Zustand der Industrie der Einwohner im Mittelalter

Bei einem solchen Volke, das großenteils auf dem Wasser lebte, blieb die Industrie lange in ihrer Kindheit. Es bedurfte mehrerer Menschenalter, bevor die Schweden die Existenz der Metallschätze ihres Landes ahnten; aber noch weit mehr Zeit war erforderlich, ehe sie das Eisen und Kupfer zu verarbeiten lernten. Dies geschah erst, da das Kupfer schon viele Jahre bei ihren Opfern gebrauche wurde. Dieser gänzliche Mangel an Industrie ging noch weiter. Es fanden sich lange Zeit unter diesem kriegerischen Volke nur äußerst wenige Menschen, die Schwerter machen konnten. Die Verfertigung derselben geschah sehr ins Geheim; daher das gemeine Volk durchaus bei dieser Arbeit die Hilfe von Erdgeistern und Zaubermitteln voraussetzte. Diese Vorurteile, verbunden mit der Seltenheit, erzeugten bald eine fast abgöttische Verehrung für die Schwerter, die deshalb auch wie große Kostbarkeiten, auf Kinder und Enkel vererbt wurden; während die andern nicht mit diesen Zauberwaffen begünstigten Krieger, sich fortdauernd der Bogen und Pfeile bedienten.

Auch der Landbau wurde von den alten Schweden sehr schlecht betrieben, da demselben viele Natur-Hindernisse im Wege standen, die sie zu träge waren, wegzuräumen. Dies war schon der Fall in den heidnischen Zeiten, wo die Scandischen Inseln überaus schlecht angebaut waren. Der Ackerbau war nicht sehr nach dem Geschmack dieser Insulaner, die von ihren Scytischen Vorältern die Neigung geerbt hatten, nicht lange an einer Stelle zu bleiben. Sie waren daher bessere Jäger, Fischer und Hirten. Sogar viele der Vornehmsten des Landes hüteten in jener Zeit selbst ihr Vieh, und arbeiteten mit ihren Händen. Erst im achten Jahrhundert sah ein kluger Fürst die Notwendigkeit ein, den Ackerbau, diesen vornehmsten Zweig der menschlichen Industrie, zu befördern. Der König Amund wandte darauf die größte Sorgfalt.


Er ließ Brücken bauen und Wege anlegen; die wildgewachsenen Wälder wurden ausgehauen; die Sümpfe ausgetrocknet; die Moore urbar gemacht und mit Häusern versehn. Durch diese Mittel, die durch Gesetze ausgedehnt und dauerhaft gemacht wurden, kam es nach wenig Zeitaltern dahin, dass Schweden mehr Getreide und Lebensmittel erzeugte, als die Einwohner verzehren konnten; es wurde daher vieles davon ausgeführt, bis diese zu weit getriebene Ausfuhr vom König Birger im Jahr 1303 bei großer Strafe verboten wurde. Dies geschah 150 Jahre vorher, ehe der Brandwein zum Unglück Schwedens anfing, einen so großen Teil des Getreides, dies nötigsten aller Landes-Produkte, in Rauch zu verwandeln, und das Volk um seine Gesundheit zu bringen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte Gustavs Wasa Königs von Schweden. Band 1