Abschnitt 2

Im Jan. 1618 kam des Kurfürsten von Brandenburg Baumeister Johann Baptista de Salla nach Schwerin, um seinen Rath zum Schloßbau zu ertheilen 8).

Im J. 1619 wurden ernsthafte Vorbereitungen zum Bau getroffen. Wahrscheinlich noch vor diesem Jahre, gewiß noch vor der ersten Vermählung des Herzogs im J. 1622, ward von demselben der Plan zu der Einrichtung des neuen Hauses eigenhändig niedergeschrieben, und im J. 1624 war schon einige Zeit am Fundament gearbeitet. Die Ausführung des Baues ward durch die hereinbrechenden Stürme des dreißigjährigen Krieges gestört. Nach einer allgemeinen Sage soll Wallenstein einen "Flügel" des Schlosses erbauet haben; daß dies nicht der Fall sei, ist außer allem Zweifel, da kein Gebäude auf der Burg vorhanden ist, dessen Erbauung durch die ange-stammten Landesfürsten sich nicht nachweisen ließe. Möglich ist es freilich, daß Wallenstein das vom Herzoge Adolph Friederich gelegte Fundament zum neuen Hause fortbauen ließ; auf jeden Fall ist dies aber so wenig, daß es nicht mehr aufzufinden ist 9). Von Wallenstein besteht also im Schlosse zu Schwerin nichts; vielmehr störte er den Bau. Dazu kam, daß der Baumeister Piloot im Februar 1629 starb; damit hörte der Bau einstweilen von selbst auf. Die auf einem Fundamentsteine, nach Westphalens handschriftlicher Chronik von Schwerin, eingehauene Jahreszahl 1629 kann sich daher auf die Absichten Wallensteins und - den Tod des Baumeisters beziehen; im J. 1629 kam man nicht über den Fundamentstein hinaus.


Der Herzog Adolph Friederich nahm in den Jahren 1635 - 1643 den Bau wieder auf, der aber nicht weit gedieh, da nur das Fundament, die gewölbte Auffahrt (C. 4.) und die jetzige Küsterwohnung (C. 1.), also ein kleiner Theil des Erdgeschosses fertig ward.

Das beabsichtigte Gebäude sollte im untern Stock Gewölbe für die Archive und die Kostbarkeiten, in den oberen Stockwerken die Wohnzimmer für den Herzog und dessen Familie enthaltene; das Gebäude sollte dann an einer Seite mit der Kirche, an der andern Seite mit den, aus der Rüstkammer entstandenen Säälen (Speisesaal und Audienzsaal) in Verbindung gebracht und dazu das alte Back- und Brauhaus (E.) am andern Ende des Zeughauses in eine Küche umgeschaffen werden. Auch ließ der Herzog Adolph Friederich I., statt der alten Gebäude in den Außenwerken an der alten Auffahrt, im 1647 den Wall auf beiden Seiten der jetzigen Auffahrt aufwerfen 10) und, mit Veränderung der früheren Richtung, die jetzige Auffahrt einrichten; über der Auffahrt zum Walle rechts von der Schloßwache steht unter dem herzoglichen Wappen die Inschrift:

A. F. H. Z. M. ANNO. 1647.

Die Richtung der Auffahrt ward nach dem Plane Piloots von diesem deshalb verändert, weil an die Stelle der alten Auffahrt, welche an einer Ecke des Schlosses lag, eine Bastion kommen sollte; man hatte im dreißigjährigen Kriege die Wichtigkeit der Befestigung des Schlosses erkannt, und einem regelmäßigen Festungsbau mußten damals andere Rücksichten weichen. Der Herzog Adolph Friederich ließ jedoch, als der Friede nahete, die Bastion nicht aufführen, sondern schloß den alten Wall und die Ruinen der alten Gebäude mit einfachen, geradlinigen Mauern.

Das in Holz gemauerte Gebäude der Gemälde-Gallerie (C. 1.) über dem gewölbten Erdgeschosse der Auffahrt und der Küsterwohnung ist unter dem Herzoge Christian Ludwig (1747 - 1756) errichtet, welcher überhaupt das Schloß im Innern "vor dem besorglichen Verfall" sicherte.




8) Ueber den brandenburgischen Baumeister de Salla verdanke ich dem Herrn Archivrath Klaatsch zu Berlin folgende Mittheilung. - Johann Baptista de Salla war 1618 kurfürstlich-brandenburgischer Baumeister. Die Zeit seiner Anstellung ist nicht bekannt; gestorben ist er im J. 1621 zu Berlin. Er ist sowohl zu Schloß-, als zu Festungsbauten benutzt worden. Ob er der erste kurfürstliche Baubeamte gewesen ist, ist zwar nicht mit Bestimmtheit zu ermitteln; indessen ist es wahrscheinlich, daß dieß im J. 1618 der Fall gewesen sei, da vom 19. Julius d. J. ein Immediat-Antrag zu verschiedenen Schloßbauten von ihm vorhanden ist. Nicolai, der ihn des Salah oder de Salla schreibt, hat seine Nachrichten nach gemachten Vergleichungen aus dem Archive geschöpft; auch er kann die Zeit der Anstellung nicht angeben, nimmt aber an, daß er bereits 1590 unter dem Grafen von Lynar bei den Bauten zu Bötzow (Oranienburg) beschäftigt gewesen sei. - Ein Dr. Angelus Sala, wie er seinen Namen selbst schreibt, war herzoglicher Leibarzt zu Güstrow vom 3. März 1625, † 2 Oct. 1637; er ging mit dem Herzoge Johann Albrecht II. ins Exil und war später noch Leibarzt des jungen Herzogs Gustav Adolph. Ob dieser Dr. Angelus Sala mit dem Baumeister J. B. de Salla verwandt sei, läßt sich bis jetzt nicht bestimmen.
9) Ueberhaupt existirt von Wallenstein kein Gebäude in Meklenburg. Den von dem Usurpator zu Güstrow aufgeführten Flügel am Schlosse ließ der Herzog Johann Albrecht II. nach der Rückkehr in seine Lande wieder abbrechen. Dennoch soll Wallenstein Alles im Lande gebauet haben, dessen Erbauer das Volk nicht kennt, wie in Asien alle alten Gebäude von Alexander (Iskander) herstammen sollen.
10) In den Jahren 1642 und 1643 ward an den Basteien des Schlosses gearbeitet; jedoch schon im J. 1681 waren die Casematten an der Kirche und am großen Hofsaal schadhaft.