105. Von der Wirkung der Edelsteine

Von der Wirkung der Edelsteine.



Da wir bei den magnetischen Somnambulen ähnliche Beobachtungen machen, wonach gewisse Metalle, Pflanzenstoffe und Edelsteine ganz eigentümliche Erscheinungen hervorrufen: so ist anzunehmen, daß man auch früher auf ähnlichem Wege veranlaßt worden sein mag, auf die Wirkungen der Talismane zu achten und sie in die Reihe heilkräftiger Dinge aufzunehmen. Wie Magnete, Eisen, Kupfer, Silber, Gold und Quecksilber; Diamanten, Saphire, Rubine, Smaragde jetzt ganz bestimmte Wirkungen bei Somnambulen hervorbringen: so hat man in älterer Zeit ganz besonders die speziellen Wirkungen jener Stoffe und der Edelsteine aufgezeichnet. Schon die Buddhisten haben dem Saphir eine heilige magische Kraft zugeschrieben, und er wurde der Stein aller Steine (optimus, quem tellus medica gignit) genannt. Daß spiegelnde Flächen somnambule Erscheinungen erzeugen, ist von jeher bekannt gewesen und über die mannigfachen Wirkungen der Farben des Lichtes, welche sogar eine ungleiche Erwärmungskraft haben, hat die Physik erst in der neuesten Zeit Aufschlüsse erteilt. Die Elektrizitätspolaritäten sind wahrscheinlich noch wichtiger, als das bloße Licht der Edelsteine, und nach Amorettis Versuchen haben alle entweder - + - oder - E. So ist der Diamant, der Granat, der Amethyst und der Telesit — E.; der Smaragd, der Saphir, Aquamarin, der Chrysolith, Chrysopras, der Ligurith + E. (Kiesers Archiv 4. Bd. 2. H. S. 62). Kein Wunder also, wenn gleiche Erscheinungen durch ihre Einwirkung bei den Menschen entstehen, und daß ihre Wirkungsweise hin und wieder schon immer beobachtet und immerdar auch aufgezeichnet worden ist. Ihre Einwirkung als Lichtträger auf das Nervensystem und die Einbildungskraft hat einen bestimmten Grund, wie man schon bei den Orientalen und besonders im Mittelalter behauptete (ad evocandas imagines). So soll z. B. das Tragen des Saphirs Gleichmut und Seelenruhe, sowie Schutz vor Neid und Trug erzeugen nach der Lehre des Buddha. „Es öffnen sich die verschlossenen Pforten und Wohnungen, er wecket die Versöhnung der Gottheit und die Erhörung des Gebetes und bringt Frieden mehr als jede andere Gemme der Nekromantie; aber wer ihn tragen will, muß ein reines und keusches Leben fuhren“ (Marbod. Liber lapid. Ed. Beckmann).


Bei den jüdischen Hohenpriestern wurden die Edelsteine auf der Brust getragen und sie dienten ihnen nach ihren Traditionen als Mittel, um die Offenbarungen Gottes (also durch eine Art Hellsehen) inne zu werden.

Merkwürdig ist in dieser Hinsicht, was Orpheus von der Kraft der Steine gesungen und zwar ganz besonders von dem Magnetstein, den er Siderit nannte. „Mit diesem Stein kannst du die Stimmen der Götter vernehmen und auch noch andere Wunder erfahren. — Wenn du sehr krank bist, dann brauchst du ihn nur mit den Händen recht zu bewegen und zu schütteln. — Aber dann getraue dich ihn auch von der Weissagung zu fragen. Alles wird er dir in Wahrheit enthüllen, und wenn du ihn näher an die Augen gehalten besiehst, so wird er dich mit göttlichem Hauche beseelen. Gegen Verwundungen ist er ein herrliches Mittel; unfruchtbare Frauen macht er Kinder gebären. Gegen Schlangenbiss und Augenweh hilft er, wie gegen Kopfschmerz, und die Tauben macht er hörend. Vom Kristall sagt er, daß er die Schmerzen der Nieren besänftige."

