Abschnitt 2
Zuerst erscheint der Baumeister Franciscus Parr, welcher im Dienste des Herzogs Ulrich von Meklenburg-Güstrow, des Herzogs Johann Albrecht Bruder, stand aber auch von dem letztern zu Rathe gezogen und öfter nach Schwerin gerufen ward. Er baute seit dem J. 1558 (sicher bis 1565) das Schloß zu Güstrow nach dem Brande für den Herzog Ulrich wieder auf 7) und erscheint im J. 1562 zuerst öfter in Schwerin als Rathgeber zu den Bauten des Herzogs Johann Albrecht. - Sein Nachfolger scheint der Bildhauer, "Steinmetz Philipp Brandin" geworden zu sein, der noch im J. 1591 des Herzogs Ulrich "bestallter Baumeister" war.
Ein anderer war der Baumeister Johann Baptista Parr, auch Hans Parr genannt, Bruder des Franz Parr, des Herzogs Johann Albrecht I. Baumeister. Dieser war sicher schon im J. 1557 in des Herzogs Diensten. In der Mitte des J. 1557 holte er Kalk aus Dänemark und im Anfange des J. 1558 Sandsteine aus Pirna; im Laufe des Jahres 1558 bauete er auch den Thurm zu Lübz. Gleichzeitig hatte er auch den neuen Schloßbau zu Schwerin angefangen, zu welchem er im Herbste 1558 die Gerüststangen stellte.
In dieser Zeit wird er nur Maurermeister 8) genannt; später erscheint er als Baumeister. Sicher schon im J. 1564 war er in Schwerin ansässig und leitete noch im September 1571 die dortigen neuen Schloßbauten 9). Am Neujahr 1570 erneuerte der Herzog seine Bestallung auf drei Jahre 10). Gegen das Lebensende seines Fürsten fühlte Johann Parr jedoch wohl, daß er nicht mehr nach seinen Wünschen wirken könne und ging daher, mit Zustimmung des Herzogs, im J. 1572 in die Dienste des Königs von Schweden 11), in welchen er bis in das Jahr 1578 blieb; im October d. J. lebte er schon wieder in Schwerin. - Er besaß während der neuen Schloßbauten zu Schwerin "vor der Burg" ein Haus mit einem Garten, welches er von Andreas Bugenhagen gekauft hatte. Als er nach Schweden ging, verpfändete er für 100 fl. diese Besitzung an den damaligen Marschall Heinrich Below, welcher sie an den Herzog verkaufte, der sie zum Garten 12) (dem jetzigen sogenannten "Alten Garten") machte.
7) Der Contract über den güstrower Schloßbau ist in der Beilage Nr. 8. mitgetheilt. Ueber diesen Schloßbau sagt eine rostocker Chronik:
"1559. In dissem jar vngevalch wordt dat Kloster Marien Edale âgebraken vnd de stene na gustrow gevort dat slot dar âmyt tho buwen, vnd don Doctor Boucke syne huse buwen âwold yn der breden strate, dar let he ok vast 40 voder halen âvan den stükkstenen van mariene". –
Im J. 1586 brannte der nördliche Flügel dieses Schlosses ab. Nach diesem Brande ward in den Jahren 1587/8 und 1594 das Schloß theils neu gebauet , theils restaurirt.
Vgl. Besser's Gesch. der Vorderstadt Güstrow , III, S. 363 und 398.
8) In den Renterei-Rechnungen heißt es:
1558. "15 Thaler meister Hans Maurer geben die letzte Zalunge für âden Thurm zu Lüptze. Swerin am 29 Julii.
1558. "5 Thaler Hanß Pahr Maurmeister für das Steigeholz âgegeben zu Schwerin d. 8 Nov.â12 Thaler 9 ßl. 4 pf. zu erfüllunge der 30 Thaler, so Hanß âPahr Maurmeister den 6 Nov. empfangen hat, auf den âBaw zu Schwerin, den 10 Nov".
