Abschnitt 5

Gegen das Ende seines viel bewegten und reichen Lebens ward die Wirksamkeit des Herzogs Johann Albrecht einfacher und er beschränkte sich in seinen letzten Jahren mehr auf seine alten Diener, so auch in Hinsicht auf die Baumeister. Die Brüder Johann Baptista und Christoph Parr waren im J. 1572 aus seinem Dienste entlassen und die Arbeiten der Italiäner hören mit dem J. 1570 auf. Statt aller dieser schloß sich der Fürst an seinen alten Maurermeister Christoph Haubitz, den er zu seinem Baumeister ernannte. Christoph Haubitz ward zuerst im J. 1549 vom Herzoge als Maurermeister zu Wittenburg angenommen 28). Im J. 1562 arbeitete er zu Schwerin als Maurermeister bei den neuen Schloßbauten "nach alter Weise". Nachdem er im J. 1563 eine neue Bestallung erhalten hatte, machte er mit dem Herzoge die bekannte Reise nach Preußen, wahrscheinlich um hier Erfahrungen zu sammeln und alte, tüchtige Bauten zu sehen. Seit seiner Rückkehr aus Preußen war er nun fortwährend in Schwerin beschäftigt. Er hatte unter der obern Leitung des Baumeisters Johann Baptista Parr den Bau der Schloßkirche und unter der obern Leitung des Baumeisters Francesco a Bornau den Bau der Wallmauern und Basteien an der südlichen Seite des Schlosses, dem Schloßgarten gegenüber, im Verdinge; im J. 1567 waren bei dem Ausbau und der Einrichtung des neuen Zeughauses und der alten Hofstube viele Arbeiter unter ihm thätig. Nach dem Abgange der Brüder Parr nennt er sich in Contracten und Quitungen ausdrücklich des Herzogs Johann Albrecht "Baumeister" 29) und wird auch so genannt. Im J. 1572 verhandelte er zu Wismar mit dem Herzoge "wegen der wismarschen Wasserleitung", die er auch im J. 1573 ausführte, im J. 1574 leitete er die Restauration des fürstlichen Hauses zu Rehna und die Bauten zu Schwerin und Dömitz und noch am 2. Oct. 1575 schloß der Herzog mit ihm 30) einen Contract, auf dem Fürstenhofe zu Wismar unter dem alten Hause den Keller zu wölben und in drei Theile zu scheiden, den Marstall zu schrauben und neu zu decken, u. s. w. -In diesen Jahren führt er auch die damals häufig vorkommenden bittern Klagen über rückständige Forderungen: er sei 24 Jahre des Herzogs Diener gewesen, habe viel ausgeführt, sei jetzt kränklich und schwach und habe noch viel zu fordern; endlich war noch seine Besoldung von Michaelis 1575 bis Ostern 1576 rückständig. - Seit dem J. 1570 bauete er auch für den Herzog Christoph das neue Schloß zu Gadebusch und wiederholte, ein Kind älterer Zeit, hier noch ein Mal und wohl zuletzt den Styl der Bauten mit den Verzierungen aus gebranntem Thon, welcher in den Jahren 1554 und 1555 in Wismar und Schwerin Baustyl war. Im J. 1583, als der Herzog Christoph ihn als "Baumeister" in Dienste genommen hatte, verkaufte er sein Haus in Schwerin an den Rath der Stadt. Zuletzt erscheint er im J. 1584 als des Herzogs Christoph Baumeister; auch war er in seiner letzten Zeit Baumeister des Herzogs Johann, so daß er am Ende des 16. Jahrhunderts der einzige Baumeister in Meklenburg gewesen zu sein scheint.

So viel zur Widerlegung der Ansicht, als seien die mit thönernen Ornamenten verzierten Gebäude zu Wismar, Schwerin und Gadebusch italiänischen Ursprungs aus dem 16. Jahrhundert oder gar aus der wallensteinschen Zeit, da die welschen Baumeister erst 1557 ins Land kamen, dagegen die Hauptgebäude dieses Styls zu Wismar und Schwerin schon im J. 1555 vollendet waren, und zwar durch niederdeutsche Künstler, und derselbe Styl sich zu Gadebusch nur noch ein Mal durch einen Jünger dieser alten Schule ausnahmsweise wiederholte.





28) Nach seiner ersten Bestallung erhielt er jährlich an Besoldung 20 fl. und ein Hofkleid; die Arbeiten, welche er ausführte, nahm er natürlich in Verdinge. Auf diese alte Bestallung diente er bis zum J. 1563.
29) Am 27. Mai 1574 weiset der Herzog Johann Albrecht I. ihm seine halbjährige Besoldung von 30 Th. an "Christoffer Haubitz bawmeister" quitirt darauf am 8. Julii d. J. - Haubitz schreibt hochdeutsch und gewandt. - Im Wappen führt er eine zerspringende Kugel (Haubitze) und in der Krone darüber drei Dolche.
30) Der Herzog schließt den Contract "mit vnserm Bawmeister und "lieben getreuen" Christoffer Haubitz.