Gesang an Palästina

Mit 12 Radierungen von Struck, Hermann (1876-1944) deutsch-jüdischer Maler, Radierer und Lithograph
Autor: Holitscher, Arthur (1869-1941) ungarisch-jüdischer Reiseschriftsteller, Essayist, Romancier und Dramatiker, Erscheinungsjahr: 1922
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Palästina, Arthur Holitscher, Hermann Struck, Armageddon, Orient, Occident, Propheten, Tempel, Betlehem, Scheich, Pilgerwege, Berg Gilboa
Dieses Werk erschien als VII. Tillgner-Druck im Sommer 1922 in einer einmaligen Auflage von 320 Exemplaren / Davon Nummer 1-20 auf Kaiserlich Japan in Kalbspergament, Nummer 21-120 auf handgeschöpftem Bütten in Leder, Nummer 121-320 auf deutschem Bütten in Halbleder handgebunden / Druck des Textes Offizin W. Drugulin in Leipzig, der Radierungen A. Rogall in Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Kleines Land, glühend unter der Tropensonne, ich habe dich gesehn. Kahl und arm ragt deine Küste aus dem blauen Meere auf. Wo einst Kanaan, Saron, die Gärten, die Haine, die Wälder, wo wogende Wiesen dufteten, tritt der Fuß auf Steingeröll, versinkt er in schwerem Morast. Mühsam ringt der Siedler, der Fellahknecht, der junge starke Erbauer des Landes um jeden Fußbreit Ertrag, um Notdurft des Lebens, kärgliche Frucht. Aber schon sprenkeln farbige Oasen, goldengrün die Orangen, rötlich das Getreide, silbergrau die Eukalypten und Ölbäume das erwachende Land der Urväter.

Du kleines Land, aus deinen Tiefen stieg der große Adler Gottes auf über die Schollen. Über den Bergen Judäas, über Jerusalems Feste, über den Krippen, den Zelten, den Palästen und den Tempeln plante er, an den ungezählten Höhlengrotten rauschte sein Flügel, wo im Berginnern blindgewordene Einsiedler sich vor der Welt verborgen hielten - Blindgewordne für die Welt, sehend und offenäugig für die Wunder des dunkel verborgenen Willens in den Tiefen.

Mit wilden Fittichen kreist Gottes großer Adler über den zerklüfteten Bergen, den zerstörten Feldern. In breitem, schweifenden Flug braust er vom blauen Meer zum bleiernen Toten, vom Sinai zum Libanon entlang, wild weht der Fittich des Unendlichen durch die sonnezitternde Luft, unter der die Quellen lieblich singen. Er verschont die verborgen zwischen Geröll weidenden Herden langfelliger schwarzer Schafe, die mit wechselnden Arabesken die blumige Berglehne überziehen.

Mein Stock aus Olivenholz stützt die Last meiner schweren Schritte, wenn ich auf der Ebene, in den Bergen Halt mache, den Blick empor zum ungeheuren Vogel gesandt, um seinem geheimnisvollen Flug von Orient zu Occident zu folgen, von Süd nach Norden, seinen Kreisen höher, höher, bis die glühende Sonne ihn eingesogen hat in ihren Strahlenkreis, mir zu Häupten - Gottes Sonne, Mutter der Mythen.

Wo bin ich dir nicht begegnet, Adler des Heiligen Landes, wilder Gast der Ewigkeit! Über Zions Burg und Davids Turm sah ich dich fliegen, im Sturm um die Höhen des mystischen Karmel, von Genezareths Flut aufsteigend nahmst du deinen Weg nordwärts gen Galiläa, südwärts zur Talsenke des Jordan.

Wo hast du dein Nest, in Mizraims Pyramidenstadt, in Damaskus Torweg? Gileads und Moabs Bewohner, Schrecken der Jäger Samarias, hoher Geist des Abendpurpurs über dem Ölberg vor dem Erlöschen in Nacht und Wesenlosigkeit! Adler der Menschheitsgeschicke, wo nistet deine Brut? Unwandelbarer Flügel über der Folge versinkender Weltäonen, Taten und Träumen, Aufgang und Niedergang von Königen, Propheten, Aufrichtern und Zertrümmerern der Tempel!

Lieblich sind deine Frauen, o Betlehem und herrischer Stolz ist über die Brauen der graubärtigen Scheichs gelagert, die auf Pilgerwegen der Karawane gegen Bershebas Wüstenhügel ziehen.