9) Es ist von ihm aus diesem Jahre noch ein Contract übrig, welcher in der Beilage Nr. 4. mitgetheilt ist. - Nach diesem, von ihm eigenhändig unterschriebenen und besiegelten Vertrage war er ein rein hochdeutsch gebildeter Mann, wie es damals schon alle Gebildeten waren; von ausländischer Herstammung oder Erziehung ist in seiner Schreibart keine Spur.
10) Es ward ihm durch diese neue Bestallung 220 Thaler Gehalt und ein Hofkleid "gleich den Hofjunkern" versichert.
11) Der Herzog Ulrich überließ 1590 seinen Baumeister Philipp Brandin, der ursprünglich Bildhauer war, dem Könige von Dänemark zur Ausführung des königlichen Baues zu Nyköping.
12) Das Haus des Baumeisters Joh. Bapt. Parr lag auf dem nordöstlichen Ende des jetzigen Alten Gartens zwischen dem Schauspielhause und dem großen See, an der Seite nach dem großen Moor hin. So weit der jetzige Alte Garten geht, reichte nach dieser Seite hin damals die Burgfreiheit. Dort, wo die ersten Privatwohnungen, jetzt Haus und Garten des Großherzogl. Leibarztes und Ober-Medicinalraths Dr. Hennemann, den Alten Garten begrenzen, stand seit alten Zeiten ein Hof mit Thor, Vorplatz, Garten . , der von Rittern bewohnt und im 16. und 17. Jahrhundert die Ravensburg genannt ward, weil sie den von Raven auf Stück eigenthümlich gehörte. Als Francesco a Bornau das Schloß befestigte, ward auch im J.1569 die Burgfreiheit mit einem Graben umzogen, welcher zwischen des Baumeisters Joh. Bapt. Parr Haus und die Ravensburg ging und nothwendig eine Strecke durch den Garten der Ravensburg geleitet werden mußte; dieser Graben ist der, im im J. 1836 gewölbte anal zur Ableitung der Straßenrinnen. J. B. Parr strebte dahin, daß der Graben möglichst weit von seinem Hause geleitet werde; der Herzog befahl aber seinem welschen Baumeister Franc. a Bornau am 3. Mai 1569, den Graben möglichst weit von der Ravensburg und möglichst nahe an des Baumeisters Haus zu ziehen. Im Anfang des 17 Jahrh. war auf dem jetzigen Alten Garten schon ein Garten (Parr's Hausstelle), die Kanzlei und Stallung.
Ein anderer war der Baumeister Johann Baptista Parr, auch Hans Parr genannt, Bruder des Franz Parr, des Herzogs Johann Albrecht I. Baumeister. Dieser war sicher schon im J. 1557 in des Herzogs Diensten. In der Mitte des J. 1557 holte er Kalk aus Dänemark und im Anfange des J. 1558 Sandsteine aus Pirna; im Laufe des Jahres 1558 bauete er auch den Thurm zu Lübz. Gleichzeitig hatte er auch den neuen Schloßbau zu Schwerin angefangen, zu welchem er im Herbste 1558 die Gerüststangen stellte.
In dieser Zeit wird er nur Maurermeister 8) genannt; später erscheint er als Baumeister. Sicher schon im J. 1564 war er in Schwerin ansässig und leitete noch im September 1571 die dortigen neuen Schloßbauten 9). Am Neujahr 1570 erneuerte der Herzog seine Bestallung auf drei Jahre 10). Gegen das Lebensende seines Fürsten fühlte Johann Parr jedoch wohl, daß er nicht mehr nach seinen Wünschen wirken könne und ging daher, mit Zustimmung des Herzogs, im J. 1572 in die Dienste des Königs von Schweden 11), in welchen er bis in das Jahr 1578 blieb; im October d. J. lebte er schon wieder in Schwerin. - Er besaß während der neuen Schloßbauten zu Schwerin "vor der Burg" ein Haus mit einem Garten, welches er von Andreas Bugenhagen gekauft hatte. Als er nach Schweden ging, verpfändete er für 100 fl. diese Besitzung an den damaligen Marschall Heinrich Below, welcher sie an den Herzog verkaufte, der sie zum Garten 12) (dem jetzigen sogenannten "Alten Garten") machte.
