Geschichte der deutschen Einwanderung in Amerika. Band 1

Die Deutschen im Staate New-York bis zum Anfang des neunzehnten Jahrhunderts
Autor: Kapp, Friedrich (1824-1884) deutsch-amerikanischer Rechtsanwalt, Schriftsteller und Politiker, Erscheinungsjahr: 1868
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Deutschland, Deutsche, Amerika, Auswanderung, Auswanderer, Einwanderung, Einwanderer, Geschichte der deutschen Einwanderung, Ursachen, Kultur-, Sitten- und Sozialgeschichte, Folgen
Inhaltsverzeichnis
  1. Einleitung. Geschichte der deutschen Einwanderung
  2. Peter Minnewit aus Wesel am Rhein
  3. Jakob Leisler aus Frankfurt am Main
  4. Deutsche Kleinstaaterei die Hauptursache der Massenauswanderung des vorigen Jahrhunderts
  5. Die erste Pfälzer Niederlassung in Neuburg am Hudson. Massenauswanderung der Pfälzer im Jahre 1709
  6. Die pfälzisch-schwäbische Zwangs Kolonie am oberen Hudson
  7. Flucht der Deutschen nach und Ansiedelung in Schoharie. Die beiden Weiser, Vater und Sohn. Besiedelung des Schoharie-Tals
  8. Die Deutschen am Mohawk
  9. Johann Peter Zenger, der deutsche Drucker. Ein Presseprozess aus dem Jahre 1735
  10. Die Herrnhuter in Schekomeko
  11. Die Revolution. General Nikolaus Heickheimer
  12. Für Haus und Hof
  13. Die Land- und Seereise im vorigen Jahrhundert
  14. Allmähliche Amerikanisierung. Sitten und Gebrauche, Kirchliches Leben. Deutsche Gesellschaften
  15. Johann Jakob Astor
  16. Rückblick und Schluss
  17. Quellen und Dokumentarischer Anhang
    1. Quellen
    2. Dokumente
      1. Covenants fort he Palatines’ Residence and Imployment in New-York
      2. Indian and Burnetfield Patents
      3. Die Schlacht von Oriskany
      4. Das Lied von Christian Schell
      5. Kaiser Josephs Auswanderungs-Verbot
      6. Formular eines holländischen Seelenverkäufers Lockzettels
      7. Dienstvertrag eines Auswanderers
      8. Einige deutsche amerikanisierte Namen
Das Werk, dessen ersten Band ich hiermit veröffentliche, hat Jahre lang, zu Zeiten mehr, zu Zeiten weniger, meine Mußestunden in Anspruch genommen. Einzelne Abschnitte waren schon 1856 und 1857 geschrieben, andere sind erst kürzlich vollendet worden. Oft warf ich voll Schmerz und Erbitterung meine Quellen weg, und erst nach Monate langer Pause konnte ich mich zur Wiederaufnahme meiner Arbeit entschließen.

Ich habe gleich im vorliegenden Bande einige Kapitel bringen müssen, welche ebenso sehr zum Verständnis der späteren Erzählung dienen. Sonst hat die Teilung meines Gegenstandes nach politischen und geographischen Grenzen durchaus nichts Willkürliches, weil die verschiedenen Niederlassungen weder in räumlichem noch in geistigem Zusammenhang zu einander stehen. Wenn dieser erste Band die Aufnahme findet, welche zur Fortsetzung der Arbeit ermutigt, so soll ihm bald ein zweiter und letzter folgen, welcher die Geschichte der deutschen Einwanderung in Pennsylvanien und Maryland, in Virginien, Nord-Carolina und Georgia, ja selbst in Maine und Louisiana bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts fortführt. Die moderne Einwanderung werde ich dagegen nicht behandeln, da sie mit Ausnahme der Gebiete, welche sie gemeinschaftlich mit den Eingebornen der Kultur erobert, noch nicht abgeschlossen ist, also auch noch nicht Gegenstand der Geschichtsschreibung sein kann.

Ich halte es nicht für überflüssig, zu bemerken, dass ich sämtliche Orte und Landschaften des Staates New-York, von welchen im Laufe der Erzählung die Rede ist, besucht und dass ich mich an den bedeutendsten, wie im Schoharie- und Mohawk Tale, länger und öfter aufgehalten habe. Von den Männern, welche mich durch ihre Gefälligkeit gefördert und namentlich durch Mitteilung von Quellen unterstützt haben, erwähne ich hier ganz besonders die Herren George Bancroft und J. Romeyn Brodhead, den Geschichtsschreiber des Staates New-York, dann General J. Watts de Peyster in Tivoli bei Rheinbeck, die Herren Pfarrer Lintner und Belfour, sowie die Herren Johann Gebhardt jr. und Friedrich Baare in Schoharie und Herrn August Kapp in Mannheim. Für die vortreffliche Übersetzung der beiden im Anhang mitgeteilten Lieder bin ich Frau Marie Bloede ganz besonders verpflichtet.

