Geschichte der Juden im Markgrafentum Bayreuth

Autor: Eckstein, A. Dr. (1857-1935) Rabbiner, Erscheinungsjahr: 1907
Themenbereiche
Inhaltsverzeichnis
    Vorwort.
    II. Die Judenfrage auf den Landtagen.
    III. Die Privilegien und Verordnungen des 18. Jahrhunderts.
    IV. Die Hofjuden und Landesrabbiner von Baiersdorf.
    V. Die Kultusgemeinde von Bayreuth.
    Beilagen:
      I. Ritualmordgeschichten.
      II. Geleitbrief für Mayer Juden aus Bamberg.
      III. Quittung der Judendeputirten über 150 fl.
      IV. Fürstliches Ausschreiben zur Ausschaffung der Juden.
      V. Das Testament des Moses Seckel.
      VI. Schenkungsbrief über die Synagoge von Bayreuth.
      VII. Tabellarischer Hauptzusammentrag über die Anzahl der Judenfamilien.
      VIII. Der Trousseau einer reichen Jüdin im Jahre 1785.
Vorwort.

Die langen Vorworte sind unbeliebt, noch unbeliebter als die langen Predigten. Der Leser will vor der Eingangstüre eines Werkes nicht lange aufgehalten werden, er will nur das Urteil der Tatsachen hören, nicht die Meinung des Verfassers über die Tatsachen, die er zu berichten im Begriffe ist. Dies Verlangen nach Sachlichkeit ist gewiss berechtigt, denn es ist das Verlangen nach Gerechtigkeit. Soll aber damit gesagt sein, dass der Geschichtsschreiber nichts weiter als ein Referent von trockenen Tatsachen sein darf? Er würde dann zum Chronisten herabsinken und der Geschichte würde ihr Richteramt genommen werden. Aber wie man vom Richter verlangen und erwarten darf, dass er nicht mit persönlichen Augen die Dinge ansehen und nicht mit einem bereits fertigen Urteil seines Amtes walten soll, so verlangt und erwartet man vom Geschichtsschreiber die Gestaltung des Urteils nach den Tatsachen und nicht umgekehrt die Gestaltung der Tatsachen nach seinem Urteil.

Die Darstellung der Geschichte der Juden hat unter konfessioneller Befangenheit und Voreingenommenheit ihrer Verfasser ehemals besonders stark gelitten. Sie wurde, von rühmlichen Ausnahmen abgesehen, in der Regel mit mehr oder weniger erbaulichen Betrachtungen und Redensarten ausgeschmückt und dadurch umgedichtet. Man lese nur z. B. Würfel 's historische Nachrichten von den Judengemeinden in Nürnberg und in Fürth, wo die tatsächlichen Mitteilungen immerfort mit stacheligen Glossen über die Schlechtigkeit der Juden und die Verkehrtheit ihrer religiösen Einrichtungen und Sitten begleitet werden, und man wird das Bedauern nicht unterdrücken können, dass wortvolles Material, welches teilweise gar nicht mehr nachgeprüft werden kann, in die Hände von Männern fallen musste, sehr häufig Theologen, die dem Leser ihr eigenes Urteil und Vorurteil soufflieren zu müssen glaubten. Zu dieser Sorte von Tendenzgeschichte, wenn auch mit gemäßigter Tonart, gehören noch die „Beiträge zur Geschichte der Juden im vormaligen Fürstentum Bayreuth“ , welche der fürstliche Rat und Registrator J. G. Heinritz im „Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken“ vom Jahre 1845 (abgedruckt in der von Dr. Aub herausgegebenen Zeitschrift „Sinai“, Jahrgang 1846 S. 372 ff.) auf im ganzen 23 Kleinoktavseiten, von denen einige auf die Bezeichnung einer wissenschaftlichen Arbeit keinen Anspruch machen können, ohne Quellenangabe veröffentlicht hat. Das ist die einzige Vorarbeit von größerem Umfange, die ich bei den Vorstudien zu dem Gegenstande der nachfolgenden Veröffentlichung, welche als Ergänzung zu Hänle's vortrefflicher „Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstentum Ansbach“ betrachtet werden kann, zu benutzen in der Lage war. Die Bestände des hiesigen Kreisarchivs haben dann ein überraschend reiches und neues Material geliefert. Für Unterstützung und Förderung dieser Arbeit bin ich insbesondere Herrn Dr. Altmann, jetzt Kreisarchivsassistent in München, und Herrn Benno Seligsberg, Vorstand der isr. Kultusgemeinde von Bayreuth, deren Archivalien ich gleichfalls nebst denen des historischen Vereins von Bayreuth benutzt habe, zu großem Danke verpflichtet.

Bamberg, im August 1907.

Dr. A. Eckstein.