Schöner als alle aber bist du, Sohn der ukrainischen Steppe, Chaluz, weit Hergekommener. In dein Land Israel bist du gezogen, gehorsam dem unauslöslichen Befehl deines alten Blutes, das erneut in Hoffnung und Zeugungskraft durch deine zukunftsträchtigen Adern braust. Schön bist du, Mädchen Judas, Tochter der fränkischen Stadt, der alten, kleinen, die du verlassen hast um deinem fernen unbekannten Gefährten in den Zelten Israels Geliebte, Mutter, Gefährtin zu sein.

Starke Faust führt den Pflug; zarte Hand pflanzt den Schössling; wenn am Abend nach dem Arbeitstag starke Hand die zarte leise berührt, wiegt die alte Erde Urväterlandes in ihrem fruchtbaren Schoss den neuen Erlöser des ewig sehnsüchtigen, ewig hoffenden Volkes.

Karmel! O Karmel! Deine Reben der Wald um deine Hütten ! Wie bärtiger Mund stößt dein grottendurchfurchter Hang dumpfe Wehklage aus über das schweigende Bereich der tief zurückweichenden Küste Syriens zum Libanon. Das Getier der Urzeit verbirgt sich in den Falten von Karmels wehendem Kleid. Karmels Steine lehren den Betrübten die Weisheit uranfänglich verwirrten Sehersinnes. Weither rollen die Wogen an Karmels Hang heran. An Karmels feuchte Hange klammern sich Muscheln sie tragen geheimnisvolle Zeichen, von wenigen erst ergründet.

Moabs Gletscher aus Sand! Wann trug Moab die traubenförmigen Büschel blauer Moränen? Von weitem nur durfte ich die Sandberge Moabs erblicken Grenzen meines Landes, Schutzwälle vor dem drohend Unbekannten. Mit seinen tiefen Furchen wie Runzeln eines erloschenen Gesichts, nachdenklich zum Land der Menschengläubigkeit geneigt, blickte Moab schon auf die Wanderung der Stämme, die sich vor den Ufern des Toten Meeres zerstreuten.

Du Berg Gilboa! Presse deine Felsen zusammen. Geist Josuas! Schleudre den Fels gegen den schleichenden Widersacher, wenn er auf krummem Pfad in die Ebenen kreucht zur nächtlichen Stunde, die stillen Hütten der Arbeiter meines Volkes zu überfallen. Presse die Flanke des Gebirgs, dass Steingeröll niedersause, den Pfad verschütte, erschlage den schleichenden Widersacher meines Volkes!

Traubenhügel um Hebron alle Farben des zauberhaften Orients glitzern auf in dem Geschmeide des seligen Orts. Im Brunnen perlt der Schaum des tiefen Wassers. Kristallen rauscht die Quelle aus den Gebeinen der Stammväter. Saras, Rebekkas, Leas Lieblichkeit strömt in dem klaren Brunnen des Hügels der Schönen, el Chalil! Schönheitsmal ist die Stadt unter dem Busen Mamres; treuer Wächter auf dem Wege zum Schoss der Menschheit, Hebron, bist du, Schönste in Israel!

Ölberg – O Berg der Berge - wie oft schritt ich über den Weg, der empor zu deinem Grat sich windet. Aus Achat und Onyxgestein sind deine Wege, Ölberg steingebettete harte Wege; unter den heiligen Gedanken des Wanderers wandelt sich niederer Kies zu herrlich glänzendem Edelstein. Zwischen Mauern führen Wege empor zum Grat, hinter Mauern verbirgt sich unverwelkliche Erinnerung.

Hart sind deine Pfade, o Ölberg, deine Bäume hell. Rote, süße Frucht schwillt auf deinen schweren Kaktusstauden, süß und heißes Fleisch der Frucht, und lässt guten Geschmack auf der Zunge zurück. Trauernd und nachdenklich sein lehrst du, Ölberg, ob der Stadt. Die süßen Tropfen deiner reifen Früchte fallen wie Blut mit der salzigen Träne auf den Opalen schimmernden Pfad, nieder auf die Edelsteine der geheiligten Spur. Vom Grat des Berges überfliegt der Blick die geneigten Dächer, die ragenden Türme, Dome, Minarete der weißen Stadt, die aus Felsklüften, Strombetten aufsteigende. Hinüber fliegt der irre Blick suchend, trunken zum armen Hügel, dem zerbrochenen, gering geachteten und missbrauchten. O Jahrtausende lang verachteter und verkannter armer Hügel Gilgal! Kaum darf der Blick auf dir ruhen, kaum vermag er dich zu finden, zu erkennen, mäßig nur hebt sich dein zerrissener Hang, deine zerbrochene Flanke über die Mauerscharten des Tors, das nach Damaskus sieht.

