097. Ekstase der heiligen Katharina, Brigitta, Lidwina

Ekstase der heiligen Katharina, Brigitta, Lidwina



Von der Art der Entzückung und der Visionen des alten Testaments werden wir in der Folge Mehreres kennen lernen, von heiligen Personen mögen hier ein paar Beispiele angeführt werden. — Allgemeiner bekannt sind die Entzückungen des heilgen Franz von Assisi, welchem der Seraph mit Flammenstrahlen die Wundmale des Erlösers in den Leib brannte; ebenso die Gesichte des heiligen Antonius, des rüstigen Streiters gegen die Versuchungen und Anfechtungen des Bösen; die Gesichte und Entzückungen des heiligen Suso, Macarius, Bernhard, Ignatius usw. Interessant und wichtiger als Belege für die vorhergehenden Aussprüche sind uns aber folgende.


Die heilige Katharina von Siena hatte ein kurzes Leben, — nur 33 Jahre, — aber reiche und lange taten. Bei einem sehr schwachen und kranken Leibe hatte sie Entzückungen bald in ihrer Klosterzelle und war in den Tiefen der Gottheit versunken, bald trug sie ihr Flammenwort durch Städte und Länder, das ihr zuströmende Volk zu belehren; sie ging in die Siechhäuser, die Pestkranken zu besuchen und zu pflegen und ihre Seele zu reinigen, sie begleitete Verbrecher zum Tode und brachte Reue in ihre verstockten Herzen. Dann trat sie wie ein Engel des Herrn in der schwachen Frauengestalt unerschrocken in das wilde Getümmel des Krieges und hielt durch ihre Stimme die streitenden Mächte auseinander. Sie reiste zu dem Papst nach Avignon und stiftete den Kirchenfrieden; sie wandelte den Unglauben der Abtrünnigen in Bewunderung, und wo ihr Leib nicht hin konnte, da wirkte ihr Geist durch das ergreifende Wort in Hunderten von Briefen an den Papst, an Fürsten und Gemeine. In ihren Gedichten soll sie einen Schwung und eine Reinheit der Sprache gezeigt haben, daß sie neben Dante und Petrarca gestellt wird. Hier ist göttliche Erscheinung und Heiligkeit und Wunder!

Die von gotischen Königen abstammende heilige Brigitta hatte im vierzehnten Jahrhundert so vielfältige Offenbarungen und Lehren unter die Völker verbreitet, daß sie vom Konzilium zu Basel untersucht und gebilligt, in alle europäischen Sprachen übersetzt wurden. Thomas von Kempis beschreibt das Leben der Lidwina von Schiedam in den Niederlanden, die an einem Auge blind, an dem andern blöde war, und doch die Begebenheiten sah, die sich in andern Ländern zutrugen. Sie hatte innere Geschwüre, die nicht heilten, darin sich Würmer erzeugten. Es spaltete sich ihre Stirn und das Kinn. Sie wandelte mit ihrem Geiste in die Klöster umher, und oft sah man sie während des Genusses des heiligen Abendmahles mit Licht umflossen, selbst ihre dunkle Kammer war oft zum Schrecken ihrer Umgebung erleuchtet. Berührte sie irgend ein unreiner Mensch, so bekam sie schwarze Flecken auf der Haut. „Aber wie ergriff sie die Herzen ihrer Zeitgenossen, daß ihr Ruf ausging in alle Welt, sagt ihr Lebensbeschreiber, und in wunderbarer Heiligkeit strahlend wirkte sie so große Wunder, daß bis zum Aufgang bis zum Niedergang der Sonne der Name des Herrn in jenen zwei Jungfrauen (der Lidwina und der Jungfrau von Orleans) gepriesen wird in der Kraft seiner Güte, der die Niedrigen erhöht und die Stolzen erniedrigt, auf daß wir erkennen, daß der Herr nicht Adel und Macht, Weisheit und Reichtum erwählt, sondern die Schwäche, er, der dreieinig lebt und regiert in alle Ewigkeit.“



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1