Abschnitt 10

Brade, der sich nirgends lange aufhielt und ein sehr bewegtes Leben führte, war als guter Viola da Gamben-Spieler und Komponist geschätzt.

1625 stellte der Herzog den Engländer Johann Stanley (John Stendle) ein, und im Mai 1626 ist auch der berühmte englische Gambist Walter Rowe in Güstrow gewesen. Rowe, der ein Meister auf der Gambe gewesen sein soll, wird dem Herzog derart imponiert haben, daß er ihm den talentvollen Michel Rode zur Lehre auf 1 Jahr übergab. Die eigenhändige Quittung Rowes lautet: „Ich Unterbenannte bekenne, das ich von Sr. Fürstlich Durchleuchtigkeit hoff Rehntmeister Herrn Joachim Lehmann hundert Reichsthaller in specie auf Abrechnungk wegen michel Rohdt empfangen hab, die ich auf der Violdegamba lehrnen soll vermegen der contracht, welches also lautet, als uff ein Jahr wegen die Lehr oder Unterrichtungk auf der Violl de gamba 100 thall., vor Kostgeld auf ein Jahr 65 Reichsthall., wegen Losament, bett und wäsch 15 thall. und dan Vor ein Viol de gamba 25 thall., thutt 205 thall. Restiren mir also, wan die Lehr Jahr auff ist, hundert Und fünff Reichsthaler in specie, thue ihn hiemit quittiren. Datum gusterow, den 12. Majus 1626. Walter Rowe, Fürstl. Brandenb. Violist.“


Ein Aktenstück bezeugt, daß ein englischer Musikmeister von London, Wilhelm Daniel, dem Herzog für 60 Taler seinen Lehrjungen abgetreten habe. Das Schriftstück lautet: „Nachdem dem Hochwürdigen, Durchlauchtigen, Hochgebornen Fürsten und Herren, Herrn Hans Albrechten, Hertzog zu Mecklenburgk usw., Meinem gnädigsten Fürsten und Herren, uff dexo Fürstl. gnaden Begehren ich unten benannter Wilhelm Daniel von London den Richard Quicken Musicant-Jungen, welcher mir uff Neun Jahr in die Lehre verschrieben und also noch Viertehalb Jahr, von dato an zu rechnen, bey mir hette zu lernen gehabt, gegen 60 Thlr., welche ich auch aus J. f. Gnaden Rent-Kammer alhier richtig empfangen, mit sein des Richard Ouicken Bewilligung uff solche Viertehalb Jahr in Unterthenigkeit überlassen und abgetretten habe, als haben J. f. Gnaden dahero vollenkommen macht und gewaldt, sich desselbigen Musicant-Jungens Richard Quicken und seiner Dienste solche Zeit über Ihres Gefallens zu gebrauchen, In massen dan auch derselbige deß Unterthenigen erbietens, J. f. Gd. nach verflossenen mehrgedachten Viertehalb Jahren, wan J. f. Gd. Seiner begehren werden, gegen billichen Unterhalt vor andern herren als ein Musicant weiters zu dienen und auff zu warten. Zu mehren Urkundt habe ich dieses Bekenntniß nebenst gedachten Richard Quicken mit eigenen Henden wohl bedechtlich und freywillig unterschrieben. Datum Güstrow, den 11. Januarii Anno 1623.“ - Wahrscheinlich ist Wilhelm Daniel mit seinem Lehrjungen Ouicken (der auch aus London stammte) in Güstrow auf einer Kunstreise gewesen. Der Herzog wird Gefallen an den Leistungen des Lehrjungen gefunden haben und wollte ihn behalten.

Es ist sehr naheliegend, daß der Herzog Johann Albrecht II. auch noch andere englische Musiker entweder in seinen Diensten ober vorübergehend in Güstrow gehabt hat, doch aus dem sehr spärlichen Aktenmaterial läßt sich nichts Genaueres feststellen.

Zunächst mögen die durch Aktenbeweise bestätigten Personalien der Musiker in der Regierungszeit der Herzöge Karl und Johann Albrecht II. der Reihe nach folgen, wobei wir bemerken, daß zweifellos außer diesen Musikern auch noch andere zu dieser Zeit in Güstrow gewesen sind.

Von 1603 bis 1608 fehlen jegliche Akten über Musikverhältnisse, und während der Wallensteinzeit - 1628 bis 30 - ist weder ein Trompeter- noch ein Pauker-, geschweige denn ein Musikername verzeichnet.

Der erste Trompeter, der uns wieder begegnet, ist

1609-17

David Lange. Er erhielt jährlich 100 Rtlr. Besoldung, 15 Rtlr. Stallgeld und wurde Ostern 1617 abgedankt.

1609-12

Ernst Wentzel, Trompeter, erhielt zur schwedischen Reise, die er zugleich mit Lange machte, im Jahre 1609 41 Gulden 6 Schlg. In Güstrow ist er bis Johannis 1612 erwähnt. Dann behielt ihn Herzog Johann Albrecht „nach wie vor zu seinem Diener und Trompeter“. Seinen Tisch sollte er mit zu Hofe haben. Sein Deputat, „nehmlich 1 Drömbt Roggen, 1 Drömbt Gerste, 1 feiste Kuh, 1 feist Schwein, 1 feist Schaf und 20 Taler Besoldung,“ wurden ihm am 7. Juli 1612 in Dargun zugesichert.

1611-14

Hans Waldow, Trompeter, trat vermutlich 1611 ein, da er am 18. Juli 1612 55 Gulden Besoldung für 1 Jahr erhielt. Von 1614 an befand er sich am Schweriner Hofe und zwar bis 1652 (s. Schwer. Hofk. S. 22).

1611-26

Christian Schuler, genannt der alte Jürgen, Trompeter von 1611 bis 26.

1611

Der kleine Jürgen, Trompeter, bekam 1611 55 Gulden und wurde damit nach Dänemark abgedankt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Güstrower Hofkapelle