057. Arten und Richtungen der schauenden Magie

Arten und Richtungen der schauenden und wirkenden Magie insbesondere.



Sowohl die schauende als wirkende Magie ist teils auf das Irdische, teils auf das Überirdische gerichtet. Die äußerlich schauende Magie besteht darin, daß sie aus Erscheinungen und Veränderungen der sichtbaren Dinge, die Schicksale der Zukunft enträtselt. Sic zerfällt in zwei Arten, wovon die eine die oberen himmlischen, die andere die unteren irdischen Dinge zum Gegenstande hat. Die eine wird Monen — Zeitrechnung, genannt und begreift die ganze Astrologie, die andere heißt Nichusch — die wahrsagende Deutung. Alles ist nämlich in der Natur beseelt und das Himmlische teilt sich dem Irdischen mit und prägt sich ihm ein. Auch die Tiere empfangen Eindrücke von den oberen Kräften; denn selbst das Innerste der Elemente ist von dem Geiste beseelt. Zweitens stützt sich das Wahrsagen auch darauf, daß es leinen eigentlichen Zufall gibt, sondern alle Dinge stehen miteinander in einem geheimen Zusammenhang und Eins bezieht sich auf das Andere. So werden die Wolkenzüge, wie der Flug, die Bewegungen und das Geschrei der Tiere Gegenstände des Wahrsagens, und das Tier sieht z. B. weit mehr als der gewöhnliche — äußere Mensch. Unter den Tieren gibt es Gattungen, welche mehr dazu geeignet sind als selbst der Mensch, wozu ganz besonders die Vögel gehören, indem dieselben mit den oberen Naturgeistern in näherer Verbindung stehen; namentlich sollen die Raubvögel sehr geschickt zum Nichusch sein. Alle Begebnisse, die den Menschen treffen, und die entweder einen guten oder widrigen Eindruck machen, gehören ferner zu den Vorbedeutungen. Auch kann der Mensch sich selbst etwas zum Nichusch machen, wenn er z. B. denkt: so mir Dies oder Jenes begegnet oder nicht begegnet, soll es mir ein gutes oder böses Zeichen sein (S. 315).


Die innerlich schauende Naturmagie beruht darin, daß durch allerlei künstliche Vorkehrungen der Mensch mit der Innern Welt in Rapport gesetzt wird, und hier gibt es wieder verschiedene Stufen. Auf der untersten Stufe wird durch äußere Mittel und Manipulationen die Seele von der Außenwelt abgezogen, wobei jedoch der Mensch nicht in einen wilden Taumel gerät, denn dieser gehört mehr zur finsteren Magie, sondern hier ist es mehr eine stille Sammlung. Die Mittel selbst sind verschieden. Nach Maimonides u. A. gehört dazu das Graben im Sande, das Werfen von Losen (Siebdrehen, Kartenschlagen), das Hineinblicken in Spiegel, in blanke Messer und Pfeile, oder in Alles was glänzt. Dieses Wahrsagen durch Lose gelingt nur bei der Übereinstimmung eines solchen äußern Aktus mit der innern Ordnung der Dinge. Vielfach bedienen sich die Magier zum Schauen männlicher unschuldiger Personen, weil sie voraussetzen, daß die Unschuld noch in Konkordanz mit dem Wesen des Seins sich befinde. Eine zweite höhere Stufe ist das Befragen der Toten, wo man sich durch Fasten vorbereitet, um mit geistesverwandten Verstorbenen während des Schlafes in Rapport zu kommen. Auch wird dazu auf den Gräbern übernachtet, oder es werden darauf Rauchwerke angezündet und gewisse Sprüche hergesagt. Die dritte höchste Stufe ist die, wo der Mensch nach gehöriger Vorbereitung durch Abziehung von allem Äußern sich mit den oberen Naturgeistern verbindet, um von ihnen allerlei Offenbarungen zu erhalten (S. 316 ff.)


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1