Tief starren Löcher im gelblichen Steinbauch des zertrümmerten Hügels, Abergläubige meinen, das seien die Augenhöhlen Gilgals, der Schädelstatte. Sie ziehen den Blick an, die starrenen Höhlen. Über Berghang, Kidronschlucht, hellen Plan vor der Omarmoschee, über das geneigte Gewirr all der Dächer, den Wald glocken-behängter Türme sendet die sehnsüchtig weit vorgereckte Hand aus zitternden Fingerspitzen Strahlen, zart, doch sicher zu dir, o winziger Hügel, winzig und zerbrochen, den suchendes Verlangen der Jahrhunderte sichtbar umkreist. Zu dir, Hügelstätte der Toten, deinem zitternden, gelben, schwachen Gestein strömt Sehnsucht unaufhörlich. Dein schwacher bröckelnder Stein schmilzt unter Regentau und zerrinnt wie schwaches, wehes Fleisch des gemarterten Gerechten aller Ewigkeiten.

In der Stunde meines Sterbens werde ich deiner gedenken, Jeruschalajim, Heilige Stadt. Wie ich einst, in der Stunde meines ohnmächtigen Schmerzes durch deine treuen Mauern schritt, deine dunklen, schwermütigen, überdachten Gassen. Ich war ein betrübter Gast in deinen Gassen, Jeruschalajim, und nie bin ich zum Gebet eingekehrt in deine Stätten des Trostes und der Erhebung.

Wohl rührte meine Stirn an die Quadern des Tempels, den mein Volk erbaut hat. Doch sie waren nur kalt und rührten mein Blut nicht zu stürmischer Schwingung auf. Mit gefalteten Händen blieb ich oft stehen auf den Spuren des Unendlichen an den Schmerzensstrassen inmitten düsteren Gemäuers, aber immer blieb noch Welt unter meinen Lidern, der Glanz der Andacht diesseitiger Welt.

Ein Eslein sah ich stehn an einen Ring gebunden, an kurzem Strick. Nahe bei der Mauer eines verfallenen Hauses stand es, silbergrau und mit zarten Füssen, gestoßen im Gewühl. Schwerbeladen mit schweren Säcken wartete es auf seinen Herrn. Schläge und Stöße der Vorüberhastenden brachten es für Augenblicke aus dem Gleichgewicht, doch es wankte nur, rührte sich aber nicht von der Stelle.

So lieblich war sein Haupt, silbern und durchsichtig zart sein junger Hals, so mild sein Auge, das auf den schmutzigen, grünlich vermoderten Stein niederblickte. Ergeben und hold neigte sich sein silbernes Haupt nieder zur Pflicht, zum Schicksal, zum Verhängnis alles Lebenden auf dieser verdüsterten Erde. Meine Lippen berührten das zarte Haupt des Tieres, des Lieblings der beladenen Seelen, seligen Gefährten des gemarterten Menschen. Mit einem Kuss besiegelte ein Beladener, Beschwerter den göttlichen Bund aller leidenden Kreaturen auf Erden in vielerlei Gestalt.

Tauben fliegen über den lichten Plan um die Omarmoschee. Die blauen Mauern streifen sie mit ihren Federn, ihre Flügel sind eins mit dem Himmelslicht ob Morias Felsendom. Sie waren Zeugen, die hellen Tiere, auch Ihr, sanfte gelbliche Kamele, melodisch Schreitende, der alten Sagen, der unsterblichen Legende der Schrift. Der Tiere Leben währt ewig, weil sie sich nicht erinnern können. Sie sind von Anbeginn, weil niemand, weil nichts ihre Geburt, ihren Tod vermeldet. Tausend Geschlechter rollen ab um die unzerrüttbare Mauer des Tempels. Tausende wilder Menschen wellen, verzweifelter Menschenangesichte.

