Geschichte der Medizin im Überblick mit Abbildungen

Mit 208 Abbildungen im Text
Autor: Meyer-Steineg, Theodor (1873-1936) Prof. der Medizingeschichte in Jena und Sudhoff, Karl Dr. (1853-1938) Prof. der Medizingeschichte in Leipzig, Erscheinungsjahr: 1921
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Medizingeschichte, Heilkunde, Medizin, Mediziner, Arzt, Krankheit, Kranker, Patient, Lehrbuch, Chirurgen, Anatomie, Reformation, Wissenschaft, Naturheilkunde, Operation, Apotheke, Anatomie, Skelett, Anatom, Kur, Badearzt, Humanist, Menschenliebe, Erkenntnis, Fortschritt, Erfahrung, Therapie, Anwendung, Krankheitsbild, hippokratischer Eid, Hippokrates, Naturkunde, Lehrtätigkeit, Schüler, Ethik, Gesundheit, Heilkunst
Eine neue Darstellung der Medizingeschichte? Allerdings. Und doch will das neue Buch mit anderen, in den letzten Jahrzehnten erschienenen, nicht eigentlich in Wettbewerb treten. Es möchte ihnen eher zur Ergänzung dienen.

Wem es bei einer geschichtlichen Betrachtung der Heilkunde in erster Linie auf den Wandel des Krankheitsbegriffes im Laufe der Zeiten ankommt, der wähle den Leitfaden von Ernst Schwalbe, der eben in dritter Auflage herausgekommen ist. Wer ein Lehrbuch mäßigen Umfanges der gesamten Medizingeschichte wünscht, das auch in die Literatur des Faches in auskömmlichem Umfange einführt und damit für jedes tiefere Weitereindringen auf allen Einzelgebieten die volle Bereitschaft vermittelt, der greife zu J. L. Pagels „Einführung", die erst kürzlich von einem von uns beiden voll auf den gegenwärtigen Stand in neuer Bearbeitung gebracht wurde Wer in voller Ausführlichkeit und Gründlichkeit unterrichtet sein will, der nehme Max Neuburgers dreibändige Geschichte der Medizin zur Hand, und wer den Entwicklungsgang der gesamten Spezialgebiete heilkundigen Forschens und Wissens in gesonderten fachmännischen Einzeldarstellungen nebeneinander haben möchte, der wähle das große Handbuch, das von THEODOR PUSCHMANN, weiland in Wien, begründet wurde.

Für diese alle kann und will das vorliegende kleinere Werk keinen vollen Ersatz bieten. Sein Ziel ist ein anderes.

Anfänger, die einen ersten Überblick über das historische Gebiet zu erhalten verlangen, der alle Fragen anklingen lässt, ohne sie völlig zu erschöpfen, berufstätige Ärzte, die in spärlichen Mußestunden zur Erholung, zur Gewinnung neuer Anregung, neuen Mutes und gestärkter Schaffensfreudigkeit zuverlässigen Einblick in die fortschreitende Entwicklung ihrer Wissenschaft und deren praktischer Betätigung, sowie ihres Standes in ansprechender Form begehren, Kulturhistoriker, die sich einen Überblick über diesen Teil ihres Wissensgebietes verschaffen wollen, sie mögen zu unserem Buche greifen. Es wird ihnen ein treuer Führer sein in das Auf und Ab unserer Kunst und Wissenschaft, in die Hoch- und Tiefzeiten ärztlicher Betätigung, und ihnen reichlichen Stoff zu eigenem Mit- und Nachdenken bieten.

Als besondere Anziehung dieses Buches dürfen wir wohl den reichen Bildschmuck bezeichnen, der ihm bestimmt nicht nur als Zierde dient, sondern ganz wesentlich zur Vertiefung des Verständnisses ärztlicher Vergangenheit in anschaulicher Eindringlichkeit beitragen wird, überdies trotz des durch das redende Bildwerk beanspruchten Raumes direkt raumsparend wirkt. Wir sehen in dieser erstmalig durchgeführten Illustrierung *) medizinischer Gesamtgeschichte seit den Frühzeiten der Menschheit bis in das 19. Jahrhundert nicht den unwesentlichsten Teil aufklärenden Verdienstes an unserem neuen Unternehmen. Die Herausgeber und der Verleger, der in verständnisvollem Eingehen auf die Wünsche der Verfasser weder Mühe noch Kosten gespart hat, erhoffen dafür den Dank der Benutzer.

*) Soweit nicht ausdrücklich eine andere Herkunftsstelle der Abbildungen angegeben ist, sind dieselben in allen Abschnitten dem Lehrmaterial des Leipziger Institutes für Geschichte der Medizin entnommen.

