Geschichte Gustavs Wasa Königs von Schweden. Band 1

nebst einer Schilderung des Zustandes von Schweden von den ältesten Zeiten an bis Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
Autor: Archenholz, Johann Wilhelm von (1741-1812) Offizier, Schriftsteller und Herausgeber, Weltbürger und Freigeist, Erscheinungsjahr: 1801
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Schweden, Geschichte, Gustav Wasa, Landeskunde, Landesteile, Feldzüge, Landschaften, Sitten und Gebräuche, Könige, Feldherren, Schlachten, Bündnisse
                                            Vorrede.

Man legt hier dem Publikum, nicht sowohl die Biographie eines Monarchen, als vielmehr die Regierungs-Geschichte eines Königs vor, die in den Schwedischen Jahrbüchern Epoche macht. Sie ist nur sehr unvollkommen bekannt, und würde es noch weniger sein, wenn nicht die sonderbaren Schicksale, und die durch Ruhm und Glück gekrönte Unternehmung eines Jünglings, Befreier seines Vaterlandes, und sodann durch die Volksstimme zum Thron gerufen zu werden, Schriftsteller und Dichter der berühmtesten Nationen vermocht hatten, den König Gustav Wasa als einen außerordentlichen Mann aufzustellen. Hier ist ein Versuch, diese in mancher Hinsicht historische Lücke in etwas auszufüllen. Leider aber sind die dazu vorhandenen Materialien gar nicht überflüssig, ja in manchen Teilen sehr unvollständig, woran vorzüglich der Brand der Königlichen Bibliothek in Stockholm im Jahre 1697 schuld war, wobei 18.000 gedruckte, meistenteils Schwedische Bücher — eine für das Land und für die damalige Zeit äußerst beträchtliche Anzahl — und 4.000 Manuskripte durch die Flammen verzehrt wurden.

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Inhaltsverzeichnis
  1. Alter Zustand Schwedens
    1. Schweden, oder Scandien
    2. Physischer Zustand desselben in den ältesten Zeiten
    3. Urteile der alten klassischen Schriftsteller über Schweden
    4. Die ältesten Bewohner des Landes
    5. Odin
    6. Regierungs-Verfassung der Scandier
    7. Die Edda, heiliges Gesetzbuch
    8. Religion-System
    9. Opfer
    10. Heiliges Feuer
    11. Sonderbarer Gebrauch in den Opfertempeln
    12. Kumbel-Alter. Brenn-Alter. Hügel-Alter. Leichenbegängnisse
    13. Jahres-Rechnung
    14. Drottars, Ober-Priester und Ober-Richter
    15. Gesetze in den ältesten Zeiten
    16. Justiz-Pflege
    17. Endschaft von Odins Dynastie
    18. Grundsätze und Verfahrungsart bei einer Königswahl
    19. Die Reichsreise der neuen Monarchen
    20. Filkis-Könige
    21. Jarls oder Fürsten, deren Hofhaltung und Macht; Hersen
    22. Schwedischer Adel, dessen Fehden und Vorrechte
    23. Kriegswesen der alten Schweden
    24. Militärische Grundsätze. Einrichtung der Armeen
    25. Waffen. Disziplin
    26. Befestigungs-Kunst
    27. Kriegsgesetzt und kriegerische Eigenheiten
    28. Nordische Amazonen
    29. Schifffahrt der alten Schweden
    30. Die Wäringer, oder militärischen Wanderer nach dem Orient. Die Kreuzfahrer
    31. Die Schweden furchtbare Seeräuber, unter dem Namen der Wickinger
    32. Das Seeraub-System
    33. Die Vitalianer, eine vierzig Jahre lang bestandene Korsaren-Bande
    34. Fortschritte der Schweden in der Schifffahrtskunde und Seefahrten
    35. Zustand der Industrie der Einwohner im Mittelalter
    36. Zustand des Handels in Schweden in den ältesten Zeiten, und im Mittelalter
    37. Preise von Landes-Produkten, Waren und Dienstarbeiten Mitte des 15. Jahrhunderts
    38. Schwedischer Ausfuhr, Handel, Münz, Einrichtung und vorzüglichste Handelsstädte
    39. Kron-Einkünfte von Schweden im dreizehnten Jahrhundert
    40. Einführung des Christentums in diesem Reiche und Folgen dieser Einführung
    41. Geistlicher Despotismus
    42. Vermischte religiöse Zeremonien
    43. Priesterkünste
    44. Abergläubische Heilmittel. Gottesgerichte
    45. Große moralische Veränderung der Nation
    46. Große Summen nach Rom
    47. Kampf der Päpste für das Zölibat der Clerisei in Schweden
    48. Vorrechte der Geistlichkeit in diesem Lande
    49. Geistlicher Despotismus
    50. St. Peters Pfennig und unsrer lieben Frauen Pfennig
    51. Die Schwedischen Heiligen
    52. Neue Periode in der Geschichte dieses Reichs
    53. Wissenschaften im alten Schweden. Astronomie. Zeitrechnung
    54. Runen. Runenstäbe. Runenbücher. Helsinger Runen
Indes kann man sagen, dass die Schweden, besonders seit der Regierung Gustav III., mit rühmlichem Eifer ihre Geschichte durch Untersuchungen aller Art aufzuklären suchen; Aufsätze, die teils in den Verhandlungen der Königlichen Akademien in Stockholm und andrer gelehrten Gesellschaften dieses Landes, teils in kleinen Abhandlungen, Universitäts-Reden und Disputationen häufig gefunden werden. Dies sind historische Materialien, die, wenn sie gleich oft nur einen sehr eingeschränkten Wert für den nach großen Resultaten strebenden Geschichtsschreiber haben, der das Detail und die kleinlichen Lokal-Nachrichten nicht brauchen kann, dennoch Achtung verdienen; die aber wegen der Schwierigkeiten der Sprache, der Entfernung und der Kommunikationen, für den schreibenden Ausländer, so gut wie gar nicht vorhanden sind. Unterstützt durch gelehrte Schweden, bin ich jedoch so glücklich gewesen, einigermaßen diesem Mangel abzuhelfen, und habe also ihre handschriftlichen Nachrichten und Beantwortungen meiner historischen Fragen zu den größeren Materialien fügen können, die von dieser Epoche vorhanden und unten bezeichnet sind. Unter diesen wackeren Männern, will ich nur drei nennen, die für ihre Unterstützung vorzüglich meinen Dank verdienen: Herr von Nordenskiöld, Königlich Schwedischer Geschäftsführer beim Niedersächsischen Kreise, der sich in seinem Vaterland auch als Schriftsteller mit Ruhm gezeigt hat; Herr Gjörwell, Königlicher Bibliothekar in Stockholm, und Herr Fant, Professor der Geschichte in Upsala.

