005. Naturgeschichte des Mineralmagnets

Naturgeschichte des Mineralmagnets und dessen Namens Herleitung.



Magnet wird eine besondere Art Eisenstein genannt, welcher die merkwürdige Eigenschaft besitzt, das Eisen und den Stahl anzuziehen und festzuhalten, eine Wirkung, die sich, wenn die Körper leicht beweglich sind, schon in ziemlicher Entfernung äußert, und nicht geschwächt wird, wenn man gleich zwischen den Magnet und den angezogenen Körper ein Zwischenmittel bringt, wofern nur dasselbe nicht Eisen oder eisenartig ist. So wirkt der Magnet durch Papier, Holz und Glas usw. (magnetische Atmosphäre). Ein solcher Magnet hat meistenteils zwei Punkte, die man Pole nennt, und diese Anziehung gegen das Eisen am stärksten zeigen und sich zu gleicher Zeit, wenn der Magnet frei schwebt, beständig gegen Mittag und Mitternacht, jedoch mit einiger Abweichung kehren. Diese letzte Eigenschaft des Magnets gründet sich auf die magnetischen Erdpole und hat die so nützliche Erfindung des Kompasses veranlaßt. Zwischen den beiden Polen findet eine entgegengesetzte Anziehung statt, so daß der Südpol eines Magnets von dem Nordpole eines andern angezogen wird, während er vor dem Südpol desselben sticht. Besonders merkwürdig ist auch, daß die Kraft eines Magnets sich verstärkt, wenn man ihm stufenweise mehr Gewicht zu tragen gibt. Endlich kann man jedem Eisen die magnetischen Eigenschaften künstlich durch Streichen mitteilen. Der Magnet hat auch noch die Eigenschaft der Neigung gegen den Mittelpunkt der Erde und zwar mit steigender Zunahme auf beiden Halbkugeln gegen die Pole zu. In einem etwas minderen Grade wird die magnetische Eigenschaft auch noch bei einigen anderen Erzen, als Nickel, Kobalt, Serpentin, Porphyr usw. beobachtet.


Der Magnet wurde auch Siderit genannt und sein Name ist nach Lucrez (de rerum natura lib. VI. v. 908) bei den Griechen von der Gegend der Magneter oder der Landschaft Magnesia , in Thessalien abgeleitet worden, wo er besonders sehr häufig gefunden wurde. Plinius leitet (Historia natur. lib. XXXVI. c. 17) den Namen von einem Hirten Magnes her, welcher auf dem Berg Ida eine Herde Schafe weidete und ihn hier zuerst mit seinem mit Eisen beschlagenen Stocke bemerkt haben soll, an dem er sich festgehangen hätte. Andere haben ihn auch Heraklion — Herkulesstein genannt, weil er bei der Stadt Heraklea gefunden wurde.

Auch bei Homer, Pythagoras, Epikur und Aristoteles findet man Spuren, daß sie ihn gekannt haben und nach Athanastus Kircher (Magnes, sive de arte magnetica. Coloniae 1643) ist der Magnet schon in den frühesten Zeiten den Asiaten, Ägyptern und Griechen bekannt gewesen; nach ihm seien an den Hieroglyphen magnetische Bilder zu sehen gewesen, vorzüglich in den Tempeln des Serapis und der Sonne. Allein die Polarität des Magnets, sich stets nach einer Gegend zu richten, war in den frühesten Zeiten nicht bekannt und der Boussole wird erst 1180 in Frankreich zuerst in den Gedichten Hugues Berey und Joh. v. Melun erwähnt (Recherches de la France par Pasquier lib. V. c. 25). Nach Zonaras und Photius (Lexica graeca) schiffte zwar ein gewisser Eusebius zuerst mit dem Bätylus, einem Stein, der den Orakeln gehörte. Ob es der rohe Stein oder wirkliches Eisen gewesen sei, wird nicht gesagt. Auch Albert Magnus ist der Meinung, daß Aristoteles von der Polarität des Magneten gesprochen habe, wovon man aber jetzt keine Stelle mehr findet. Andere behaupten, Salomon von Kreta habe eine kleine eiserne Lanze gehabt, die Stunden anzuzeigen, was man auf den Magneten deutete; noch Andere hingegen wollen, er sei durch Paulus Venetus 1200 von China gekommen. Nach Andern soll Vasco de Gama, als er das Vorgebirge der guten Hoffnung entdeckte, auf Schiffe der Wilden gestoßen sein, die zur Leitung derselben sich einer Nadel bedient hätten, aber noch wahrscheinlicher sei es, daß der Neapolitaner Giaa, oder Gioja, erst im 13. Jahrhundert der Entdecker des Kompasses gewesen sei (Kircher). Später haben sich die Franzosen, Engländer, Belgier usw. um die Entdeckung desselben gestritten. — Versuch einer chronologisch-historischen Bibliographie des Magnetismus von F. W. A. Murhard. Kassel 1797.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Magie, Buch 1
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