076. Christus stellt die ursprüngliche Harmonie wieder her

Durch Christus ist die ursprüngliche Harmonie wirklich wieder hergestellt worden, sowie auch die Verirrungen des Magismus damit wieder ausgeglichen werden.



Wenn die Erscheinung Christi zunächst eine Versöhnung der sündigen Menschheit mit Gott und damit zugleich eine Vereinigung der in so wesentlich entgegengesetzten Richtungen in die Irre gehenden Völker zu einem gemeinschaftlichen Ziele ihrer geistigen Bestimmung herbeiführte: so mußte der Mensch auch wieder in sein ursprüngliches Verhältnis zu Gott und der Natur gesetzt werden, wodurch er als der Mittler, gleichsam der Priester Wischen Gott und der Schöpfung, alles Natürlichen und Göttlichen, einen sehr hohen Standpunkt des Lebens einnimmt. Denn der Mensch besitzt eine sowohl dem Göttlichen wie dem Natürlichen zugekehrte Empfänglichkeit und ebenso eine nach innen, dem Göttlichgeistigen, wie nach außen, dem Natürlichsinnlichen, gerichtete Wirksamkeit. „Der Mensch ist, sagt Molitor, als das große vermittelnde Band der Liebe, bestimmt, die Kreatur mit Gott, und Gott mit der Kreatur zu verbinden. Von innen sollte nämlich der Mensch den überschwänglichen Einfluß der göttlichen Liebe und Gnade empfangen, und sein Wirken nach außen sollte hingegen darin bestehen: den empfangenen göttlichen Einfluß in alle Sphären der Schöpfung zu verbreiten, die intelligenten Kreaturen zur ewigen Liebe zu erregen und der äußern elementarischen Schöpfung den Ton und die Stimmung der ewigen Harmonie auf magische Weise mitzuteilen.“


Inwieweit nun diese Vereinigung und die weitere Vermittlung durch Christus wirklich in Erfüllung gegangen ist, und nach der Lage der Umstände und Verhältnisse nach zeitlichen Begriffen in Erfüllung gehen kann, dies ist vorhin angedeutet worden und gehört eigentlich nicht in unser Kapitel; auch werden wir in der Folge noch Gelegenheit finden, darauf zurückzukommen. Uns interessiert hier nur noch das magische Verhältnis der Sprache des inneren Verständnisses, sowie der nach außen gerichteten Wirksamkeit, ob und inwiefern auch diese im christlichen Sinne eine wirkliche Umgestaltung erfahren hat.

Wenn der Urmensch die völlige Übereinstimmung mit Gott und der Welt verloren und damit auch das rechte Verständnis und nicht minder seine wirksame Herrschaft eingebüßt hatte: so mußte nach der Wiederherstellung der Harmonie der Mensch auch wieder in die richtigen Verhältnisse gesetzt werden. In Gemeinschaft mit Gott wird er dann seine Stimme vernehmen und die Einflüsse der Natur werden ihn wieder in eine Stimmung versetzen, daß er sein Bewußtsein auch nur nach idealen Bedürfnissen nährt und nichts in sich aufnimmt, was gegen den göttlichen Geist seine Kräfte missleitet oder hemmt. So wurde durch Christus das rechte Hellsehen wirklich wieder hergestellt, sowie auch die ursprüngliche Wirksamkeit über die Natur. Denn wie Gott bei der Erschaffung dem ersten Menschen die Macht erteilte, zu herrschen über die ganze äußere Schöpfung und über die Fische im Meere und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Tier, was auf Erden kriecht; und wie Adam auch allen Dingen den rechten Namen zu geben wußte: so hatte der zweite Mensch, der Sohn Gottes, die Macht, über die Elemente der Schöpfung zu wirken, wiedergebracht und dieselbe, sowie die rechte Sprachengabe allen seinen Jüngern erteilt. Der von dem verklärten Heiland ausgegangene heilige Geist erleuchtet jeden, welcher in Christi Leib und Leben wiedergeboren wird, und gleichwie bei der ursprünglichen Abtrünnigkeit gegen Gott die Sprachenverwirrung zu Babel in die unendliche Irre ausging: so stellte die Einmütigkeit in Herz und Sinn der im Gehorsam versammelten Jünger die Einheit des Sprachverständnisses zu Jerusalem wieder her; sowie ihnen auch die Macht mitgeteilt wurde, durch Heilung von allerlei Krankheiten, von Lähmung, Blindheit und Taubheit usw. vorzüglich aber durch Bekehrung der Menschen von Sünden und Missetaten, Wunder zu wirken und sie ihrem wahren Ziele, Gott, wieder zuzuführen. — Wenn nun aber des Menschen wahres Sprachverständnis darin besteht, daß sein Herz und Sinn für Gottes Willen und für die äußeren Einflüsse geöffnet die wahren Bedeutungen fasse, und daß er dieselben dann mit der Zunge und der leiblichen Tat zu Gottes Verherrlichung offenbare: so ist auch die wahre Magie des Hellsehens und die rechte Richtung des Willens zu den Wirkungskräften nach außen wieder hergestellt; dann fällt das magische Hellsehen und das magische Heilen mit Gebet und mit Händeauflegen, mit dem echten Prophetentume und der gotteskräftigen Heiligen zusammen.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1