Der Geschichtsschreiber befindet sich jedoch bei Erzählung dieser in Schweden, zumal in einer so entfernten Zeit, vorgefallenen Begebenheiten in keiner vorteilhaften Lage. Man steht hier die Dinge, ihrer Natur nach, in einem zu einfachen Lichte. Der Stoff hat nicht das in die Augen Fallende, das die Einbildungskraft Erhitzende, das durch die Größe der Gegenstände Anziehende, was der Geschichte großer, durch Völkerzahl und Reichtum, durch Industrie und Staats-Kräfte, durch Künste und Waffen berühmter Staaten eigen ist, wobei die Darstellung nicht schwer fällt. Unternehmungen und deren Resultate, können hier, in Vergleichung mit jenen durch Glück, Ruhm und Macht ausgezeichneten Ländern, nur geringfügig und nicht weitwirkend sein; dagegen aber ist das Spiel der Leidenschaften hier so wie dort das Nämliche. Dies ist für keinen Menschen fremdartig, und auch die hier durch Handlungen entwickelten Charaktere der ausgezeichneten Personen, sind zu jedermanns Beurteilung geeignet. In dieser Hinsicht, und in der interessanten Betrachtung des allmählichen Übergangs einer ganzen Nation von einer Religions-Lehre zur andern, der sich gleichsam vor unsern Augen entwickelnden Volks-Ausbildung, der Entwürfe und deren Ausführung, der Ursachen und ihrer Wirkungen, wird man gegenwärtige Geschichte, ohngeachtet ihres beschränkten Stoffs, nicht ohne Befriedigung lesen.