Brandung zerschellt an der unverrückbaren Unendlichkeit des Gesetzes der Schrift, Legende der Zerstörung, Chronik der Widergeburt. Sie aber, die Tiere des Orients, sanfte, bedrückte, stumme, leben ihren Tag und überdauern den wandelbaren Menschen.

Gegrüßt, du rote Wolke in der Zauberstunde vor dem Dunkelwerden über der Heiligen Stadt. Auch du, Himmel, blicktest mit kaum gewandelter Gnade auf die erkorene Stadt; die Himmelsstadt meines alten, ewig lebenden Stammes. Kommen und gehen sah ich die Röte ob Zions Feste. Mein Herz pochte wild und in schrankenlosem Jubel der blutgetränkten Dämmerung entgegen. Ahnend die Nacht, erquickte sich mein Auge an dem Horizont um die begnadete Himmelsstadt.

Blinde Jeruschalajims! Lebt Ihr im Dunkel? O nein. Wir leben im Licht. Hell wallt der überirdische Glanz der Erzengel, unserer Brüder ohne Sinne in unsere körperlose Finsternis, herüber. Mit tastendem Stab, eine Sure des Korans auf unseren Lippen, so schreiten wir den glitschigen Weg durch die Bazare zum Plan um die Omarmoschee hinunter. Im Niederknien auf dem Stein reiben wir unsere Schläfen mit unseren empfindlichen Fingerspitzen, bis sie in allen Poren vernehmen das leise Flüstern der nahenden Gnade. Dann erst werfen wir uns nieder zum Gebet. Alle Sprüche des blau genannten Felsendoms tragen wir in unser Herz eingezeichnet, wir sind die Hüter vor dem Tor der geweihten Glaubensstätte. Herrlich verziert ist der Plan unseres inneren Tempelplatzes mit all den unvergesslichen Reimen der heiligen Bücher unseres Propheten. Nicht Klage tönt der Bettlerruf des Blinden, der Schrei des in der Nische verborgen kauernden Aussätzigen durch die überwölbte Gasse der Heiligen Stadt, Wie Gebet des geweihten Imam, des gesalbten Priesters ist der Ruf nach Brot des Blinden, des Aussätzigen, des heilig wallenden Armen durch die Gassen der Pilgerstadt.

Rufe erheben sich über Jemschalajim, Klang, zitternd singender Ton, Verzückungsschrei und Schmerzgestöhn. Der Muezzin auf dünnem Minaret, der Glöckner auf hohem Belfried, das Spiel der ineinander schwingenden, durcheinander schwirrenden schweren und zarten Glockenklänge breiten über die Stadt ein Gewebe aus, unter dem die weißen, nach Osten geneigten Dächer versinken. In Harmonien engelreiner Art entsühnen sie die tierischen Dünste des Menschengewimmels, trennen es ab von der seligen Wolke klaren Blaus in der durchsichtigen Mittagsstunde. Wie ein zarter Schleierhauch aus Millionen zitternder Tönefasern ist die magnetische Welle steter Andacht über Jerusalem gebreitet. Sie schwebt, linde gefächelt von der Strömung, die sie nie verlässt und ist doch tief und sicher gebunden an das Erdreich, durch dämonischen Zauber an die spärlichen, von weinenden Stirnen blank gescheuerten Quadern der alten Mauer ewiger Klage gekettet, tief in die Erde, den Felsengrund Jeruschalajims hinunterreichend, die Mauer des letzten Tempels, den Salomo erbaute und der unvergänglich und stumm in den Herzen des vertreuten Volkes verweilt ist durch die Jahrtausende in Ewigkeit.

Ich sah die Zelte und die Häuser des Friedens in den Ebenen und den Bergen. Bauen, Pflügen, Säen und Frucht vom jungen Baume sah ich pflücken überall in Israels neu erobertem Land. Frieden senkte sich mit jedem Saatkorn in die Erde hinunter, Frieden war die Hand, die die Sichel führte über das neu bestellte Feld. Der Fluch des verlorenen Paradieses lastete nicht auf der Arbeit im glühenden Schweiß der geneigten Stirn, hell stieg Segen wie willkommener Rauch des Opfers aus Ackerkrume, sumpfentsprungenem Boden, befreiter, heiterer Seele im neu gewonnenen Land. Friede strahlte um jede Stunde des Tags, den Arbeit, jede Stunde der Nacht, die Lust und Schlaf füllten, um die Zelte und Wohnstätten der jungen Erbauer des Landes. Eingefriedet in dem Glück erfüllter Sehnsucht, hegt das unruhvolle Herz die Sorge immer treueren Dienstes für das Land der Väter, der Kindeskinder Land. Wie Liebesgruß schallt der Friedensruf der Begrüßung von Mund zu Mund, wenn auf weiter Einöde, auf zerklüftetem Bergpfad Sohn und Sohn sich begegnet des alten Stammes. O strahlte doch Frieden wie Vogelflug, wie Glockenruf, wie Zittern der dampfenden gebärenden Scholle über diesem kleinen, armen, unendlichen Reichtum bergenden Land Palästina!