Orpheus machte sich folgende Theorie aus der Wirkung der Steine: „Die Erde erzeugt den armen Sterblichen Gutes und Böses, aber gegen jedes Böse hat sie auch ein Mittel erzeugt. Aus Erde ist jede Art von Steinen, in denen unendlich verschiedene Kräfte verborgen liegen. Alles, was Wurzeln leisten können, das leisten auch die Steine. Jene haben zwar eine große Kraft, aber eine noch größere die Steine. Die Wurzel grünet nur eine kurze Zeit und stirbt; nur so lange man Früchte von ihr bekommt, dauert ihr Leben. Wenn sie aber ausgelebt, was soll man noch von der todten hoffen? Unter den Kräutern findet man nützliche und schädliche; unter den Steinen aber wirst du schwerlich etwas Schädliches finden. Willst du daher kühn als Held durch alles Gewürm, mit dem Siderit bewaffnet wirft du nichts zu fürchten haben, wenn es dir auch haufenweise sammt dem schwarzen Tod begegnete.“

Der Diamant hat die Kraft, dem Magnet seine Wirkung zu nehmen, heißt es in einer altern Schrift, daß er das Eisen nicht zieht, und ist den Mondsüchtigen und Irren heilsam. Der arabische Diamant soll wie der Magnet das Eisen nach den Polen lenken, daher ihn Einige auch magnetisch nannten.

Der Achat stimmt zur Einsamkeit. Der indische soll den Durst löschen, wenn man ihn an den Mund hält.

Der Amethyst vertreibt die Trunkenheit, an den Nabel gebunden, und schärft den Verstand.— sterilem foecudat, lotione ejus bibita.

Der rote Bezoar ist gegen allerlei Gifte. Der armenische Bolus gegen Pestfieber aller Art.

Der Granat erhält die Gesundheit; erzeugt ein freudiges Herz; aber Zank den Liebenden.

Der Saphir erheitert die Melancholischen, an den Hals gehängt, und erhält die Kräfte des Körpers, et omnes libidines species refrenat.

Die rote Koralle stillt das Blut und stärkt die Verdauung, wenn man sie an sich trägt.

Der Carneol, der rotglänzende, stillt die Blutflüsse und heilt die Dysenterie.

Der Kristall vertreibt dem Schlafenden die bösen Träume.

Der grüne Chrysopras ist dem schwachen Gesichte sehr heilsam.

Der Chrysolith in der Hand gehalten vertreibt das Fieber.

Der Hyazinth belebt das Herz und den Körper. Der grüne Jaspis vertreibt das Fieber und die Wassersucht und stärket das Hirn.

Der Onyx zeigt im Schlafe Schreckengestalten und vermehrt den Knaben die Speichelabsonderung; am Hals getragen verhindert er den epileptischen Anfall.

Der Opal dient vorzüglich gegen die Augenkrankheiten.

Der grüne Smaragd widersteht der Epilepsie, vertreibt die dämonischen Täuschungen, schärft das Gedächtniß.

Der Bernstein hält die Bauchflüsse an und ist gegen alle Halsübel ein kräftiges Mittel; er befördert die Menses und treibt den Urin.

Der Topas reinigt die Hämorrhoiden und heilt die Mondsucht; mildert die Gemütskrankheiten und stillt, auf die Wunden gelegt, das Blut.

Der Serpentin vertreibt alle Feuchtigkeiten der Wassersüchtigen, wenn sie drei Stunden damit in der Sonne stehen; denn dann entsteht ein heftiger, sehr stinkender Schweiß; er vertreibt die Würmer, und innerlich eingenommen soll er den Blasenstein brechen.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1
Smaragd (Krystall, im Kalkspath, Musogrube)

Smaragd (Krystall, im Kalkspath, Musogrube)

Epidot (Krystall, Knappenwand)

Epidot (Krystall, Knappenwand)

Topas (blau, Krystall, Mursinka)

Topas (blau, Krystall, Mursinka)

Vesuvian (Krystalle)

Vesuvian (Krystalle)

Topas (hellgelb, Krystall, Sachsen)

Topas (hellgelb, Krystall, Sachsen)

Almandin (Krystall)

Almandin (Krystall)

Chrysoberyll (Alexandrit, Krystall, Tokowoia)

Chrysoberyll (Alexandrit, Krystall, Tokowoia)

alle Kapitel sehen