118. Über das Wesen der Seele nach Ansicht der Alten

Über das Wesen der Seele nach den Ansichten der Alten, ihre Einfachheit oder Zusammensetzung; ob materiell oder geistig?



Dikäarchus führte den Pherekrates redend ein, welcher die Seele für ein leeres Wort, für Nichts hielt und alle Empfindungs- und Wirkungskräfte für körperliche Eigenschaften ansah.


Seneca bekennt offenherzig, was die Seele eigentlich sei, das wisse man nicht, und Bonnet sagt dasselbe (Analytischer Versuch über die Seelenkräfte) „wir wissen ebensowenig, was eine Idee in der Seele, als was die Seele selbst ist.“ Da hingegen behauptet Hayer, daß wir von Nichts eine so klare Kenntnis hätten, als von unserer Seele, ja daß diese Erkenntnis der Grund aller übrigen Erkenntnisse sei.

Der Irländer Macarius im neunten Jahrhundert und Averrhoes bekannten, daß in allen Menschen nur eine Seele sei. (Büsching a. O. S. 813).

Die alten Griechen nahmen in jedem Menschen eine zweifache Seele an, manche gar eine dreifache, der Mensch habe eine sinnliche und eine vernünftige Seele. Schon bei Homer findet man Spuren davon. Die vernünftige Seele heißt bei ihm die Magengegend, weil man schon damals annahm, daß der Sitz der Seele in der Magengegend, in der Herzgrube sei.

Diogenes Laertius schreibt: Pythagoras und Plato hätten der Seele zwei Teile gegeben, einen vernünftigen und einen unvernünftigen, oder genauer zu reden, drei, denn sie hätten den unvernünftigen in den zornigen, und begierigen eingeteilt. — Merkwürdig ist, daß schon der Dichterkönig von der Seele in der Herzgrube spricht, so daß man schon in der frühesten Zeit die Versetzung der Sinnespole beobachtet hat, wobei die Somnambulen durch die Herzgrube sehen und hören, was die Inder gekannt haben, van Helmont versetzte später den Sitz seines Archäus ganz in die Herzgrube, und auch schon im Jahre 1752 hatten ein portugiesischer und ein paar französische Ärzte behauptet, daß die Seele in der Magengegend ihren Sitz habe. (Hamburger Magazin für die Heilkunde. Thl. 8. S. 647 und Thl. 10. S. 84).

Zwei Seelen nahm auch schon Empedokles in jedem Tiere und Menschen an, und Aristoteles unterscheidet zwischen einer vernünftige Seele und von der sinnlichen. Die vernünftige Seele kommt von außen in den Leib und ist der Natur der Sterne ähnlich, denn sie ist ein Teil des fünften Elements, oder der feinen, feurigen, ätherischen Natur, welche durch die ganze Natur ausgebreitet ist.

Die Seele als Substanz wurde nun als etwas von der Materie ganz Verschiedenes, absolut Geistiges angesehen, oder als etwas Materielles. Man stritt nämlich, ob die Seele von der Materie verschieden sei oder ob sie eine Materie von so feiner Natur sei, daß sie nicht in die Sinne fallen kann. Aristoteles hielt übrigens selbst den vernünftigen Teil der Seele für körperlich, denn seine ätherische Sternnatur war sein fünftes Element. Epikur lehrte, die Seele sei ein so feiner, zarter Körper, der aus den feinsten, glattesten und rundesten Teilchen entstanden. Die Stoiker, welche annahmen, daß die ganze Welt blos aus Körpern bestehe, nahmen die Seelen ebensowenig als Gott (den Äther) von dieser körperlichen Natur aus; sie hielten die Seelen für abgerissene Teile Gottes, des reinsten Äthers. Auch die alten Kirchenväter, Irenäus, Tertullian, Arnobius, Methodius u. sind der Meinung gewesen, die ganze Seele sei etwas Körperliches von sehr feiner Art, wie der Äther. Man gibt auch Hobbes und Spinoza an, daß sie die Seele für körperlich gehalten haben. — Die entgegengesetzte Lehre von der reingeistigen Wesenheit haben die Spiritualisten gelehrt, die Verteidiger der Weltseele, die Kabbalisten und Theosophen, wie wir schon gesehen haben.





Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1