109. Einteilung der alten Magie

Einteilung der alten Magie, und Ursachen der mancherlei Verwechslungen derselben.



Man hat nach den Untersuchungen von G. Naudé schon sehr früh die Magie in vier Arten eingeteilt; 1) in die natürliche; 2) in die weiße Magie — Theurgie der Engel und guten Geister; 3) in die schwarze Kunst, Goetie der Dämonen, und 4) in die göttliche Magie. Allein man hat sehr häufig Verwechselungen vorgenommen und solche als Magier angeklagt, die oft nichts als Politiker waren und wie schon in Griechenland die Götter vorschützten, von denen sie z. B. die Eingebungen von gewissen Gesetzen erhalten haben wollten, um ihnen leichter Eingang zu verschaffen. So sagte Trismegist: er habe sie vom Merkur; Zamolxis von der Vesta; Charondas vom Saturn; Minos vom Jupiter; Lykurg vom Apollo; Draco und Solon von der Minerva; Numa von der Nymphe Egeria und Mahomed vom Engel Gabriel. Oft wurden gewisse Ansichten und Lehren zur Magie gerechnet, die damit eigentlich nichts zu tun hatten, wie z. B. Anaxagoras heimlich seine Lehre, besonders von den Ellipsen vortrug, — ja sogar Platon trug, wie er selbst an Dionysius schrieb, blos aus Furcht, daß er nicht etwa verantwortlich über seine eigene Ansicht sei, seine Lehren unter fremden Namen vor. Sokrates mußte sterben, weil seine Philosophie von der gangbaren abwich.


Es gab auch andere Ursachen, wie gewisse heidnische Lehren; Feindschaften, Unwissenheit, Leicht- und Aberglauben; voreilige Urteile unreifer Schriftsteller u., die Magie zu verwechseln und in Misskredit zu bringen. So verwechselte man die Magie mit dem Heidentum, weil einige Lehrer derselben Heiden waren, oder für heidnisch gehalten wurden, wie Simon Magus, Menander, Marcus, Valentinian, Karpokrates, Priscillian, Berengatius, Hermogenes; oder weil magische Künste auf das Heidentum gefolgt waren, sowie nach den Arianern in Spanien lange die Teufel leibhaftig gesehen wurden, um die Menschen zu plagen. Aus Feindschaft wurde einst Apulejus der Magie angeklagt durch die Eltern seiner Frau; die Jungfrau von Orleans wurde der Zauberei von den Engländern angeklagt, die durch ihre Gesichte, Tugenden und Heldentaten dieselben besiegte. Wie groß war die Unwissenheit und das Vorurteil nicht schon bei den Griechen; noch mehr bei den Römern, und im Mittelalter stiegen sie auf das Höchste, wobei ein so starker Glaube an Wunder mitwirkte, daß z. B. gewisse Leute Hagel und Ungewitter nach Belieben machen, daß man mit Schiffen durch die Luft fahre, um die aufgeflogenen Schätze zu sammeln, was so fest in dem Volkswahne wurzelte, daß der Bischof von Lyon Agobert 833 schwere Mühe hatte, drei Männer und eine Frau aus den Händen des wütenden Pöbels zu befreien, welche aus solchen Schiffen herausgefallen sein sollten. — Endlich wie viel schwerer ist es nicht gewisse Schriften in ihrem wahren Sinne aufzufassen und ihre Verfasser im rechten Lichte darzustellen, als sie anzuschwärzen und anzuklagen?






Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1