103. Das Heilen der Krankheiten durch Berührung

Das Heilen der Krankheiten durch Berührung und durch Händeauflegen. Beispiele aus der Bibel, von Heiligen; die Kaiser Vespasian, Adrian, König Olaf; die Könige von England und Frankreich. Levret, Graterakes. Literatur.



Das Heilen der Kranken durch Berührung und das Händeauflegen findet man schon bei den ältesten Völkern: bei den Indern, bei den Ägyptern und vorzüglich bei den Juden. In Ägypten fand man Figuren, wo eine Hand auf den Magen, die andere auf den Rücken gelegt ist. Auch die Chinesen heilten nach älteren Berichten der Missionäre (Athanas. Kircher, China illustrata etc.) seit Jahrhunderten durch das Händeauflegen. In der Bibel sind die zahlreichsten Beispiele darüber aufgeführt, von denen hier einige folgen.


Schon bei Moses (4. B. 27. 18 — 21) heißt es, als er einen würdigen Nachfolger sich von dem Herrn erbat: „und der Herr sprach zu Mose: nimm Josua zu dir, der ein Mann ist, in dem der Geist ist, und lege deine Hände auf ihn und lege deine Herrlichkeit auf ihn usw.“ Die Heilung des scheintoten Sohnes jenes Weibes, welchen Elias heilte, indem er sich dreimal maß über dem Kinde und rief den Herrn an. Die Heilung des Elisa an dem toten Knaben der Sunamitin ist noch merkwürdiger; dieser ließ den Stab auf des Knaben Antlitz zuerst von seinem Diener Gehasi legen, und als es nichts half, stieg er selbst in die Kammer hinauf und legte sich auf das Kind u., und seine Hände auf des Kindes Hände, daß des Kindes Leib wieder warm wurde. Darnach tat der Knabe seine Augen auf. Elisas Wunderkraft dauerte auch noch nach seinem Tode. „Da Elisa gestorben war und man ihn begraben hatte, sielen die Moabiter ins Land, und als sie einen toten Mann in das Grab des Elisa warfen und dieser die Gebeine Elisas anrührte, ward er lebendig und trat auf seine Füße.“ (2. Kön. 13. 20.) Der Aussätzige Nacman, als er mit Roß und Wagen vor das Haus Elisa kam und dieser ihm im Jordan sich siebenmal zu waschen befahl, sprach: „Ich meinte, er solle zu mir herauskommen und den Namen des Herrn seines Gottes anrufen; und mit seiner Hand über die Stätte fahren und den Aussatz also abtun.“ (2. Kön. 5, 11).

Überaus reichhaltig an Beispielen über das Händeauflegen ist die Bibel des neuen Testaments. Es wurde fast nicht anders geheilt, als durch Worte und das Händeauflegen. „Laß nicht außer Acht die Gabe, die dir gegeben ist durch die Weissagung mit Händeauflegung der Ältesten“ (1. Timoth. 4, 14.) ist ein Hauptsatz der Apostel zum praktischen Gebrauch der Kräfte zum Wohl der christlichen Brüder. Bei Marcus (16, 18.) heißt es: Gott bezeugte das Wort seiner Gnade und ließ Zeichen und Wunder geschehen durch ihre Hände. Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände Pauli. (Apostelgesch. 14, 3.). „Zu dem Vater Publii auf Malta, der am Fieber und an der Ruhr lag, ging Paulus hinein und betete und legte die Hand auf ihn und machte ihn gesund.“ (28, 8). „Und Ananias ging hin und kam in das Haus, wo der blinde Saulus war, und legte die Hände auf ihn und sprach: lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, daß du wieder sehend und mit dem heiligen Geist erfüllet würdest. Und alsbald fiel es von seinen Augen wie Schuppen und er ward wieder sehend.“ (9.1?—18). Bei Matth. heißt es: „Da wurden Kindlein zu ihm gebracht, daß er die Hände auf sie legte und betete, die Jünger aber fuhren sie an. Aber Jesus sprach: lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Himmelreich, und er legte die Hände auf sie.“ — „Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der war stumm, und sie baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte; und er nahm ihn von dem Volk besonders und legte ihm die Finger in die Ohren und spitzte und rührte seine Zunge und sah auf gen Himmel und seufzte und sprach: tue dich auf! und alsbald taten sich seine Ohren auf und das Band seiner Zunge ward los und er redete recht.“ (Marcus 7, 33). „Und da die Sonne untergegangen war, alle die, so Kranke hatten mit mancherlei Seuchen, brachten sie zu ihm und er legte auf jeden die Hände und machte sie gesund.“ Es finden sich noch eine Menge Stellen über das Händeauflegen bei Matth. 9, IS. Marcus 5, 23. 6, 5. 8, 22. 10, 13. 16, 18. Lucas 5, 13. 18, 15. Joh. 9, 17. Apostelg. 9, 17 ,c.

In der Geschichte der Heiligen ist diese apostolische Gabe unzählige Mal aufgezeichnet und wie an sie das Gebot: „machet die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, wecket die Toten auf, treibet die Teufel aus,“ erging, so empfingen alle wahren Nachfolger Christi auch die Gabe, „mit neuen Zungen zu reden auf die Kranken die Hände zu legen, Schlangen zu vertreiben, daß sie nicht schaden; Teufel auszutreiben u.“ Wem aber die Kraft des Geistes fehlt und des Glaubens, dieser thut die Taten nicht, wie die Heiligen, bei denen er es bezweifelt, weil er es nicht nachmachen kann. „Denn sie tun die Taten nicht mit Gott, darum treten sie auch ihre Feinde nicht unter.“ (Ps. 60, 14.). „Sie geben gute Worte, aber im Herzen fluchen sie.“ (Ps. 62, 5).

