104. Die Talismane und Amulette

Die Talismane und Amulette.



Talismane, — sind Körper, vorzüglich Metalle, Mineralien, auch Wurzeln und Kräuter, welche man entweder als Präservative oder als Heilmittel gegen Krankheiten auf dem Leibe trug. Ähnlich, jedoch nicht ganz dasselbe, sind die Amulette, diesen schrieb man vorzüglich Gift und Unheil abwehrende Eigenschaften zu, die man unter bestimmten Formeln, Figuren und astrologischen Zeichen und Zahlen bereitete und bezeichnete. Die berühmteste Bezeichnung war die der Abraxas, welches die Himmel im Allgemeinen bezeichnet, und aus welcher nach Sprengel wahrscheinlich nachher jene Formel des Abrakadabra entstand, welche Serenus Sammonicus besonders gegen das Wechselfieber empfahl (S. Sammon. de medica 158l. 4. c.) Andere Formeln finden sich bei Alex. v. Tralles (Sprengel, 2. Th.) In neuern Zeiten gingen diese Dinge über in das Tragen von Blutsteinen, Magneten, Bernsteinhalsbändern, Heiligenbildern, geweihten Sachen, bei den Katholiken sind es die Scapuliere, womit jedoch die Idee des Heiligen vorwaltet.


Am häufigsten wurden die Talismane von den Morgenländern gebraucht, die sie auch bis jetzt noch haben. Sie waren teils ganz einfach und glatt, oder sie wurden auch künstlich zubereitet, wobei man immer eine besondere Rücksicht auf den Stand der Gestirne bei dem Aufsuchen und Bereiten nahm, weshalb man sie auch Konstellationsringe nannte. Sie wurden nach und nach in allerlei Figuren, z. B. der Sonne, des Mondes, der Planeten angefertigt. Eine mystische Figur, die als Symbol des unaussprechlichen Namens Gottes, wie die Juden meinten, im Tempel zu Jerusalem gefunden wurde, sieht man auf mehreren Gemmen, und zwei ineinander geschobene Dreiecke machten nach Sprengel das Diagramm der Gnostiker aus, womit sie alle Arten von Wunderkuren zu verrichten glaubten. Man ging so weit, daß man mit Hilfe der Talismane mit den Geistern in Verbindung zu kommen glaubte; daß man sich die Liebe und das Wohlwollen der Menschen damit gewinnen, und daß man selbst durch das Beisichtragen dieser Talismane andere Menschen in eine beliebige Stimmung versetzen könne. Orpheus z. B. sagt, durch den Magnetstein vermöge man die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer außerordentlich zu spannen und die Kraft der Überzeugung zu vermehren Eine ganz besondere Kraft wurde vorzüglich den Edelsteinen zugeschrieben.





Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1