Schwedischer Ausfuhr, Handel, Münz, Einrichtung und vorzüglichste Handelsstädte

Eine immer mehr und mehr ausgedehnte Schifffahrt musste die Schweden endlich zum eignen Handel vermögen, der aber nur von den in ihren Seestädten wohnenden Ausländern getrieben wurde. Sie handelten nach dem benachbarten Russland und den Dänischen Inseln, nach Deutschland, England, Belgien, Frankreich, Spanien und Italien. Lange wurde von ihnen das Gold, Silber und gemünztes Geld nur als Ware betrachtet, und diese wurde gegen andre Ware vertauscht, so wie es bei allen auf den ersten Stufen der Kultur stehenden Völkern von jeher der Fall war.

Da man damals in Schweden sehr wenig Städte, und noch weniger oder vielmehr gar keine eigentlichen Handel-Städte fand, so hatte hier ein jeder Bezirk einen besonderen Marktflecken, der Köping hieß; wo die Bewohner der umliegenden Gegenden sich versammelten, und ohne Münzen, bloß durch Tausch, Handel trieben. Nach und nach aber fand man zu besserer Ausgleichung der Tauschwaren das durch Seeraub häufig nach Schweden gebrachte Geld am bequemsten. Man bedurfte daher keiner eignen Münzstätte, deren Einrichtung ohnehin bei einem so rohen Volke große Schwierigkeiten haben musste. Erst im zehnten Jahrhundert, da die Seeräuberei durch das Christentum eingeschränkt wurde, folglich die Mittel wegfielen, fremdes Geld zum Handel gewaltsam zu erlangen, und man doch die Münzen nicht entbehren konnte, wurde die Kunst Geld zu prägen, aus Deutschland in Schweden eingeführt.


Es entstanden nun auch in Schweden einige aber großenteils von Ausländern bewohnte Handelsstädte, die Reichtümer erwarben. Unter diesen war Kongahella in Wieck; sie wurde aber im Jahr 1137 von den Seeräubern, unter Anführung des Pommerschen Fürsten Ratibor, so grausam zerstört, dass ihr Wohlstand auf immer dahin war; nie hat sie sich wieder erholen können. Ein gleiches Schicksal hatte in eben dem Zeitalter Sigtuna, die lange Zeit die größte Stadt in Schweden war, bis sie von den Estländern und andern Bewohnern, des heutigen Russlands am Ende des zwölften Jahrhunderts zerstört wurde. Auch sie kam nie aus ihren Ruinen wieder empor.

Die Krone aller Handelsstädte in Schweden war Wisby. Sie stand im ganzen Norden lange Zeit nur allein der Stadt Lübeck nach. Hier war im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert der Sammelplatz nicht allein der Ostseefahrer, sondern auch aller in den nördlichen Weltgegenden handelnden Nationen. Hier wohnten Deutsche, Engländer, Schotten, Dänen, Franzosen, Spanier, Niederländer und Russen; und zwar hatte jede Nation ihre besondre Straße. Die Industrie war hier bis zu einer im übrigen Schweden unbekannten Höhe gestiegen; Man fand in Wisby im vierzehnten Jahrhundert Steinhauer, Kupfer- und Zinn-Arbeiter, Tuch-Fabrikanten und andre damals seltene Gewerbe-Arten. Die Stadt hatte vortreffliche See- Gesetze, die bei vielen Völkern in so großer Achtung standen, als ehemals die Rhodischen bei den Griechen. Lange Zeit waren sie der Codex der nördlichen Meer-Bewohner; da dies Seerecht von mehreren Kaisern und andern mächtigen europäischen Fürsten bestätigt, auch in die Dänische, Englische, Holländische, Deutsche und andre Sprachen übersetzt wurde. Nach diesen Gesetzen bekam das Schiffsvolk aus den Südlanden nur einmal des Tags zu essen, dabei aber erhielt es Wein zum Trinken. Die Nordischen Schiffsleute hingegen bekamen, außer wenn sie sich in Weinländern befanden, keinen Wein, nur Wasser; dafür aber zweimal des Tags zu essen. — Man zählte in dieser Stadt im Jahr 1287 an 12.000 vermögende Kaufleute und Bürger. Welchen Anteil die Ausländer an diesem Flor hatten, bezeichnet der Umstand, dass sich eben damals im Stadt-Rat gerade so viel Deutsche als Eingeborene befanden.

Stockholm wurde erst spät ein bedeutender Ort. Vor dem Jahr 1260 verdiente diese heutige Residenz und Mittelpunkt des Schwedischen Handels, so wie der Macht der Nation, nicht einmal den Namen einer Stadt; Gothenburg aber wurde erst im Anfang des siebzehnten Jahrhunderts erbaut. Stockholms Lage, mancherlei inländische Ereignisse, und die Niederlassung vieler Ausländer, machten es endlich zu einer Handelsstadt; allein hier, so wie auch in allen andern Seestädten, waren die Glieder des Stadt-Rats Ausländer, und zwar größtenteils Deutsche.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte Gustavs Wasa Königs von Schweden. Band 1