Wollten wir Kürze, Übersichtlichkeit und genussbringende Lesbarkeit, so mussten wir uns vielfache Beschränkung auferlegen. Wir sehen sie auch darin, dass wir auf Literaturangaben vollständig verzichteten. Wir hoffen auf das Anerkenntnis, dass wir beide, der eine vor allem im Altertum, der andere im Mittelalter und der Renaissance, derart in die Materie in ihrem ganzen Umfange als eingedrungen gelten dürfen, um der Belege für unsere Aufstellungen bei unseren Lesern überhoben zu sein. Wir sehen hierin gerade einen besonderen Vorteil unserer gemeinsamen Arbeit und die wichtigste Vorbedingung für die gewählte Darstellungsweise. Ein einzelner von uns hätte das nötige Vertrauen für die ganze Entwicklungsbreite durch alte und mittlere Zeit hindurch wohl doch nicht beanspruchen dürfen.

Dass ein voller Ausgleich der Ansichten beider Verfasser in jeder Einzelheit nicht erstrebt, ja gar nicht versucht wurde, sei ausdrücklich hervorgehoben. Jeder derartige Versuch wäre wohl zum Scheitern verurteilt gewesen und hätte der Wahrhaftigkeit der historischen Aufstellungen Eintrag getan. Jeder von uns tritt für die von ihm geschriebenen Abschnitte vollständig ein; das genügt. Wir sehen in etwaigen Verschiedenheiten der Auffassung und Formgebung, wie sie in der Persönlichkeit des Schreibenden unweigerlich begründet sein mögen, einen besonderen Vorzug dieses Buches, das nicht blinde Gläubige verlangt, sondern mitdenkende ärztliche Leser, die in Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit volle Aufklärung zu erhalten wünschen über die ärztlichen und medizinisch-wissenschaftlichen Zustände vergangener Zeiten.

Möge das Buch genommen werden, wie es geboten wird, Klarheit vermitteln und Nutzen stiften, daneben auch dem deutschen Arzte und der deutschen medizinischen Wissenschaft die Weltgeltung erhalten helfen, die beide verdienen.

Jena und Leipzig, 26. November 1920.

Theodor Meyer-Steineg und Karl Sudhoff.


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                                      Inhaltsverzeichnis.

I. Teil: Primitive Medizin. Medizin des alten Orients und des klassischen Altertums bis Galenos.
              Von Theodor Meyer-Steineg

Primitive Medizin
Empirisches Stadium. Dämonistisches Stadium. Zauberärzte.
Die Medizin im alten Mesopotamien
Die Ärzte. Die medizinischen Anschauungen und Leistungen.
Die altägyptische Medizin
Der Ärztestand. Die medizinischen Anschauungen und Leistungen.

Die Medizin im klassischen Altertum
Die vorhippokratische Zeit. Die Ärzte und die Krankenpflege.
Die altgriechischen Ärzteschulen.
Hippokrates und die hippokratische Medizin
Die nachhippokratische Zeit und die dogmatische Schule
Die Schule von Alexandreia
Die äußeren Verhältnisse der Ärzte. Herophilos und Erasistratos und ihre Schulen.
Die Schule der Empiriker

Die Heilkunde bei den Römern vor der Einführung der griechischen Medizin
Entwicklung des römischen Ärztestandes.
Die Einführung der griechischen Medizin in Rom
Themison von Laodikeia, die Methodiker und die römische Medizin-Literatur
Cornelius Celsus.
Soranos von Ephesos
Die pneumatische Schule und die Chirurgie
Die Eklektiker
Galenos
Das Ärztewesen der römischen Kaiserzeit


II. Teil: Die mittlere Zeit vom Tode des Galenos bis zu Bacon von Verulam.
              Von Karl Sudhoff

Nachleben der Griechenmedizin im Ostreich und erste Wiedergeburt im Reiche des Islam
Nachklang und Ausklang der klassischen Medizin im römischen Westreich
Erste Aneignung antiker medizinischer Hinterlassenschaft in Westeuropa
Der Aufstieg mittelalterlicher Chirurgie in Norditalien während des dreizehnten Jahrhunderts
Montpellier
Scholastik in der Medizin. Paris, Bologna, Padua
Renaissance und Humanismus
Die großen Reformbestrebungen des 16. Jahrhunderts
Abschluss und Ausblick

III. Teil: Die neuere Zeit von Harvey bis zur Gegenwart.
              Von Theodor Meyer-Steineg

Die Neubegründung der Physiologie durch William Harvey.

Die Schule der Iatrochemiker und Iatrophysiker
Die Reform der praktischen Medizin durch Thomas Sydenham.
Kasuistik der Krankheiten und neue Heilmethoden
Die Chirurgie und Geburtshilfe im 17. Jahrhundert
Das Ärztewesen im 17. Jahrhundert
Systembildung der Medizin des 18. Jahrhunderts. Hoffmann Stahl und Boerhave und die ältere Wiener Schule.

