117. Der Materialismus der Alten

Der Materialismus der Alten. Die chaotische Nacht der Ägypter, Orpheus, Hestod.



Den Materialismus, wenigstens in der feinem Art, nahmen schon die Ägypter an. Ihre ewige Materie, die Nacht, war ihnen Äther, der bildliche Gott. Orpheus, Musäus und Hesiodos haben in der Beschreibung der natürlichen Dinge die. Materie derselben Nacht, Chaos, genannt, und aus ihrer Bewegung den Ursprung aller Dinge hergeleitet. (Gesners Ausgabe der Werte des Orpheus. S. 118).


Canem noctem, deorum pariter atque hominum genetricem; nox origo rerum omnium.

Es dachten aber von der Materie die Philosophen sehr verschiedenartig. Einige sprachen ihr alle Eigenschaften bestimmter Wirkungen und Gestalten ab; andere sahen Eigenschaften und Gestalten in ihr. Die Gestalt war ihnen entweder nur eine, wie die bekannten vier Elemente und ihre Arten, durch Verdickung oder Verdünnung verschieden, oder sie nahmen an, daß die Materie mehr als eine Gestalt habe, und daß sie aus kleinen unzerstörbaren Körperchen bestände, — die Atome. Strato von Lampsakus war der Meinung, daß zur Weltbildung aus der ewigen Materie nichts weiter nötig gewesen sei, als ihre verborgene Natur mit ihrer eigenen Bewegung- oder Zeugungskraft. Leucipp schrieb den Atomen zu, sich selbst zu bewegen; und Demokrit lehrte: sie bewegen sich in dem unendlichen Leeren unaufhörlich nach der senkrechten Linie herab, wo sie dann einander berühren und sich entweder vereinigen, oder von einander abspringen, woraus alle Dinge entstehen und vergehen. Epikur hatte eine sehr ähnliche Ansicht, nur in der weiteren Erklärung wich er etwas ab. Der Stoiker Zeno gab der feinsten Materie, oder dem Äther Verstand, woraus Alles entsteht, der ihm Gott gleich war, welchen er sich als ein kunstreiches Feuer dachte. Da er aber gar nichts für unkörperlich ansah, so war ihm also auch Gott körperlich, nur von außerordentlicher Feinheit im Vergleich der übrigen Dinge. — Die weiteren Erklärungsarten dieser Grundansichten wichen dann oft sehr mannigfach von einander ab. So ist z. B. des Orpheus unermessliches Chaos ein unendlich großes Ei geworden, und die Peripatetiker verstanden darunter: Orpheus glaube, daß die Nacht früher gewesen sei, als alle andern Dinge und selbst als Gott. Hingegen die Pythagoräer und Platoniker legten es so aus, daß Orpheus zuerst Gott gesetzt habe, welcher aus der Nacht die Welt erschaffen habe. — Jablonski meint, Orpheus habe sein Weltei von den Ägyptern angenommen, und erklärt die Meinung des Orpheus dahin, daß Gott mit der Materie in einem unermesslichen Chaos von Ewigkeit her vereinigt gewesen sei, daß er das Chaos in die Urgestalt des Eies gebracht und hierauf seine schöpferische Kraft geoffenbart habe.

Nach dieser kurzen Aufzählung der ältesten Ansichten ersieht man, daß die neueren Lehren alle schon da gewesen sind, und daß die materielle Erklärungsweise der magnetischen Erscheinungen, wie man sie in unserer Zeit aufgestellt hat, nichts Neues sei. Die übrigen Begriffe über Seele und Leib und über ihren gegenseitigen Einfluß; über Sympathie und Antipathie u. sind in der Lehre des Magnetismus von großer Wichtigkeit; es ist daher wohl der Mühe wert, auch darüber in der Geschichte etwas nachzusehen.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1