047. Entstehung der späteren falschen Begriffe
Entstehen der späteren falschen Begriffe über Magie und ihre Einteilung.
Man hat häufig fälschlich die Magie ausschließlich persischen Ursprungs gehalten, wozu Platon im ersten Alkibiades die Veranlassung gegeben zu haben scheint, bei dem das Wort Magie zum erstenmal vorkommt. Es heißt da (c. 17.): „Wenn der Knabe zweimal sieben Jahre alt geworden ist, so nehmen ihn diejenigen zu sich, welche sie (die Perser) königliche Erzieher nennen. Dieses sind vier der ausgesuchtesten bejahrten Männer, die man für die besten hält; der eine der Weiseste; der andere der Gerechteste; noch ein anderer der Mäßigste und wieder ein anderer der Tapferste. Einer von diesen lehrt ihn die Magie des Zoroasters, des Sohns des Dromazes, diese ist der Dienst der Götter. Er lehrt aber auch die königlichen Wissenschaften.“ Freilich verstand Platon sicher nicht unter Magie, was man jetzt darunter versteht, da er unter dem Dienste der Götter nicht die Kräfte verstand, die Menschen in Dämonen zu verwandeln und diese den Opfergebräuchen dienstbar zu machen. Diese Kraft legte ihnen zuerst die neuplatonische Philosophie bei, welche neben der Kabbalah die nächste Quelle, wie wir sehen werden, zu der theurgischen und theosophischen Lehre und zu den späteren Begriffen der Magie wurde. So sagt Hierokles (in aur. Carm. P. 306. Ed. Lond. 1742.): „die Religionsgebräuche sind Mittel zu den telestischen Tugenden, wodurch die Menschen Dämonen werden.“ Die Lehre von den Geistererscheinungen[/i] und dem Übergange aus dem dämonischen Zustande in den menschlichen Körper stammt aus der Philosophie des Heraklitus; denn nach diesem werden die Geister durch ihre Lüsternheit von der Materie angezogen. So entwickelte sich später der gewöhnliche Begriff der Magie — als Inhalt übernatürlicher Kräfte, dergleichen die höheren Geister haben und die sie unter gewissen Umständen auch dem Menschen mitteilen; weil auch er geistigen und göttlichen Ursprungs ist.
Zu den übernatürlichen Kräften wurde vorzüglich gerechnet die Gabe des Weissagens und das Vermögen unmittelbar auf Andere und in die Ferne zu wirken; daher man die Magie überhaupt in die schauende und wirkende einteilte. — Die wahre ursprüngliche und eigentlich die bessere Magie gründete sich auf den Satz: der Mensch wird mit Hilfe und im Vereine geistiger Wesen vermöge seines höheren göttlichen Ursprungs in sich und außer sich einer höheren Wirksamkeit fähig, die ihn zum Herrscher über seine eigene und auch über die äußere Natur macht. In diesem Sinne finden wir die Magie schon in der ältesten Zeit im ganzen [b]Orient und nicht blos in Persien, als eine aus der menschlichen Anlage und Urbeschaffenheit hervorgehende allgemeine Eigenschaft, wenngleich Persien und Chaldäa der ergiebigste Boden für die Magie gewesen sein mag. In diesem Sinne galten später die Essäer, Pythagoras und seine Jünger als Lehrer der guten oder weißen Magie. Indessen stammt auch die niedere, später die schwarze Magie genannt, schon aus den früheren Zeilen, denn der Mensch, welcher seine ungewöhnlichen Kräfte gewahr wurde und ihre Grenzen nicht kannte, war nur zu leicht geneigt, dieselben fremden übersinnlichen Einflüssen — den Dämonen zuzuschreiben und sie nach Beschaffenheit seiner Natur zu guten oder bösen Endzwecken zu gebrauchen, je nachdem er das Dämonische im höhern edleren Sinne, oder im unedleren — nach dem körperlich Sinnlichen auffasste und als Übermenschliches wirksam sich dachte; oder je nachdem er selbst getäuscht, oder als täuschender Zauberer die Rollen spielte. Was man zu dem Reich des Wunderbaren zählte, worüber man sich keine Rechenschaft zu geben wußte, wie die unerkannten Wirkungen der Naturkräfte des Magnets, der Wünschelrute usw., oder insofern Jemand erstaunungswürdige Dinge hervorbrachte und allerlei Künste machte, wurde später alles zu der Magie, und zwar vorzüglich zu der schwarzen Kunst gerechnet. — Wir wollen nun das Wesen der alten Magie nach geschichtlichen Quellen etwas näher ansehen, und dann die vorzüglichsten Teile der schauenden und wirkenden Magie durchgehen, als die Visionen; das Wahrsagen; die Wirkungsarten durch den Willen, durch das Wort (vorbum mirificum) und durch Amulette.
