043. Die wissenschaftliche Auslegung ist sehr verschieden
Das magische Element wird sich nur der Form veränderlich zeigen nach der Zeit der Bildungsstufe der aufeinander folgenden Völker, aber die wissenschaftliche Auslegung wird eine sehr verschiedene sein.
Wenn das verborgene Samenkorn des magischen Elementes in der menschlichen Anlage schon in der Urgeschichte zu suchen ist: so wird dasselbe in seiner Entwickelung mit der Fortbildung der Menschheit auf ihren verschiedenen Stufen sich zwar in einer ungleichen Art kenntlich machen und die aufeinanderfolgenden Zeitalter werden auch die magischen Zustände nur mit einigen Veränderungen, dem jedesmaligen Standpunkte der Bildung entsprechend reflektieren. Überall aber werden die Wurzeln und die Überreste der Vergangenheit in dem eigentümlichen Charakter des neuen Volkslebens noch kenntlich sein und die Ähnlichkeit der Formen wird nie eine wesentliche Umgestaltung erleiden. Die Auslegung derselben wird hingegen allerdings sich nach den verschiedenen Geistesrichtungen und nach dem Stande der Wissenschaften gestalten. So sehen wir die Visionen der ältesten Zeit, wie sie z. B. die Bedas und die Bibel erzählen, ganz in die religiöse Anschauungsweise der Nichtunterscheidung des Sub- und Objektiven verhüllt, als Zwiegespräche und im geselligen Verkehr mit dem Göttlichen. Die waltenden Kräfte wurden personifiziert und nicht der Selbstständigkeit des Lebens der Naturdinge zugeschrieben; Geist und Materie sind absolut geschieden, jener ist das mit den geheimnisvollen Kräften regierende Prinzip, die Rasse hingegen überall tot.
Wo die Religion ganz verschwunden oder in die tiefste Rohheit versunken, oder in ein völlig verkehrtes Treiben ausgeartet ist, da verliert sich auch der Magismus entweder ganz oder er wird eine Entartung in einem objektiven Fetischismus oder in einer subjektiven Geisterwelt von Gespenster- und Teufelsspuk. Bei den Ägyptern ist der Magismus noch ein Gemisch von allem diesen. Bei den Griechen bildeten sich edlere Ideen des Göttlichen aus, welches aber mehr als webende Macht in den Hintergrund der Erscheinungen trat und daher eben in keinem stetigen Verkehr mit dem Menschen und der Natur blieb, sondern sich mehr nur in momentanen Einwirkungen kund gab. Da nun der hellenische Sinn und Charakter überaus regsam, phantasiereich, aber zugleich verständig und selbstkräftig wurde, so bekam auch sein divinatorisches Wesen eine höhere Durchbildung des Sub- und Objektiven der idealen und realen Gegensätze. Gott wurde überall, besonders bei allen ungewöhnlichen Erscheinungen und Zuständen als die schaffende Kraft angenommen, aber die Wirkung selbst galt schon nicht mehr als unmittelbare Wesenmitteilung, sondern aus göttlicher Anregung des subjektiv Menschlichen, wie z. B. Sokrates (Phädrus) sagt: „Nicht ein Übel schlechthin ist der Wahnsinn, sondern die höchsten Güter kommen durch ihn über Hellas als eine Gabe Gottes.“
Bei den Römern ist es ein dumpfer Nachhall und weitere Ausbreitung des hellenischen Geistes, so daß die griechisch-römische Magie gleichsam den Übergangspunkt, die Indifferenz des orientalisch-ägyptischen Extremes einerseits bildet, aus welchem die noch unbewussten, unenthüllten Elemente herstammen, und anderseits, des germanischen, wo die Entfaltung des kritischen Geistes auf die formellen Beschaffenheiten des Inhalts losging. Wie dort das Göttliche unmittelbar in dem Instinkte und in dem Glauben noch ungeschieden seine Wurzeln hatte: so ging hier die Wahrheit allmälig mehr aus der Scheidung des sub- und objektiven Wissens hervor, freilich in den verschiedensten Farben, je nachdem die sub- oder objektive Seite in einer vorwaltenden Beleuchtung hervortrat. Das romanische Mittelalter ist so wieder der Übergang und die Ausbreitung in die germanischen Völler, bis erst in der neuesten Zeit ganz vorzüglich die deutsche Wissenschaft den wahren Zusammenhang der immer noch verkannten magischen Erscheinungen mit andern bekannten Naturgesetzen nachwies, und dem Magnetismus den Rang und die Stelle anwies, die ihm gebühren.