7) Der Contract über den güstrower Schloßbau ist in der Beilage Nr. 8. mitgetheilt. Ueber diesen Schloßbau sagt eine rostocker Chronik:
"1559. In dissem jar vngevalch wordt dat Kloster Marien Edale âgebraken vnd de stene na gustrow gevort dat slot dar âmyt tho buwen, vnd don Doctor Boucke syne huse buwen âwold yn der breden strate, dar let he ok vast 40 voder halen âvan den stükkstenen van mariene". –
Im J. 1586 brannte der nördliche Flügel dieses Schlosses ab. Nach diesem Brande ward in den Jahren 1587/8 und 1594 das Schloß theils neu gebauet , theils restaurirt.
Vgl. Besser's Gesch. der Vorderstadt Güstrow , III, S. 363 und 398.
8) In den Renterei-Rechnungen heißt es:
1558. "15 Thaler meister Hans Maurer geben die letzte Zalunge für âden Thurm zu Lüptze. Swerin am 29 Julii.
1558. "5 Thaler Hanß Pahr Maurmeister für das Steigeholz âgegeben zu Schwerin d. 8 Nov.â12 Thaler 9 ßl. 4 pf. zu erfüllunge der 30 Thaler, so Hanß âPahr Maurmeister den 6 Nov. empfangen hat, auf den âBaw zu Schwerin, den 10 Nov".
9) Es ist von ihm aus diesem Jahre noch ein Contract übrig, welcher in der Beilage Nr. 4. mitgetheilt ist. - Nach diesem, von ihm eigenhändig unterschriebenen und besiegelten Vertrage war er ein rein hochdeutsch gebildeter Mann, wie es damals schon alle Gebildeten waren; von ausländischer Herstammung oder Erziehung ist in seiner Schreibart keine Spur.
10) Es ward ihm durch diese neue Bestallung 220 Thaler Gehalt und ein Hofkleid "gleich den Hofjunkern" versichert.
11) Der Herzog Ulrich überließ 1590 seinen Baumeister Philipp Brandin, der ursprünglich Bildhauer war, dem Könige von Dänemark zur Ausführung des königlichen Baues zu Nyköping.
12) Das Haus des Baumeisters Joh. Bapt. Parr lag auf dem nordöstlichen Ende des jetzigen Alten Gartens zwischen dem Schauspielhause und dem großen See, an der Seite nach dem großen Moor hin. So weit der jetzige Alte Garten geht, reichte nach dieser Seite hin damals die Burgfreiheit. Dort, wo die ersten Privatwohnungen, jetzt Haus und Garten des Großherzogl. Leibarztes und Ober-Medicinalraths Dr. Hennemann, den Alten Garten begrenzen, stand seit alten Zeiten ein Hof mit Thor, Vorplatz, Garten . , der von Rittern bewohnt und im 16. und 17. Jahrhundert die Ravensburg genannt ward, weil sie den von Raven auf Stück eigenthümlich gehörte. Als Francesco a Bornau das Schloß befestigte, ward auch im J.1569 die Burgfreiheit mit einem Graben umzogen, welcher zwischen des Baumeisters Joh. Bapt. Parr Haus und die Ravensburg ging und nothwendig eine Strecke durch den Garten der Ravensburg geleitet werden mußte; dieser Graben ist der, im im J. 1836 gewölbte anal zur Ableitung der Straßenrinnen. J. B. Parr strebte dahin, daß der Graben möglichst weit von seinem Hause geleitet werde; der Herzog befahl aber seinem welschen Baumeister Franc. a Bornau am 3. Mai 1569, den Graben möglichst weit von der Ravensburg und möglichst nahe an des Baumeisters Haus zu ziehen. Im Anfang des 17 Jahrh. war auf dem jetzigen Alten Garten schon ein Garten (Parr's Hausstelle), die Kanzlei und Stallung.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der fürstlichen Residenz-Schlösser zu Wismar, Schwerin und Gadebusch