Vorrede (Fortsetzung)

Die Universität erhielt ihre erste Ausstattung bei der Stiftung durch die Fürstlichen Hebungen aus den bei Greifswald gelegenen Dörfern Wampen, Hennekenhagen, Kiz und Letzenitz, im Betrage von 184 ½ Mark und neunzehn Drömt Getreide; ferner durch die Orbare oder das Fürstliche Grundgeld aus Stralsund im Betrage von 142 ½ Mark; dann die Kirchenpatronate zu Greifswald, Grimmen, Demmin, Görmin, Gristow, Remberg; endlich durch die in Sankt Nicolai in Greifswald gestifteten Kanonikate, welche nur an Lehrer der Universität verliehen werden sollten. Die Kanonikate gewährten ein jährliches Einkommen von verschiedener Höhe, vierzig, dreißig, zwanzig Mark, je nachdem ihr frommer Stifter mehr oder weniger Pacht aus liegenden Gründen dazu angewiesen hatte. Manche Kanonikate gewährten zugleich eine Domenrie oder Wohnhaus, welches gleichfalls vom Stifter des Kanonikats dazu geschenkt war; diese Domkurien sind die Akademischen Häuser, welche noch bis in unsere Zeit fortdauerten; siehe S. 55. Ganz ähnlich war damals die Ausstattung anderer hoher Schulen Deutschlands, wie zu Leipzig und Freiburg, durch einige Hebungen aus Dörfern, durch Kirchenpatronate und Kanonikate, bewirkt. Aus diesen Mitteln erhielt sich die Greifswalder Universität ein Jahrhundert hindurch. Aber da durch Annahme der Lutherischen Lehre seit dem Jahre 1534 die Kanonikate zu Greifswald aufhörten, und deren Einkünfte großenteils zum Vermögen der Greifswalder Kirchen gelegt wurden, so ward die Lage der Lehrer der Universität allmählich immer bedrängter. Daher erfolgte 1538 durch Herzog Philipp I. die zweite Ausstattung, bestehend in jährlich tausend Gulden oder 3000 Mark aus dem von den Fürsten eingezogenen Kloster Nienkamp bei Franzburg, die etwas später auf das Kloster Eldena angewiesen wurden, nebst vier Last oder 32 Drömt Getreide aus Eldena, und zweihundert Gulden oder 600 Mark Fürstlicher Pensionen oder Canon aus Pfarren auf der Insel Rügen; S. 201. 210. Dies nannte man Herzog Philipps Donation. Die Söhne Philipps fügten 1563 noch 300 Gulden hinzu, und gaben 1564 der Universität die Gebäude des Schwarzen Klosters, wo Regentien oder Wohnungen für Professoren und Studenten, imgleichen die Ökonomie oder Studentenspeisung eingerichtet wurden; S. 209. Die Hebungen aus Wampen, Hennckenhagen, Kiz und Letzeniß oder Leist dauerten fort; mich kam die Universität wieder in den Besitz der meisten Domkurien. Eine Übersicht der damaligen Einkünfte und Ausgaben der Universität habe ich aus dem Jahre 1567 mitgeteilt S. 210. Aber von Herzog Philipps Donation blieb oft viel rückständig, indem der Fürstliche Hauptmann zu Eldena nicht alles an die Universität zahlte, was er zahlen sollte, und bisweilen auch gar nichts hergab, besonders im ersten Vierteile des siebenzehnten Jahrhunderts; S. 235. 236. Als dann 1627 das Friedländische Kriegsvolk in Pommern einrückte, und Greifswald vier Jahre hindurch besetzt hielt, ward den Professoren fünf Jahre lang gar nichts mehr gezahlt, und das Amt Eldena schuldete 1634 über 30.000 Gulden rückständiger Besoldung an die Universität; S. 242. 245. Um diese Schuld abzubürden, und den Unterhalt der Universität zu verbessern, gab Herzog Bogislav XIV. Auf Zuraten der Pommerschen Landstände die dritte Ausstattung, nämlich 1626 die Dörfer Grubenhagen, Pansow, Weitenhagen und Subzow, und 1634 den größten Teil der übrigen Eldenaer Güter oder des Amtes Eldena, mit allen darauf haftenden Schulden und Kriegslasten. Die Professoren waren sehr abgeneigt, diese Schenkung anzunehmen, durch welche sie aus Gläubigern zu Schuldnern werden würden, entschlossen sich aber endlich zur Annahme in der Hoffnung, dass dieser Güterbesitz einst ihren späteren Nachfolgern nützlich werden könne; S. 239.245. In der Tat hatte die Universität lange Zeit wenig Vorteil von den Gütern; ihre aus denselben zu erhebenden Rückstände stiegen noch höher, und betrugen im Jahre 1646 gegen 40.000 Gulden; denn Krieg und Verwüstung verzehrten alles; siehe meinen zweiten Teil S. 137. Daher nahm sich nun die Königin Christina von Schweden der Greifswalder Professoren an, und ließ ihnen 1639 und 1641 aus den Königlichen Kassen außerordentliche Unterstützungen zahlen; siehe in diesem ersten Teil S. 252. Erst nach dem Moskowiterkriege, welcher 1711 —1720 Schwedisch-pommern verheerte, begannen die Eldenaer Güter eine beständig und allmählich steigende Einnahme zu gewähren, und es kam nun 1720 dahin, dass jeder ordentliche Professor wieder die schon lange verheißene Besoldung von zweihundert Thalern jährlich erhielt. Im Jahre 1756 ward diese Summe auf vierhundert Thaler erhöhet; S. 285. 295. Die Eldenaer Güter gewähren der Universität auch jetzt noch ihren Unterhalt.

