055. Die kabbalistische Geisterlehre

Die kabbalistische Geisterlehre.



Nach der Kabbalah gibt es außer den Engeln noch Mittelwesen — Elementargeister — Schedim der Juden — welche in vier Klassen zerfallen, deren Haupt Asmodi heißt. Die erste Klasse begreift die Elementargeister des Feuers; die zweite Feuer und Luft; die dritte Feuer, Luft und Wasser, wozu viertens noch ein mineralischer Erdstoff als Grundlage kommt (ganz die Paracelsische Lehre): — die zwei letzten Arten sind größtenteils bösartige Naturen und schaden gern; die ersteren sind weise und mehr mit der oberen Engelwelt in Verbindung und besitzen viele Naturgeheimnisse, die sie wohl auch dem Menschen entdecken. Ihre Wohnungen sind nach diesen zwei Hauptklassen auch in den oberen und unteren Regionen, in der Luft, in Flüssen, andere in Morästen und die letzten in Bergen und Wüsten. Sie erscheinen häufig den Menschen. Die unteren Klassen jener Elementargeister stehen als Mittelwesen dem Menschen am nächsten und werden ihm oft ganz besonders gefährlich; sie täuschen und verführen den Menschen häufig besonders in natürlichen Dingen, da sie allerlei Einsichten und Kräfte besitzen. Daher kam man bald auf den Gedanken, ihnen Gaben und Opfer darzubringen, um ihre Gunst zu gewinnen. Im 2. B. Mos. 20, 3., 3. Mos. 17, 7. werden sie als falsche Götter und Feldteufel (nach Molitor Sirim — Böcke oder bocksfüßige, haarige Wesen) genannt. Dadurch war die Anbetung der bösen Dämonen gegeben, wodurch jene Geister herbeigezogen werden, und wir sehen schon den früh gelegten Grund zu allen späteren in der christlichen Zeit üblichen Gebräuchen des Zauberdienstes, des Teufel- und Hexenglaubens. Denn ausdrücklich sagt Molitor: „jener ursprüngliche feine Kizuz (Verendlichung des Göttlichen) führte also in seiner letzten Stufe zur wirklichen Anbetung der satanischen Welt, daher man auch unter dm meisten höher gebildeten heidnischen Völkern wenigstens bei den unteren Klassen einen solchen dämonischen Dienst findet, der mit merklicher schwarzer Magie verbunden ist, welche nur im Heidentume aus tiefem moralischen Grunde verboten war, während im Heidentume kein Gesetz war, die Zauberer als böse, gefährliche Menschen zu bestrafen.“



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1