Doch ich sah auch Armageddon ausgebreitet, das Tal der Schlacht . . . Armageddon in Jesreels Wüstenei, Feld zwischen Meer und Gilboagebirg, eine weite Strecke, unkrautüberwuchert, von Sümpfen durchrieselt, spärlich nur bevölkert. Unaufhörlich braust durch die Lüfte ob Armageddon der Sturm der Geschichte. Alle Kämpferscharen um das Reich Gottes fahren unablässig durch den von keinem Widerstand abgelenkten Windhauch über das Tal Armageddons dahin, in dem ich stehe, lauschend zwischen Meer und Jordan, Sunem und Sile, Sichem und Nazareth. Denkend meines Stammes, meines Geschlechts, der Menschheit unendlichen, ununterbrochenen Dahinbrausens über die Erde gedenkend wird es mir offenbar nie, nie wird der Sturm aufhören, verstummen ob Armageddon. Ewig fragend wird das Aug aufblicken zum Dom. Vergeblich das Aug Gottes suchen in der Höhe. Ewiges Armageddon! Ross und gepanzerte Schar, hinter wilder Feldmusik stürmende junge Leiber im Anprall, brünstig Tod suchend wie Begattung. Ewiges Armageddon!

Volk sinkt um Volk in die Erde nieder, in das Erdreich des Tals, das sich höher und höher türmt. Des raschen, kurzen Friedensjahres Pflug stößt untief und tief, immer tiefer wieder auf Gebein, vermodertes Erdreich, fruchtbaren Humus aus Mensch, Tier, Erz und darunter abertausendmal Mensch um Mensch.

Klaget ihr Mädchen auf den Ebenen des Ackerlandes Israel Blut und immer aufs Neue wird Blut die blauen Disteln der Felder färben, die ihr jätet, die ihr liebend bestellt im alten Land eures Kindheitstraumes, dass es Nahrung gebe für alle, die seines Friedens bedürfen in unruhigen Pulsen. Klaget, denn in eurem Schoss nährt vielleicht schon Armageddon seine Saat, die Brutstätte kommender Geschicke.

Jubelt ihr Töchter Israels, eure Wimpern noch feucht von sybillischem Tau jubelt trunken im gliederlösenden Reigen des Sabbathabends.

Aufjauchzend mit Cymbelschlag über den Donner aus starken Männerstimmen im Chor, Arbeit, Freude an der Feierstunde, so hebt die Ebene, heut noch des Friedens, zu Häupten den Wolkenflug der Geschichte Armageddons, nicht in Israel allein, auf dem weiten Erdenrund! In die wilde Wolkenschlacht der prophetischen Atmosphäre braust, ewig wie der tragende Boden selber, der Tanzrhythmus des arbeitenden, hoffensgewaltigen Volkes Israel. Der Horizont ist zerrissen von rotem Blut aus zärtlichen Adern, die fruchtbarer Welttaumel durchpulst und wiegt. Rot ist der Horizont allüberall über Judäas steinigen Bergen, Galiläas noch kahlen, hier und dort mit Oasen gesprenkelten Ebenen, über den uralte Zinnen tragenden Städten des Urväterlandes.

Wann reitest Du, Reiter auf weißem Ross, golden gegürtet, von hohem Adler in den Lüften umkreist, durch das versiegelte Tor in die erlöste Welt ein? Wild und herrlich, ein junger, siegreicher Paladin des Ewigen!

Palästina - Hermann Struck (1876-1944)

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Palästina - Hermann Struck (1876-1944)

Palästina - Hermann Struck (1876-1944)

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Palästina - Hermann Struck (1876-1944)

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Palästina - Hermann Struck (1876-1944)

Palästina - Hermann Struck (1876-1944)

Palästina - Hermann Struck (1876-1944)