Das erste Kollegiengebäude ward für die hohe Schule schon bei ihrer Gründung 1456 am wüsten Platze oder Rubenowplatz eingerichtet durch den Ankauf der beiden dort stehenden Kurien oder Bürgerhäuser des Raphael Leßenitz und des Heinrich Stubbe. Sie wurden zu einem collegium maius und einem collegium minus umgebaut, in denen die Artistenlehrer und ihre Studenten wohnten. Zwischen ihnen lag ein Hof mit kleineren Wohnungen und Ställen, hinten ein Garten; das Ganze war mit einer Mauer umschlossen; S. 87. Dies Gebäude bestand anderthalb Jahrhunderte. Dann ward es als zu baufällig im Jahre 1591 abgebrochen, und Herzog Ernst Ludwig erbaute an derselben Stelle mit großer Sorgfalt das zweite Kollegiengebäude, welches Ernestinum oder Ernesto-Ludovicianum hieß. Auch dieses enthielt Wohnungen der Artistenlehrer und ihrer Studenten, und außerdem öffentliche Zimmer, Hörsäle, Bibliothek, Archiv, Beratungszimmer, Karzer; S. 225. 226. Es bestand wiederum anderthalb Jahrhunderte, und ward als besonders im oberen Teil zu sehr beschädigt im Jahre 1747 abgebrochen unter der Regierung des Königs Friedrich von Schweden. Sofort ward dann an derselben Stelle das dritte Kollegiengebäude oder Fridericianum unter der Leitung unseres trefflichen Mathematikers Andreas Mayer aufgeführt, und besteht noch jetzt. Darin wurden noch für zwei Lehrer der Philosophischen Fakultät Wohnungen in den beiden Flügeln eingerichtet; die Studentenwohnungen blieben ganz fort; S. 293.