Ich habe zur näheren Kenntnis des Landes und der Nation, einen kurzen Abriss, nicht ihrer alten Geschichte, sondern nur ihres Zustandes und ihres sittlichen Lebens, von den ältesten Zeiten bis zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts, nicht für überflüssig gehalten; wobei ich die Staatsverfassung, die Religion, die Sitten und Gebräuche, in den verschiedenen Zeitaltern, zur Vorkenntnis des folgenden, in ihren merkwürdigsten Zügen aufgestellt habe. Man wird dadurch im Stande sein, nachstehende Geschichte desto richtiger zu beurteilen. Sie ist in Bücher abgeteilt, und deren Inhalt jedem Bande zusammen vorgesetzt, nicht aber einzeln als Überschrift der Bücher beigefügt; da diese Methode, durch eine zu frühe Kenntnis der kommenden Begebenheiten, das Interesse der Leser schwächt, und oft ihre Überraschung hindert; hingegen jene isolierte, bloß die Ordnung der Dinge bezeichnende, Zusammenstellung, nicht das Lesen des Textes unterbricht, und dabei den Nutzen hat, als Register gebraucht zu werden.

Man hat bei dieser Geschichte, außer den handschriftlichen Mitteilungen, folgende Werke und Schriften benutzt:

Olof Dalins Geschichte des Reiches Schweden.
Olaus Celsius Geschichte Gustav I. Königs von Schweden.
Puffendorfs Einleitung in die Schwedische Geschichte.
Holbergs Dänische Geschichte.
Willebrands Lübische Chronik.
Tengströms Traktat über die Schwedische Marine in alten Zeiten.
Bergius Rede gehalten in der Akademie der Wissenschaften über den Zustand von Stockholm vor 200 Jahren.
Murbergs Rede gehalten in der Akademie der Literatur, über Stockholm während der Dänischen Regierung in Schweden etc.

Ferner habe ich dabei ein seltenes Werk von Befali zu Rate gezogen, einem gelehrten Italiener, der im sechszehnten Jahrhundert lange in Schweden lebte, und in Italienischer Sprache schrieb, welches Werk nachher lateinisch übersetzt und im Jahr 1615 unter dem Titel: Politicarum Dissertationum de Statu Imperiorum, Regnorum, Principatuum et Rerum publicarum, in Frankfurt am Main gedruckt wurde.
Geschrieben Hamburg im Februar 1801.
v. Archenholtz.

Archenholz, Johann Wilhelm von (1741-1812) Offizier, Schriftsteller und Herausgeber, Weltbürger und Freigeist

Archenholz, Johann Wilhelm von (1741-1812) Offizier, Schriftsteller und Herausgeber, Weltbürger und Freigeist

Gustav I. Wasa (1523-1560) schwedischer König

Gustav I. Wasa (1523-1560) schwedischer König

03 Nord-Schweden. Landkarte

03 Nord-Schweden. Landkarte

04 Süd-Schweden. Landkarte

04 Süd-Schweden. Landkarte

08 Sonnenaufgang an der Ostküste von Schweden. Gemälde von Bruno Liljefors.

08 Sonnenaufgang an der Ostküste von Schweden. Gemälde von Bruno Liljefors.

06 Der Mälarsee von Stockholm aus gesehen. Gemälde von Eugen Jansson.

06 Der Mälarsee von Stockholm aus gesehen. Gemälde von Eugen Jansson.

07 Osterfeuer. Am Osterabend werden in mehreren Provinzen große Feuer angezündet, eine uralte Sitte, angeblich um die Hexen von der Gegend fernzuhalten. Karl Nordström.

07 Osterfeuer. Am Osterabend werden in mehreren Provinzen große Feuer angezündet, eine uralte Sitte, angeblich um die Hexen von der Gegend fernzuhalten. Karl Nordström.

10 Auf dem Rückwege aus der Kirche. Bild aus Bohuslän. Gemälde von C. Wilhelmsons.

10 Auf dem Rückwege aus der Kirche. Bild aus Bohuslän. Gemälde von C. Wilhelmsons.

09 Sommernachtstanz in Dalekarlien. Der Johannisbaum wird am Vorabend vor Johanni errichtet. Gemälde von Andreas Zorn.

09 Sommernachtstanz in Dalekarlien. Der Johannisbaum wird am Vorabend vor Johanni errichtet. Gemälde von Andreas Zorn.

16 Sommerabend in Schweden. Gemälde von Carl Willhelmson

16 Sommerabend in Schweden. Gemälde von Carl Willhelmson

17 Junge Dalekarlierin von Leksand. Gemälde von Emerik Stenberg.

17 Junge Dalekarlierin von Leksand. Gemälde von Emerik Stenberg.

18 Birkenhain in Södermanland. Gemälde von Reinhold Norstedt.

18 Birkenhain in Södermanland. Gemälde von Reinhold Norstedt.