050. Einteilung in die göttliche und schwarze Magie

Die Mysterien der Kabbalah enthielten auch das Wesen der Prophetenschulen, wozu die höhere Magie gerechnet wurde, mit ihrer Einteilung in die göttliche und schwarze Magie.



Nachdem Molitor die Bemerkung gemacht, daß die Schrift der Alten nicht in der Absicht, irgend einen Gegenstand des Wissens in seinem ganzen Umfange und in seiner Tiefe zu erschöpfen, sondern blos nach den wichtigsten Grundmomenten die Essenz dar zustellen zum Zweck hatte; daß sie deshalb sehr einfach und kurz, aber von gewichtigen Inhalte und jedem unverständlich war, der ohne Lehrer sein eigener Führer darin sein wollte, und daß selbst der ganze wahre Geist in dem lebendigen Worte der mündlichen Überlieferung auch den Schülern nur in soweit mitgeteilt wurde, als sie es nach ihren Fähigkeiten zu fassen vermochten, und daß namentlich in den höchsten und heiligsten Interessen der Menschheit, in der Religion — neben dem einfach geschriebenen Gesetz das erläuternde Wort begleitete; gibt er das bestimmte Kriterium zur Unterscheidung der echten und unechten Tradition an, und sagt dann: „daß in dieser Tradition auch das Wesen der Prophetenschulen eingeschlossen war, welche der Prophet Samuel nicht erst gegründet, sondern blos restauriert habe, deren Zweck kein anderer gewesen sei, als die Schüler der Weisheit und höhern Gottesverehrung zuzuführen, und wenn sie würdig befunden wurden, stufenweise bis in die innersten Mysterien einzuweihen. Zu diesen Mysterien wurde nun insbesondere die höhere Magie gezählt, welche doppelter Art ist, die göttliche Magie als wahre Vergeistigung des Guten, und die diabolische— schwarze Magie, welche als diametraler Gegensatz das finstere Irdische zur ungehemmten Existenz erheben will. Jede dieser beiden Arten zerfällt ihrem Wesen nach in eine schauende und wirkende; bei der ersten sucht der Mensch sich mit der Welt in Rapport zu setzen, um verborgene Dinge zu erfahren, bei der letzteren strebt er die Kraft der Geister anzuziehen; um im ersten Falle gute, heilsame, im zweiten — im diabolischen Sinne — allerlei widernatürliche Dinge hervorzubringen“ (S. 285).


Ferner teilt sich der Kischuph — der magische höhere Einfluß — in zwei Hauptarten, in eine elementarische und in eine geistige: diese geht von unten nach oben, von außen nach innen, vom Materiellen ins Geistige; jene geht von oben nach unten, von innen nach außen, vom Geistigen ins Physische. Es sind daher bei jenen die Satanen die wesentlichen Agenten und sie wirken auch bei diesen mit, wie sie es bei einer jeden schlechten Sache tun: der Kischuph besteht auch in Beschwörungen, wodurch Dinge in ihren Prinzipien und Aktionen gehemmt, verkehrt oder gebunden werden und dem Satan Gewalt über sie gegeben wird. Dahin gehören auch nach der Lehre der Kabbalah, die Verfluchungen und Verwünschungen von Menschen oder anderen Wesen; die Stiftung von Haß und Feindschaft; die Verursachung von Schmerz und Krankheit und Tod bei Menschen und Vieh; die Bewirkung von Sturm und Ungewitter. Manche Zauberer verwandeln sich in Tiergestalten oder durchlaufen in kurzer Zeit große Strecken (die Hexen nach den Blocksberg). Die Magie bediente sich auch äußerer Mittel, besonders der Salben und Öle und der Metalle, von denen jedes etwas Besonderes hat und durch Vermischung entgegengesetzter Metalle in böser Intention die widernatürlichen Wirkungen hervorbringt. Ferner heißt es: „es gibt Weiber, die einen Bund mit den Schedim machen und zu gewissen Zeiten mit denselben zusammenkommen, mit ihnen tanzen und diesen Geistern beiwohnen, die ihnen als Böcke erscheinen. In vielen Staaten werden solche Frauen getötet (Vorbild der Hexenprozesse), denn obwohl ihr Verbrechen in keiner äußern, sondern nur in einer imaginären Handlung besteht, so ist die Todesstrafe doch nach 2. Mos. 22, 17. recht, weil sie sich dem Satan ganz ergeben haben.“

Der elementarische Kischuph besteht in der zerstörenden Einwirkung auf Naturelemente mittelst Erregung falscher Lebensrapporte unter verschiedenen Dingen. Durch solche frevelhafte Angriffe in die Naturelemente wird nicht nur das Leben verkümmert, sondern auch die Naturgesetze verkehrt und in ihren Prinzipien beeinträchtigt. Die erste verbrecherische Art heißt Zauberei im engern Sinne und wird eigentlich nur vom wahren Schwarzkünstler getrieben. Die zweite Art hingegen mit dem Namen der bösen Sympathie findet sich mehr oder minder allenthalben in dem ganzen heidnischen Volksleben verbreitet. „Alle Arten Zaubereien gehen aber von der alten Schlange hervor deshalb sie auch Schlangenkünste heißen.“



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1