Die Neubegründung der Physiologie durch Albrecht von Haller.
Anatomen und Physiologen in seinen Bahnen. Die Lehren Cullens und Browns. Gaub und die Pathologie
Die Schule von Montpellier und der Vitalismus
Das System Mesmers und seine Nachfolger, die Naturphilosophie Schellings und ihr Einfluss auf die Medizin. Die naturhistorische Schule.
Die Homöopathie. Rademachers Erfahrungsheillehre. Die Kuhpockenimpfung
Chirurgie, Augenheilkunde und Geburtshilfe im 18. Jahrhundert
Das Ärztewesen im 18. Jahrhundert

Die Entwicklung der pathologischen Anatomie. Pinel. Morgagni. Bichat
Der Ausbau der naturwissenschaftlichen Grundlagen der Medizin: Botanik, Zoologie, Physik, Chemie, Anatomie und Physiologie. Gall und die Phrenologie. Der Broussaisismus
Die Begründung der Physiologie als Naturwissenschaft. Magendie, Bernard, Johannes Müller und seine Schule. Die „chemische Physiologie"
Der Ausbau der Krankheitslehre durch Rokitansky. Virchow und die Zellularpathologie
Die Begründung der Bakteriologie. Henle. Robert Koch.
Die Entwicklung der praktischen Medizin. Die „Jüngere Wiener Schule", die Berliner Kliniker. Die Entwicklung der Therapie. Die Serumlehre.
Die Chirurgie, Augenheilkunde, Geburtshilfe und Gynäkologie im 19. Jahrhundert
Das Ärztewesen in der neuesten Zeit

001.-013. Primitive Medizin, Instrumente

001.-013. Primitive Medizin, Instrumente

022. Antike Asklepios-Statue aus Epidauros. Nach HOLLÄNDER, Plastik und Medizin

022. Antike Asklepios-Statue aus Epidauros. Nach HOLLÄNDER, Plastik und Medizin

036. Votivrelief aus dem Asklepieion zu Athen. Mann mit krapfaderkrankem Bein

036. Votivrelief aus dem Asklepieion zu Athen. Mann mit krapfaderkrankem Bein

037.-038. Hippokrates

037.-038. Hippokrates

039. Hellenistisches Relief, Der Arzt Jason, eine Palpation der Lebergegend vornehmend

039. Hellenistisches Relief, Der Arzt Jason, eine Palpation der Lebergegend vornehmend

054. Hellenisches Relief, Arzt vor seinem Schrank (innen Bücherrollen, darüber Instrumentenkasten

054. Hellenisches Relief, Arzt vor seinem Schrank (innen Bücherrollen, darüber Instrumentenkasten

065. Sammlung von Weihgeschenken aus dem Dianaheiligtum am Nemisee

065. Sammlung von Weihgeschenken aus dem Dianaheiligtum am Nemisee

078. Apotheke aus einer hebräischen Avicenna-Handschrift

078. Apotheke aus einer hebräischen Avicenna-Handschrift

080. Aus arabischer DIOSKURIDES-Handschrift

080. Aus arabischer DIOSKURIDES-Handschrift

081. Tierbilder aus der Hertener PLACITUS-Handschrift (9. Jahrhundert)

081. Tierbilder aus der Hertener PLACITUS-Handschrift (9. Jahrhundert)

091. Hämorrhoiden-, Star- und Nasenpoypen-Operation aus einer Handschrift 11. Jahrhundert (Brit. Museum)

091. Hämorrhoiden-, Star- und Nasenpoypen-Operation aus einer Handschrift 11. Jahrhundert (Brit. Museum)

092. Sechs Brennstellenbilder aus einer Handschrift des 11. Jahrhunderts (Brit. Museum)

092. Sechs Brennstellenbilder aus einer Handschrift des 11. Jahrhunderts (Brit. Museum)

093. Operationsbilder aus einer französischen Rogerübersetzung, gemalt im 13. Jahrhundert (Brit. Museum)

093. Operationsbilder aus einer französischen Rogerübersetzung, gemalt im 13. Jahrhundert (Brit. Museum)

094. Operationsbilder aus französischer Rogerübersetzung, gemalt im 13. Jahrhundert (Brit. Museum)

094. Operationsbilder aus französischer Rogerübersetzung, gemalt im 13. Jahrhundert (Brit. Museum)

096. Operationsbilder aus einer Leidener THEODERICH-Handschrift (Ums Jahr 1400)

096. Operationsbilder aus einer Leidener THEODERICH-Handschrift (Ums Jahr 1400)

131. Girolamo, Fracastoro (1483-1553) Veronesischer Arzt

131. Girolamo, Fracastoro (1483-1553) Veronesischer Arzt

133. Marsilio, Ficino (1453-1499) Florentinischer Arzt

133. Marsilio, Ficino (1453-1499) Florentinischer Arzt

136. HOHENHEIM 1540, ein Jahr vor seinem Tode gezeichnet, wie auch das erste Bild von AUGUSTIN HIRSCHVOGEL

136. HOHENHEIM 1540, ein Jahr vor seinem Tode gezeichnet, wie auch das erste Bild von AUGUSTIN HIRSCHVOGEL