082. Die Griechen waren ganz besonders davon überzeugt

Die Griechen waren ganz besonders von der Gabe der Weissagung überzeugt, von der sie vier verschiedene Arten hatten.



Keines der alten Völler war so allgemein von der Gabe der Weissagung überzeugt, als die Griechen, selbst die Juden nicht ausgenommen. Ein so feinsinniges und aufgeklärtes Volk, wie die Griechen, mußte darauf eine besondere Aufmerksamkeit lichten, was nicht blos von dem Priestertum und dem Orakelwesen abhängen konnte. Wie bei ihnen das poetische Talent in so hohem Grade entwickelt war: so konnte es nicht fehlen, daß sie auf die innere Einsprache des Genius, nicht nur im Traume, sondern auch in den Ahnungen und Vorgefühlen achteten; sie kannten daher nicht nur das natürliche Wahrsagen, sondern sie hielten auch sehr viel auf das künstliche, wodurch die Seele geschickt gemacht wurde, Zukünftiges vorzuempfinden, was sie natürlich den Göttern zuschrieben, weil sie überhaupt alle Wirkungen von diesen abhängig hielten. Denn die Götter, die alles Künftige und Vergangene wissen, teilen es aus Liebe zu den Menschen diesen entweder freiwillig, oder ihren Bitten entsprechend mit und geben daher oft gewisse Zeichen im voraus (..................), damit die Menschen sich darnach lichten können.


Die Griechen unterschieden vorzüglich vier Klassen solcher göttlicher Zeichen: 1) die Vögel; 2) Stimmen 3) symbolische Zeichen zutreffender Begegnisse, ..................und 4) Opferzeichen. Aus dem Flug und den Stimmen der Vögel zu weissagen — ........... — war bei den Griechen schon eine der ältesten und allgemeinsten Arten der Divination, so daß von ihr häufig die ganze Kunst benannt wird; ..... und ...... werden wie im Lateinischen, avis, ganz allgemein im Sinne von Vorzeichen überhaupt gebraucht; ........... wird wie Anger, ............— als Glück bedeutender Zuruf gebraucht. Da die Vögel ihrer Organisation halber eine sehr feine atmosphärische Vorempfindung für Wetterveränderungen haben; da ferner ihr Kommen und Fortziehen von kosmischen Verhältnissen abhängt, und sie ohnehin in dem freiesten Elemente leben und sich ebenso frei bewegen; so lag die Idee sehr nahe, daß sie den Einflüssen der Götter auch näher ausgesetzt, und sie überhaupt der gröbern Erdschwere weniger unterworfen seien. Der Vogel hat daher schon seiner Natur nach etwas Prophetisches.

Die sogenannten Stimmen, göttliche und dämonische, scheinen der jüdischen Lehre von der Bath Kol nahe verwandt, sagt Lassaulx, und beruhen auf Erfahrungen, die ihrer Schwierigkeit wegen, sie zu erklären, nicht geleugnet werden können. Beispiele geben Herodot LX. 100. Dionys. Hal. 5. Plut. vit Syllae p. 455. Zeus, von dem in letzter Instanz auch sie ausgingen, wurde darum als .......... verehrt. In die Kategorie der ...........zählte man sowohl die vorbedeutenden Zeichen, welche man aus der Begegnung gewisser Tiere schöpfte, als überhaupt alle außerordentlichen Naturerscheinungen; Donner und Blitz, Sonnen- und Mondfinsternisse, Blutregen und jede auffallende Missbildung, in welchen Erscheinungen man nach dem Grundsatz, daß alles Lebendige in substanzieller Wesengemeinschaft stehe, ein tiefes Mitgefühl der Natur mit den menschlichen Schicksalen zu erkennen glaubte. Denn daß zwischen dem Himmlischen und Irdischen eine Sympathie stattfinde, ist eine uralte Lehre (unter anderen Historikern vergl. vorzüglich Appian 1. c. IV. 4. Dio. Cass. XLVII. 40. L. 8. 10. 15. Sext. Emp. V. 3. p. 338).

Die Divination aus Tiereingeweiden endlich — ................ — die sich bei allen heidnischen Völkern des Altertums findet, hing aufs Engste mit dm Tieropfern zusammen, die ursprünglich stellvertretend statt Menschenopfer dargebracht wurden. Vergl. Ernst v. Lassaulx das Pelasgische Orakel des Zeus zu Dodona. Würzburg 1840. S. 2.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1