018. Der Magnetismus vom historischen Standpunkt aus

Der Magnetismus als Tatsache, von dem historischen Standpunkt aus betrachtet.{



Was zuerst die historische Tatsache des Magnetismus betrifft, so ist man jetzt allerdings darüber aufgeklärt, daß das, was sich in den Individuen zeigt, ein gemeinsamer Inhalt der Gattung sei, und daß daher ähnliche Erscheinungen in aller Zeit und bei allen Völkern nie gefehlt haben können, was ich sowohl in Hinsicht des physischen Rapports, und der mannigfachen sympathischen Wechselwirkungen, als in Hinsicht der psychischen Erscheinungen der Traumzustände und des Schlafwachens bis in die einzelnsten Nuancen, schon vor 24 Jahren und in der eben vor Kurzem neu veröffentlichten Schrift auf das Evidenteste nachgewiesen habe, und hiermit nun erst recht nachweisen werde. Das Heilen von Krankheiten durch gewisse Manipulationen; die Schädigungen, Zauberkünste und Wunder der schwarzen und weißen Magie; die Tempelpraxis und das Wahrsagen im Schlafe bei den heidnischen Orakeln und Sibyllen; die Traumgesichte; die Visionen und Ekstasen existieren überall, nur die hypostatische Auslegung jener ungewöhnlichen Zustände gestaltet sich verschieden nach Land und Sitte, noch Zeit und Bildung der Völker und Individuen. So gestalteten sich die instinktiven Regungen und Begriffe über das Übersinnliche sehr verschiedenartig; es kommen Götter, Dämonen oder Geister in geselligen Verkehr mit den Menschen und bringen die unsichtbaren Wirkungen hervor, so daß dieselben gleichsam in den verschieden konstituierten Geistern eine Nationalromantik in mehreren Schattierungen repräsentieren, wo der Verstand eines autonomen Selbstbewusstseins noch nicht die Allgemeinheit der Gesetze erfasste, welche aus der inneren Natur und dem subjektiven Grunde der Seele unmittelbar erst auf einer höheren Bildungsstufe hervorgehen. Ganz besonders ist dieses der Fall, wenn die Seele, gegen den gewöhnlichen Lauf der äußern Welt, Dinge wahrnimmt, die auf sie einen liefern Eindruck machen. Die Einbildung bemächtigt sich dann der Bilder und fixiert sie wohl auch bei ihrer Wiederkehr, besonders in den gemeineren niederen Zuständen, der Gespensterfurcht und der religiösen Schwärmerei, und nimmt einen spezifischen Charakter, oft in rhythmischen Perioden an. Auf eine solche Weise dringt die Phantasie dem Verstande die Überzeugung von wirklichen objektiven Erscheinungen auf, und der Geisterseher nimmt das Bild für die Wirklichkeit. Da nun das somnambule Element in jedem Menschen enthalten ist, so entbindet es sich nicht selten sowohl unmittelbar zu Visionen durch pathologische Verstimmungen des Leibes und der Seele, als auch durch zufällige äußere Bedingungen, denen dann der nationelle und individuelle Geisteshauch und ganz vorzüglich die religiöse Ideenassoziation die jedesmalige Gestalt und Sprache erteilt.





Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1