Wenn das verborgene Samenkorn des magischen Elementes in der menschlichen Anlage schon in der Urgeschichte zu suchen ist: so wird dasselbe in seiner Entwickelung mit der Fortbildung der Menschheit auf ihren verschiedenen Stufen sich zwar in einer ungleichen Art kenntlich machen und die aufeinanderfolgenden Zeitalter werden auch die magischen Zustände nur mit einigen Veränderungen, dem jedesmaligen Standpunkte der Bildung entsprechend reflektieren. Überall aber werden die Wurzeln und die Überreste der Vergangenheit in dem eigentümlichen Charakter des neuen Volkslebens noch kenntlich sein und die Ähnlichkeit der Formen wird nie eine wesentliche Umgestaltung erleiden. Die Auslegung derselben wird hingegen allerdings sich nach den verschiedenen Geistesrichtungen und nach dem Stande der Wissenschaften gestalten. So sehen wir die Visionen der ältesten Zeit, wie sie z. B. die Bedas und die Bibel erzählen, ganz in die religiöse Anschauungsweise der Nichtunterscheidung des Sub- und Objektiven verhüllt, als Zwiegespräche und im geselligen Verkehr mit dem Göttlichen. Die waltenden Kräfte wurden personifiziert und nicht der Selbstständigkeit des Lebens der Naturdinge zugeschrieben; Geist und Materie sind absolut geschieden, jener ist das mit den geheimnisvollen Kräften regierende Prinzip, die Rasse hingegen überall tot.
Wo die Religion ganz verschwunden oder in die tiefste Rohheit versunken, oder in ein völlig verkehrtes Treiben ausgeartet ist, da verliert sich auch der Magismus entweder ganz oder er wird eine Entartung in einem objektiven Fetischismus oder in einer subjektiven Geisterwelt von Gespenster- und Teufelsspuk. Bei den Ägyptern ist der Magismus noch ein Gemisch von allem diesen. Bei den Griechen bildeten sich edlere Ideen des Göttlichen aus, welches aber mehr als webende Macht in den Hintergrund der Erscheinungen trat und daher eben in keinem stetigen Verkehr mit dem Menschen und der Natur blieb, sondern sich mehr nur in momentanen Einwirkungen kund gab. Da nun der hellenische Sinn und Charakter überaus regsam, phantasiereich, aber zugleich verständig und selbstkräftig wurde, so bekam auch sein divinatorisches Wesen eine höhere Durchbildung des Sub- und Objektiven der idealen und realen Gegensätze. Gott wurde überall, besonders bei allen ungewöhnlichen Erscheinungen und Zuständen als die schaffende Kraft angenommen, aber die Wirkung selbst galt schon nicht mehr als unmittelbare Wesenmitteilung, sondern aus göttlicher Anregung des subjektiv Menschlichen, wie z. B. Sokrates (Phädrus) sagt: „Nicht ein Übel schlechthin ist der Wahnsinn, sondern die höchsten Güter kommen durch ihn über Hellas als eine Gabe Gottes.“
Bei den Römern ist es ein dumpfer Nachhall und weitere Ausbreitung des hellenischen Geistes, so daß die griechisch-römische Magie gleichsam den Übergangspunkt, die Indifferenz des orientalisch-ägyptischen Extremes einerseits bildet, aus welchem die noch unbewussten, unenthüllten Elemente herstammen, und anderseits, des germanischen, wo die Entfaltung des kritischen Geistes auf die formellen Beschaffenheiten des Inhalts losging. Wie dort das Göttliche unmittelbar in dem Instinkte und in dem Glauben noch ungeschieden seine Wurzeln hatte: so ging hier die Wahrheit allmälig mehr aus der Scheidung des sub- und objektiven Wissens hervor, freilich in den verschiedensten Farben, je nachdem die sub- oder objektive Seite in einer vorwaltenden Beleuchtung hervortrat. Das romanische Mittelalter ist so wieder der Übergang und die Ausbreitung in die germanischen Völler, bis erst in der neuesten Zeit ganz vorzüglich die deutsche Wissenschaft den wahren Zusammenhang der immer noch verkannten magischen Erscheinungen mit andern bekannten Naturgesetzen nachwies, und dem Magnetismus den Rang und die Stelle anwies, die ihm gebühren.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1