Man hat häufig fälschlich die Magie ausschließlich persischen Ursprungs gehalten, wozu Platon im ersten Alkibiades die Veranlassung gegeben zu haben scheint, bei dem das Wort Magie zum erstenmal vorkommt. Es heißt da (c. 17.): „Wenn der Knabe zweimal sieben Jahre alt geworden ist, so nehmen ihn diejenigen zu sich, welche sie (die Perser) königliche Erzieher nennen. Dieses sind vier der ausgesuchtesten bejahrten Männer, die man für die besten hält; der eine der Weiseste; der andere der Gerechteste; noch ein anderer der Mäßigste und wieder ein anderer der Tapferste. Einer von diesen lehrt ihn die Magie des Zoroasters, des Sohns des Dromazes, diese ist der Dienst der Götter. Er lehrt aber auch die königlichen Wissenschaften.“ Freilich verstand Platon sicher nicht unter Magie, was man jetzt darunter versteht, da er unter dem Dienste der Götter nicht die Kräfte verstand, die Menschen in Dämonen zu verwandeln und diese den Opfergebräuchen dienstbar zu machen. Diese Kraft legte ihnen zuerst die neuplatonische Philosophie bei, welche neben der Kabbalah die nächste Quelle, wie wir sehen werden, zu der theurgischen und theosophischen Lehre und zu den späteren Begriffen der Magie wurde. So sagt Hierokles (in aur. Carm. P. 306. Ed. Lond. 1742.): „die Religionsgebräuche sind Mittel zu den telestischen Tugenden, wodurch die Menschen Dämonen werden.“ Die Lehre von den Geistererscheinungen[/i] und dem Übergange aus dem dämonischen Zustande in den menschlichen Körper stammt aus der Philosophie des Heraklitus; denn nach diesem werden die Geister durch ihre Lüsternheit von der Materie angezogen. So entwickelte sich später der gewöhnliche Begriff der Magie — als Inhalt übernatürlicher Kräfte, dergleichen die höheren Geister haben und die sie unter gewissen Umständen auch dem Menschen mitteilen; weil auch er geistigen und göttlichen Ursprungs ist.
Zu den übernatürlichen Kräften wurde vorzüglich gerechnet die Gabe des Weissagens und das Vermögen unmittelbar auf Andere und in die Ferne zu wirken; daher man die Magie überhaupt in die schauende und wirkende einteilte. — Die wahre ursprüngliche und eigentlich die bessere Magie gründete sich auf den Satz: der Mensch wird mit Hilfe und im Vereine geistiger Wesen vermöge seines höheren göttlichen Ursprungs in sich und außer sich einer höheren Wirksamkeit fähig, die ihn zum Herrscher über seine eigene und auch über die äußere Natur macht. In diesem Sinne finden wir die Magie schon in der ältesten Zeit im ganzen [b]Orient und nicht blos in Persien, als eine aus der menschlichen Anlage und Urbeschaffenheit hervorgehende allgemeine Eigenschaft, wenngleich Persien und Chaldäa der ergiebigste Boden für die Magie gewesen sein mag. In diesem Sinne galten später die Essäer, Pythagoras und seine Jünger als Lehrer der guten oder weißen Magie. Indessen stammt auch die niedere, später die schwarze Magie genannt, schon aus den früheren Zeilen, denn der Mensch, welcher seine ungewöhnlichen Kräfte gewahr wurde und ihre Grenzen nicht kannte, war nur zu leicht geneigt, dieselben fremden übersinnlichen Einflüssen — den Dämonen zuzuschreiben und sie nach Beschaffenheit seiner Natur zu guten oder bösen Endzwecken zu gebrauchen, je nachdem er das Dämonische im höhern edleren Sinne, oder im unedleren — nach dem körperlich Sinnlichen auffasste und als Übermenschliches wirksam sich dachte; oder je nachdem er selbst getäuscht, oder als täuschender Zauberer die Rollen spielte. Was man zu dem Reich des Wunderbaren zählte, worüber man sich keine Rechenschaft zu geben wußte, wie die unerkannten Wirkungen der Naturkräfte des Magnets, der Wünschelrute usw., oder insofern Jemand erstaunungswürdige Dinge hervorbrachte und allerlei Künste machte, wurde später alles zu der Magie, und zwar vorzüglich zu der schwarzen Kunst gerechnet. — Wir wollen nun das Wesen der alten Magie nach geschichtlichen Quellen etwas näher ansehen, und dann die vorzüglichsten Teile der schauenden und wirkenden Magie durchgehen, als die Visionen; das Wahrsagen; die Wirkungsarten durch den Willen, durch das Wort (vorbum mirificum) und durch Amulette.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1