Die Greifswalder Lehrer kamen in der ersten Zeit häufig von Rostock oder Leipzig, als den nächstgelegenen Universitäten. Unser erster Mediziner, Vitalis Fleck aus Borna in Sachsen, war 1450 Lehrer und Vizekanzler zu Leipzig, wie ich aus Zarnckes oben erwähntem Werke S. 918. sehe; vergleiche meine S. 104. Der Artist Johannes Sartoris aus Westfalen, welcher hier seit 1481 tätig war, kam von Köln, S. 133. 144. Von Rostock ward 1493 der sehr ausgezeichnete Artist und Jurist Nikolaus Louwe berufen, welchen Bogislav X. lieb hatte; S. 139. 145. Nach Annahme der Lutherischen Lehre war es eine Zeit lang besonders Wittenberg, woher Lehrer gerufen wurden, wie 1552 der Philologe Balthasar Rhau senior; S. 204. 205. Bald erhoben sich darauf die gelehrten Greifswalder Familien, welche der Universität viele und höchst verdiente Lehrer gaben, die Runge, Mevius, Stephani, Rhau, Battus, Gerschow, Bölschow, Essen, Michälis, Pommeresch, Engelbrecht, Maskow, Carok, Balthasar, Gerdes, Helwig. Schwedische Mathematiker, wie Nordmark, Brisman, wurden vorzüglich seit 1782 angestellt; S. 305. Dänen und Schweden waren seit Stiftung der Universität 1456 viele unter den Studenten, und auch unter den Lehrern der Artistenfakultät und unter den Rektoren der Universität finden wir sie zu jener Zelt öfter. Diese Nordländer kamen auch in den folgenden Jahrhunderten fortwährend häufig nach Greifswald, welches Verhältnis durch die im Westfälischen Frieden herbeigeführte Verbindung Greifswalds mit dem Schwedischen Reiche befestigt ward. Ferner befanden sich viele Friesen und Westfalen unter den Studenten und Promovenden; S. 132. 134. so wie Pommern, Märker, Preußen, Livländer, Mecklenburger, Holsteiner, Lübecker, Hamburger, Bremer. Die Zahl der in einem Jahre neu aufgenommenen Studenten stieg besonders zur Zeit des Herzoges Philipp Julius, in welcher 1625 hundertsechzig in die Matrikel eingetragen wurden, und unter der Regierung der Königin Christina, während welcher im Jahre 1647 der Rektor zweihundert und dreizehn aufnahm. Die deutschen Universitäten am Ostseestrande, Königsberg, Greifswald, Rostock, Kiel, können nur aus der südlichen Hälfte ihres Umkreises Deutsche Studenten erhalten, da sie im Norden die Ostsee haben, während die im Inneren Deutschlands gelegenen Universitäten auf allen Seiten von Deutscher Bevölkerung umgeben sind, und deshalb aus ihrem gesamten Umkreise Schüler zu gewinnen vermögen, wenn sonst die Umstände günstig sind. Aber Heimat der Wissenschaft und des geistigen Strebens, Bildungsstätten ausgezeichneter Männer, waren die Ostsee-Universitäten von jeher ebenso wohl wie ihre zahlreicher besuchten Schwestern im inneren Deutschlande.

Da die Entstehung unserer Hohen Schule in die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts fiel, in welcher noch die mittelalterliche Einrichtung der Universitäten bestand, so habe ich eine kurze Schilderung dieser Einrichtung vorangesandt, nach den genaueren Aufschlüssen, welche uns neuerdings mehrere urkundliche Werke darüber gewährt haben, nämlich die Monumenta historica universitatis Pragensis die Geschichte der Universität Köln von Bianco, und die Geschichte der Universität Wien von Kink. Zarnckes reichhaltiges Werk über die urkundlichen Quellen zur Geschichte der Leipziger Hohen Schule konnte ich erst gegen den Schluss meiner Arbeit benutzen. Dann habe ich die Geschichte unserer Universität nach den Regierungen ihrer Landesherren abgeteilt, weil diese auf die Erhaltung und die Geschicke der Universität immer einen wichtigen Einfluss hatten. Alle Landesherren, die Pommerschen und die Schwedischen, haben sich unserer Hohen Schule günstig erwiesen, und diese beschützt und sie nach Kräften unterstützt, wie dies in meiner Erzählung überall näher nachgewiesen ist. Die allgemeinen Veränderungen, welche in den deutschen Studien im Laufe der Zeit eintraten, wie das Aufleben der klassischen Literatur gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, die exegetische und kirchengeschichtliche Forschung des sechszehnten, die Ausbildung der Mathematischen und Physikalischen Wissenschaften im siebenzehnten, die Philosophische Tätigkeit des achtzehnten, zeigten sich natürlich auch zu Greifswald, wie ich dies in meiner Darstellung hervorgehoben habe. Die Abteilung aber, welche nach diesen in Deutschland allgemeinen Veränderungen hätte gemacht werden können, würde mir, wie es mir schien, zu große Abschnitte gegeben haben, in welchen die besonderen Verhältnisse unsrer Universität weniger deutlich sich darstellen ließen. In Bezug auf diese letzteren habe ich auch in meinen einzelnen Abschnitten jederzeit den Zustand der öffentlichen Angelegenheiten im Pommerschen Lande kurz bezeichnet, damit der Leser jedes mal wisse, unter welchen äußeren Verhältnissen und Fügungen die Universität in den verschiedenen Zeiten bestand. Es haben auch wiederum die Greifswalder Lehrer auf die öffentlichen Angelegenheiten unseres Landes vielfach eingewirkt; sie erhielten das Herzogtum Stettin beim Pommerschen Lande, als in den Jahren 1464—1471 der Kurfürst Friedrich II. sich Stettin zueignen wollte; bei ihnen war nach Annahme der Lutherischen Lehre die Hauptführung der Kirchenangelegenheiten Westpommerns; Kirchenordnung und Kirchenagende, Schulordnung, Katechismus und Gesangbuch, gingen von ihnen aus; es genügt in dieser Beziehung an den Generalsuperintendenten Jakob Runge zu erinnern. Sie bildeten für dies Land auch das Kirchengericht oder Geistliche Konsistorium. Oft wurden Greifswalder Lehrer in die höchsten Gerichte des Landes berufen, und bearbeiteten die Vaterländische Gesetzgebung, wie David Mevius, Hermann Heinrich Engelbrecht, Augustin Balthasar, Franz Philipp Breitsprecher, Emanuel Friedrich Hagemeister. Die Kenntnis der Landesrechte, Gesetze und Urkunden ward vornämlich durch die Arbeiten der Greifswalder Lehrer befördert, unter welchen in dieser Beziehung Albert Georg Schwartz, Augustin Balthasar, und Johann Carl Dähnert sich auszeichneten. Ich habe die Geschichte unsrer Universität bis zum Übergange Schwedisch-pommerns an die Krone Preußen fortgeführt, durch welche Veränderung neue und günstige Verhältnisse der Universität entstanden, deren Schilderung ich einem andren Manne überlassen muss, da Zeit und Raum diese Beschränkung geboten.

