Abschnitt 4

Ehe er seine Arbeit begann, hatte jedoch schon ein anderer italiänischer Baumeister, Namens Paul 20), vielleicht des Francesco Sohn, mit einem ihm untergeordneten Maurermeister Hanß Rogatsis 21) die nothwendigsten Vorarbeiten ausgeführt, zu denen namentlich die Herbeischaffung von Arbeitsgeräth (an "Hacken, Schaufeln und Spaten") und Baumaterialien und Steinen und die Ausgrabung des Grundes gehörte; zu diesem Zwecke besorgte er auch die Abbrechung der Klostergebäude zu Schwerin und Tempzin 22).

Im J. 1558 scheint Francesco a Bornau seine Arbeiten begonnen zu haben 23). Unter ihm arbeitete jedoch Meister "Hans Ragatz" fort, welcher noch am 27. März 1562 den Auftrag erhielt, die "neuen Welschen für Dömitz anzunehmen". Im J. 1566 war dieser aber schon gestorben und der Herzog hatte "des verstorbenen welschen Baumeisters Sohn, Jacob Ragatz", der noch im J. 1581 als "Maurer" zu Schwerin auf der Schelfe wohnte, "zu seinem "welschen Posaunenbläser Francesco Magli" auf seine Kosten ins Haus gegeben. In Schwerin führte seitdem unter Francesco a Bornau der Meister Christoph Haubitz die Schloßmauern und Bastionen auf.


Am Ende des Jahres 1568 war Franz von Borno schon mehrere Jahre im Lande gewesen 24). - Diese Italiäner arbeiteten, neben den Baumeistern Parr, gewiß bis zum J. 1570 zu Dömitz 25), aber auch mitunter zu Schwerin.

Zu der Zeit, als Francesco a Bornau in meklenburgischen Diensten war, ließ der Herzog in den Jahren von 1562 bis 1568 auch mehrere Male des "Churfürsten zu Brandenburg welschen Baumeister Francisco Archiamarel oder besser Chiaramela 26), gewöhnlich Giromella in gedruckten Büchern genannt, nach Schwerin holen und empfing von ihm Rath und Pläne (Modelle) 27), vorzüglich wohl für die Befestigung der Schlösser zu Dömitz und Schwerin. Am 27. September 1567 bat der "Markgraf" Johann von Brandenburg von Spandau aus den Herzog, dem "Baumeister Franciskus Chiaromella de Gandin, Ritter . " zu Spandau, dafür daß dieser ihm vieler Wege fleißig gedient, eine Ergötzung zu bewilligen.




