf Friedrich seinem im Kriege schwer heimgesuchten Lande die von Krause so anschaulich geschilderten Vortheile einer guten Verbindung nach Hamburg möglichst bald zu gute kommen lassen wollte, oder ob man die Wichtigkeit der Sache in Schwerin nicht durchschaute und einer eingehenden Prüfung nicht für werth hielt, ergeben die Akten nicht - kurz, das am 28. August abgelassene Schreiben der Berliner Geheimen Räthe überreichte Krause schon am 2. September, und am 3. September ging bereits die Antwort des Schweriner Hofes ab, welche sich dahin aussprach: "Was dieselben wegen Einrichtung einer newen Post vnd Beförderung benöthigter correspondentien auff Befehl des Herrn Kurfürsten zu Brandenburg an Unß gelangen lassen, solches haben Wir sowoll aus eingereichtem Schreiben alß von dem anhero abgefertigten Postverwalter zu Lentzen mit mehrem vernommen. Wie nuhn dieses eine Sache ist, die daß bonum publicum concerniret, so wollen Wir sothaner guhten intention nicht entsein, besonders vielmehr die gnädige Beforderung thun, daß es auffs beste iedoch Unß vndt Vnserem Lande ohne praejuditz seinen Fortgang nehmen möge, gestaltsam Wir denn schon vor diensam zu besserer Beschleunigung vndt Fortbringung deß reisenden Manns insonderheit bei Herbst- und Wintertagen die Verordnung gemachet, daß die Fehre bei Quassel wieder angerichtet vnd also der Wegk durch das hohe und trukene Land genommen werde, wobei man nunmehro in voller Arbeit begriffsen ist."

Eine Antwort auf dieses Schreiben findet sich in den Akten nicht vor; es läßt sich daher auch nicht mit Sicherheit angeben, ob die in diesem Schreiben gestellten Bedingungen von dem Berliner Hofe angenommen worden sind. Die Vermuthung spricht aber dafür, denn die brandenburgischen Postbedienten zeigten in den ersten Jahren nach Einrichtung der Post den mecklenburgischen Höfen bereitwilliges Entgegenkommen.

Die Anlegung der Brücke oder Fähre über die Sude bei Quassel verzögerte sich wider Erwarten, sodaß die brandenburgischen Posten, welche inzwischen ihre Thätigkeit aufgenonnnen hatten, mit Gefahr für die Wagen, deren Ladung und Passagiere durch die Sude hatten fahren müssen. Nach einer erneuten Vorstellung Krauses aber wurde die Vollendung der Fähre gegen Ende des Jahres 1656 erreicht, und die neue Post kursirte nun ungehindert durch das mecklenburgische Gebiet. 1)

Die Post kam bald in Aufschwung und erzielte anscheinend günstige Erfolge für Brandenburg.





1) Aus den Akten erhellt nichts Sicheres darüber. Nach einzelnen zerstreuten Nachrichten kann man annehmen, daß auch zum Güstrower Hofe ähnliche Beziehungen wie zum Schweriner Hofe bestanden haben.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte des Landes-Postwesens