Der zweite Teil dieses Buches, welcher die urkundlichen Beilagen enthält, ward zuerst gedruckt, damit ich auf die Belege, welche er gewährt, im ersten Teil verweisen könnte. Daher finden sich im ersten einige nachttägliche Bemerkungen zu Stellen des zweiten, wie S. 59. über den Ausdruck: nicht weten to rechte, welcher im zweiten Teil S. 13. vorkommt. Die eigenhändigen Namensunterschriften, welche die dem ersten Teil beigefügte Tafel darstellt, sind aus hiesigen Akten entnommen. Der Name Bogislavs 14. aus einem Schreiben desselben an die Universität, gegeben zu Alten Stettin den 10ten April 1634. betreffend gewisse auf dem Amte Eldena haftende Schulden; in unserem Archive. Der Name Wallensteins aus seinem Befehle, gegeben zu Franzburg in Pommern den 15ten September 1628. welcher den Greifswalder Fischern das Auslaufen in die See verstattet; im hiesigen Stadtarchive. Die verschlungenen Züge des Namens bedeuten: A HZ Fr. d. i. Albrecht Herzog zu Friedland. Es war dies die gewöhnliche Unterschrift Wallensteins. Der Name des Königs Gustav Adolf von Schweden auf seinem Befehle, gegeben im Sommer 1631 im Hauptquartiere zu Coswig in Sachsen, welcher die Stadt Greifswald vorläufig von den Seezöllen befreit; im hiesigen Stadtarchive. Der Name des Schwedischen Feldmarschalls Leonhard Torstenson, ersten Schwedischen Statthalters in Pommern, aus dem von ihm der Universität gegebenen Visitationsrezesse, ausgefertigt zu Stralsund den 19ten September 1646; in unserm Archive. Der Name der Königin Christina von Schweden aus ihrem Bescheide an die Universität, gegeben zu Stockholm den 24sten September 1653; in unserem Archiv. Der Name des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg aus seinem Schreiben an die Universität, gegeben im Hauptquartiere zu Wrangelsburg bei Greifswald den 14ten November 1678; in unserm Archive. Der Name des Königs Carls XII. von Schweden aus seinem Befehle, gegeben am 22sten August 1705. im Feldlager bei Blonie in Polen, welcher bestimmt, dass die Greifswalder Professoren den Rang der Rittmeister und Capitaine haben sollen. Das Bildnis Heinrich Rubenows ist aus dem S. 36. beschriebenen alten Gemälde in Sankt Nicolai genommen.
        Greifswald den 10ten Oktober 1857.
                            J. G. L. Kosegarten.
002 Aus dem Studentenleben (1)

002 Aus dem Studentenleben (1)

002 Aus dem Studentenleben (2)

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002 Aus dem Studentenleben (3)

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002 Aus dem Studentenleben

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007 Vorlesung. Auch der Professor hält seinen Rohrstock bereit

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008 Eine Promotion im 16. Jahrhundert

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