Ich nehme durch meinen augenblicklichen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten eine gewisse glückliche Doppelstellung ein. Als dem Geschichtsschreiber der amerikanischen Deutschen wird mir die lohnende Aufgabe, durch die Erzählung der Geschichte ihrer Vorgänger in meinen hier ansässigen Landsleuten den berechtigten Stolz des freien Bürgers zu heben, sowie ihr Verständnis der amerikanischen Entwicklung und die richtige Auffassung ihrer Stellung im hiesigen Leben zu fördern. Für die Heimat dagegen liefert meine Arbeit einen fast ganz unbekannten, noch lange nicht genug gewürdigten Beitrag zur Krankheitsgeschichte unsres Volkstums während der vorausgegangenen beiden Jahrhunderte und deckt als die Hauptquelle, aus welcher die Massenauswanderung ihre Kräfte schöpfte, die jammervolle Zerrissenheit und Ohnmacht unsres Vaterlandes auf. Also anknüpfend an die Bestrebungen und Kämpfe der Gegenwart, hält die Geschichte der deutschen Einwanderung dem heutigen Geschlecht zur Beschämung für unsere Vergangenheit und zum Trost für unsere nationale Zukunft auf der einen Seite die frühere politische Verkommenheit unsres staatlichen Lebens, auf der andern aber die bürgerliche Tüchtigkeit des vom heimischen Drucke befreiten Deutschen als treuen Spiegel vor.

Ich hoffe und wünsche, dass meine hiesigen Landsleute die Geschichte ihrer Vorgänger mit Nutzen lesen und auf sich wirken lassen mögen.

In Deutschland trifft mein Buch auf eine ihm günstige politische Strömung. Seit dem vorigjährigen Kriege arbeiten alle denkenden Männer zunächst auf die Beseitigung des Zustandes hin, welchen Bismarck als den „ganz unhistorischen, gott- und rechtlosen Souveränitätsschwindel deutscher Fürsten“ charakterisiert. Dieser mit dem Gedeihen der Nation unverträgliche Zustand bildet auch den düstern Hintergrund meiner Erzählung. Möge sie, wenn auch in noch so geringem Grade, die endliche Abrechnung beschleunigen helfen!

New York, 6 Mansfield Place,
18. Oktober 1867. Friedrich Kapp.


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Königl. Englisch in Deutschland verschickte Declaration, oder Abmahnungs-Schreiben

Demnach letzt verwichenen Sommer / eine große Anzahl armer Leute / von verschiedenen Orten / aus Deutschland allhier in Engelland angekommen / welche bishero von Ihrer Königlichen Majestät unterhalten / und nach und nach / in West Indien und nacher Irrland versandt worden: Weilen aber dergleichen armer Leute seither mehr anhero gekommen / und man darauf hin nacher Holland / und anderweers Nachricht gegeben / Dass dergleichen keine mehr passiert / vielweniger unterhalten; die jenige auch / welche seither dem ersten Oktober letzthin allhier angelanget / wieder mit erster Gelegenheit / zurück über Holland nacher Deutschland gesandt werden sollen. Als wird hierdurch allen denjenigen / welche noch intentionirt sind, anhero zu kommen / zur Nachricht wissend gemacht / solche ihre Reise einzustellen / welche gewisslich fruchtlos fallen wird / es sei dann / dass sie von selbsten bemittelt sind sich zu unterhalten. Datum London den 31. Dezember 1709.

Royal Proklamation distributed in Germany to Discourage Further Emigration to England. [Königliche Proklamation die in Deutschland verteilt wird, um weitere Auswanderung nach England zu entmutigen.]

Kapp, Friedrich (1824-1884) deutsch-amerikanischer Rechtsanwalt, Schriftsteller und Politiker

Kapp, Friedrich (1824-1884) deutsch-amerikanischer Rechtsanwalt, Schriftsteller und Politiker

Königl. brit. Proklamation aus dem Jahr 1709

Königl. brit. Proklamation aus dem Jahr 1709