059. Die magischen Wirkungsweisen sind unterschiedlich

Diese magischen Wirkungsweisen sind von der schwarzen Kunst wesentlich verschieden und selbst der heidnische Naturkultus ist nicht durchaus satanischer Art.



Diese genannten magischen Schau- und Wirkungsweisen sind von der schwarzen Magie wesentlich verschieden, obwohl nicht zu leugnen ist, daß auch die Naturmagie sehr nahe an die finstere Welt angrenzt, da sie sich von der Gottheit durch den Naturkultus mehr und mehr entfremdet, ohne jedoch in wirkliche Opposition mit ihr zu treten.


Da selbst der heidnische Naturkultus, so lange er nicht zum finsteren satanischen übergeht, ein blos in die Äußerlichkeit versunkener Gottesdienst ist, so müssen auch demselben gewissermaßen Offenbarungen aus der höheren Welt zukommen, und die Kabbalah lehrt, daß auch die Heiden wahre Träume und wirkliche Mitteilungen erhalten. Sogar wird behauptet: daß im Allgemeinen auch die Heiden so gut wie die Israeliten den heiligen Geist zu empfangen fähig sind; Alles komme auf die Gesinnungen und Werke der Menschen an. Je weniger also der Mensch überhaupt in die Äußerlichkeit der Natur versunken ist, desto leichter wird auch er höhere Mitteilungen erlangen können. Auch seien die Heiden nicht schlechthin verworfen, sondern sie werden von Gott selbst nach jener äußerlichen Naturweise geführt, wie es schon bei Moses heißt 5. B. 32, 8.: „Als der Ewige verteilte die Völker, indem er die Menschenkinder zerstreute, setzte er die Grenzen der Völker nach der Zahl der Kinder Israel,“ und 5. B. 4, 19.: „Du sollst Deine Augen nicht gen Himmel erheben und ansehen Sonne, Mond und Sterne und alles himmlische Heer, denn Gott hat sie den Völkern zugeteilt unter dem ganzen Himmel. Alle Völker wandeln, jedes in dem Namen seines Gottes, wir aber wandeln im Namen Jehovas unsers Gottes.“ — „Die Oberherrschaft steht dem höchst Gebenedeiten zu, der Alles leitet und der durch jene Mittelwesen, so auch die Vertreter und Fürsprecher jener Völker sind, jeglichem gibt, was ihm von Nöten ist.“ Daher heißt Jehova auch der Gott aller Götter; diesen Namen wird er aber nicht immer führen, sondern einst genannt werden der Gott der ganzen Erde. „Denn Israel ist (nach dem Sohar) der Docht des Lichtes, und wenn die anderen Völker mit einstimmen in den Dienst der Herrlichkeit Gottes, alsdann vermehrt sich der Docht des Lichtes und breitet sich aus über alle seine Werke in einer Verbindung. Zu jener Zeit wird dann der höchst Gebenedeite ohne Mittelglieder auf die Völker einfließen und wird hinwegnehmen die Kraft der Sarim“. Molitor führt hierzu an, daß, „obwohl das jüdische Gesetz ein sehr strenges Verfahren gegen die Heiden vorschreibt, darunter nicht Heiden verstanden werden, welche die Gottheit durch das Medium der Naturkräfte anbeten, sondern es sind solche gemeint, welche, wenn auch unwissend, dem diabolischen Dienste und der damit verbundenen schwarzen Magie ergeben sind. Von diesen heißt es, man solle sie nicht schonen, soll keinen Bund mit ihnen machen und ihnen nichts Gutes erzeigen; sondern soll sie alle vertilgen; denn sie sind ein Greuel vor Gott.“

Um so strenger war das Gesetz gegen Israel selbst, welches als das auserwählte Volk — das aus der Herrschaft der äußeren Kräfte erlöste und in Freiheit versetzte priesterliche Geschlecht, der Gottheit ausschließlich angehören und nicht blos mit ihr auf äußerliche Weise verbunden sein, sondern an ihrer inneren Reinheit und Heiligkeit Teil nehmen sollte, weshalb das Gesetz jede Annäherung an den Naturkultus abzuschneiden suchte. So war den Israeliten sogar verboten, Bäume um den Tempel zu pflanzen (5. Mos. 16-21), weil, wie Maimonides nach dem Glauben der Völker anführt, Bäume den astralischen Einfluß anziehen und solches leicht zu einer falschen Naturbegeisterung führen könnte. Aus demselben Grunde soll auch der Tempel, in der freien Natur zu opfern, errichtet sein.

Was Molitor über die Lehre von der realen physischen und moralischen Unreinheit und deren beiderseitigen Reinigung und Versöhnung ausführlich im dritten Bande seines Werkes anführt, sind Gegenstände von dem höchsten Interesse, nicht blos zur wahren Kenntniß des Judentums, des Grundes der Verbote und Gebote bei demselben usw., sondern häufig selbst in naturwissenschaftlicher und psychologischer Hinsicht sind damit sehr lehrreiche Winke gegeben. Die kabbalistische Lehre von der Verunreinigung macht nämlich auf Dinge aufmerksam, die man so im gewöhnlichen Leben nicht weiter zu beachten pflegt, bei einiger Aufmerksamkeit aber ersieht man bald den tiefen Sinn. Hier Einiges darüber.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1