20) Dieser welsche Baumeister Paul kommt vom Anfange des Jahres 1557 bis Ende des Monats October 1558 vor, gewöhnlich nur unter der Bezeichnung des "welschen Baumeisters"; jedoch heißt es in den Renterei-Rechnungen:
1557. "20 goltfl. Paul des welschen Bawmeisters Son geben vf Rechenschaft, d. 28 Martii".
1558. "250 thaler Paul dem welschen Baumeister auf das vordinge zu Swerin am 9 Maii".
21) In den Renterei-Rechnungen heißt es:
1558. "100 fl. dem welschen Baumeister seinem vorordenten Meister Hansen auf das Dömitzer gedinge gegeben, Dömitz den 27 Octobris".
1558. "200 fl. Hans Rogatsis Maurmeister auf das vordinge zu Domitz gegeben den 8 Novembris".
22) Hierüber heißt es in den Renterei-Rechnungen:
1557. "100 Thaler dem welschen Baumeister für Abbrechung des Closters geben Swerin am 24 Aprilis. Rest Ihme noch so uill".
1557. "134 Thaler dem welschen Bawmeister geben zur letzten betzalung für abbrechung des Closters vnd so er bis daher verzert. Swerin am 17 Maii".
Hierunter ist die schöne Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters zu Schwerin, an der Stelle des jetzigen Collegien-Gebäudes, zu verstehen, deren Gewölbe der Hauptmann Veit Saalfeld bei drohender Kriegsgefahr im J. 1554 einschlagen ließ, damit der Feind die Kirche nicht als Vestung gegen das Schloß benutzen könne.
Ueber die Abbrechung des Klostergebäudes der Antonius-Brüder zu Tempzin sagen die Rechnungen:
1557. "5 Thaler dem walmeister zu abbrechung des alten Hauses zu Temptzin, Swerin d. 7 Septembris".
Der Schloßwall zu Schwerin ist daher wohl zum großen Theile mit den Steinen der ehemaligen Klosterkirche daselbst aufgeführt.
Die Abbrechung alter Kirchen und Klöster war damals nicht ungewöhnlich; man vgl. die Geschichte des Schlosses zu Wismar S.15 u. S. 23.
23) Er kommt in den Renterei-Rechnungen zuerst mit Namen vor:
1558. "459 Thaler 28 1/2 ßl. dem welschen Bawmeister Francisco Barnaw gegeben, So er den Ziegelern für hantwerkszeugk, für sein kostgelt vnd anders mehr außgeleget hat, zu Schwerin den 29 Septembris".
1558. "250 thaler demselben Bawmeister auf sein vordinge zu Swerin vordingt, zu Swerin den 29 Septembris".
1558. "350 goltfl. dem welschen buwmeister Francisco Bornaw, daß Er sich zum bawmeister hat gebrauchen lassen, zu Swerin den 1 Octobris".
24) Als er um diese Zeit nach Venedig vor den Senat gefordert ward, gab ihm der Herzog Johann Albrecht ein Vorschreiben mit, welches in der Briefsammlung der Jahrbücher des Vereins V. Nr. 16 mitgetheilt ist.
25) "Bald darauf (1560) hat Hertzog Johann Albrecht das Haus zu Schwerin, folgends auch das Haus Dömitz an der Elbe befestigen lassen und zu solchem Bau einen welschen Baumeister Francisco a Barno aus Welschland mit Maurern und Knechten holen lassen. So ist auch um diese Zeit die Capelle zu Schwerin aufm Hause, desgleichen auch das alte Haus zu Stargardt erneuert und verfertiget worden." Andr. Mylius Ann. in Gerdes Samml. S. 272. (Das Haus zu Dömitz ward durch eine, vom Blitzstrahl veranlaßte Pulverexplosion 1571 wieder zerstört. Mylius a. a. O. S. 294.)
26) Ueber diesen Baumeister hat der Herr Archivrath Klaatsch zu Berlin dem Vereine gütigst mehrere interessante Nachrichten zufließen lassen. Einiges ist schon gedruckt in: Fr. Nicolai Beschreibung der königl. Residenzstädte Berlin und Potsdam, Anhang oder Nachrichten von Baumeistern . , Berlin und Stettin, 1786, S. 21. Nach des Hrn. Klaatsch Studien und Vergleichungen hat Nicolai zu diesen Nachrichten das königl. Archiv fleißig benutzt, jedoch nicht ganz zuverlässig. Nach des Hrn. Klaatsch Forschungen gestalten sich die Nachrichten jetzt also:
Er hieß Franz Chiaramela de Gandino, war Ritter und aus Venedig gebürtig. Er ward im März 1562 zum Bau der Festung Spandau bis zum J. 1565 angestellt und blieb mit wiederholten Bestallungen in kurfürstlichen Diensten bis 1584. In einer Schrift, die Nicolai mit "Attest" bezeichnet, nennt er sich Francesco Chiaramel und unterschreibt sich Chiaramelo, im J. 1570 aber Chiaramell; ferner fügt er schon im J. 1562 seiner Unterschrift den Titel cavaler bei, so daß die Geschichte von seinem durch den Kurfürsten erst im J. 1569 vollzogenen Ritterschlage bei Nicolai wohl in Zweifel gezogen werden darf. Bei seiner Bestallung im J. 1562 verpflichtete er sich, ohne kurfürstliche Erlaubniß keine Reise vorzunehmen; seine Reisen nach Meklenburg sind also wohl besondern Umständen zuzuschreiben. - Seine Bestallung ward öfter wiederholt ,z. B. 1572. In demselben Jahre reisete er nach Italien, von wo er im Frühling 1573 zurückkehrte. Am 9. Junii 1573 empfing er eine neue Bestallung so lange ihn der Kurfürst zum Bau zu Spandau oder sonst zur Baunothdurft bedürfen würde. Als Graf Lynar im J. 1578 ankam, erhielt er einen ehrenvollen Abschied. Gedacht wird seiner noch am 28. Dec. 1584 in einem kurfürstlichen Traditionsbriefe an den Grafen Lynar über ein Gehöft der Festung Spandau, wozu auch die Wohnung und die Gärten gehörten, welche "hiebevor unser Baumeister Franciscus Chiaramella bewohnt und innegehabt". - Ein noch aufgefundener Brief von Franc. Chiaramello wird zur Erläuterung nicht ohne Interesse sein; vgl. Jahrb. des Vereins V, Briefsammlung, Nr. 20.
27) Nach des Herzogs eigenhändigen Tagebüchern, z. B.
1562
Jan. 28. "wirdt des Churfursten zu Brandenburgk welscher bawmeister bey mir zu Swerin seyn.
Julii 6. "- 130 Thaler Francisco Archiamarel des Churfürsten zu Brandenburg baumeister zu verehrungk vnd für ein Modell gegeben, zu Swerin.
1568
Julii 30. "- 30 Thaler dem welischen Baumeister von Spandow zur ausquitung vnd vererung vnd zerung, Swerin.