Die Heiligen haben aber in dem christlichen Sinne geheilt und die Hände aufgelegt; darum haben sie auch so große Wunder gewirkt. Aus den vielen äußerst merkwürdigen Geschichten will ich hier nur ein paar anführen. So heilte der irländische Apostel, der heilige Patricius, die Blinden durch Händeauflegen. Der heilige Bernard soll nur allein zu Konstanz am Bodensee in einem Tage elf Blinde sehen und achtzehn Lahme gehen gemacht haben. Zu Köln heilte er abermals zwölf Lahme, machte drei Stumme reden, zehn Taube hören, und als er selbst krank war, erschien ihm der heilige Lorenz und Benedikt und machten ihn dadurch gesund, daß sie ihre Hand auf den schadhaften Ort legten. Sogar seine Teller und Schüsseln sollen nach feinem Tode noch Kranke gesund gemacht haben! Hierher gehören auch die Wunder der heiligen Margaretha, Katharina, Elisabeth, Hildegarde u. und besonders die Wunderkuren der beiden Märtyrer, des heiligen Cosmas und Damianus. Unter andern befreiten sie den Kaiser Justinian von einer unheilbaren Krankheit. Die heilige Odilia hat einen Aussätzigen, vor dem alle Menschen geflohen, in ihre Arme genommen und freundlich gewärmt, wodurch er rein, frisch und gesund geworden.

Merkwürdig sind vor allem auch Beispiele, wo sehr gefährliche Kranke durch die heilige Taufe oder die letzte Ölung (Chrisma) schnell und vollkommen wieder gesund wurden. Man zählt dahin, als eins der merkwürdigsten Beispiele, den Kaiser Constantin. Pyrrhus, König von Epirus, welcher den Schrecken nach Rom gebracht, besänftigte die Kolikschmerzen und heilte die Krankheiten der Milz, indem er die Kranken auf den Rücken legte und mit der großen Zehe darüber fuhr. (Plutarch. Vita Pyrrhi. „Digitum maximum pedis divinatatem habuisse adeo quod igne non potuit comburi.“) Der Kaiser Vespasian heilte Nervenkrankheiten, Lähmungen und Blindheit einzig und allein durch das Auflegen der Hände. (Sueton. vita Vespas.) Der Kaiser Hadrian trieb, nach Colins Spartianus (vita Hadr.) das Wasser aus dem Bauch der Wassersüchtigen durch Berührung eines Fingers heraus und genas selbst durch solche Berührung von einem hitzigen Fieber. Der König Olaf heilte den kranken Egill auf der Stelle dadurch, daß er zu ihm ging und seine Hände auf die Seite legte, wo der Schmerz war, auch sang er dabei Sprüche (Edda S. 216). Die Könige von Frankreich und England heilten die Kröpfe durch bloßes Anrühren. In England soll zuerst der fromme Eduard, der Bekenner, in Frankreich Philipp der Erste diese Kraft besessen haben. Die dabei gebräuchliche Formel war: le roi te touche, allez et guerissez, so daß das Wort mit dem Akte der Berührung verbunden wurde. Man nannte es deshalb in England Kings evil; in Frankreich hat sich diese Gabe bis auf spätere Zeiten erhalten, und es sollen dem neuen Könige jedesmal bei der Weihe die Art der Berührung, sowie die auszusprechende Formel: „le roi te touche, dieu te guerisse, übergeben worden sein. Unter Ludwig XIII. soll der Herzog von Epernon noch ausgerufen haben: „was, der König hätte denn nichts, als die Gabe Kröpfe zu heilen für sich behalten“, als dieser den Richelieu zum Generalissimus gegen Spanien ernannt hatte.

Unter den deutschen Fürsten wurde das Vermögen Kröpfe zu heilen auch den Grafen von Habsburg zugeschrieben; diese sollen auch das Stammeln durch einen Kuss geheilt haben. — Plinius sagt: Es gibt Menschen, deren ganzer Körper medizinische Kräfte besitzt, als die Marser, die Psylier u., die durch bloßes Anrühren den Biß der Schlangen heilen. Dieses erwähnt er vorzüglich von der Insel Zypern. Auch noch neuere Reisebeschreibungen von Zypern bestätigen diese Kuren durch das bloße Händeauflegen. In späteren Zeiten haben sich die Saludadores und Ensalmadores in Spanien sehr berühmt gemacht, welche durch Gebete, Händeauflegen und Anhauchen fast alle Krankheiten heilten. Valentin Greaterake aus Irland heilte anfangs durch seine Hände Kröpfe, später Fieber, Wunden, Geschwüre, Podagra und zuletzt alle Krankheiten. Im siebzehnten Jahrhundert heilte zu London auch der Gärtner Levret und der berüchtigte Streeper durch Bestreichen mit den Händen Krankheiten. Auf ähnliche Weise heilte Michael Medina und das Kind von Salamanca durch Anrühren Krankheiten. Durch Händeauflegen und durch Aussprechen magischer Worte heilte auch schon Marcellus Empiricus (Sprengel, Geschichte der Medizin 2.Teil, Seite 179). Der Gastwirt Richter zu Royen in Schlesien hat in den Jahren 1817 und 1818 mehrere Tausend Kranke auf freiem Felde mit der Hand berührt und viele gebessert und geheilt. Unter den Päpsten hieß Chirothesie Heilen durch Händeauflegen. Diepenbroek schrieb zwei Abhandlungen über das Händeauflegen, und nach Lampe sind vierunddreißig Chirotheten heilig gesprochen worden.









Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1
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