Geologischer Führer durch Pommern - II. Allgemeiner geologischer Aufbau.

Aus: Sammlung geologischer Führer IV
Autor: Deecke, Wilhelm Dr. (1862-1934) Geologe, Prähistoriker, Professor an der Universität zu Greifswald, Erscheinungsjahr: 1899
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Insel Rügen, Tromper Wiek, Heimat, Ostsee, Heimatinsel, Strand, Meer, Pommern, Sassnitz, Stubbenkammer, Lohme, Sagard, Binz, Göhren, Hiddensö, Wollin, Lebbin, Misdroy, Neuenhof, Cammin, Kreide, Wustermintz, Gristow, Dobberphul, Fritzow, Finkenwalde,
Die tiefsten in Pommern bisher nachgewiesenen Schichten gehören dem Lias an und wurden in 500 m Tiefe bei Cammin erbohrt. Sie bestehen aus Tonen mit Toneisensteinen und Einlagerungen von Sand, Sandsteinen und dünnen Kohlenflötzen. Sichtbar wird der Lias nur bei Grimmen in Vorpommern, wo graue Tone seiner obersten Abteilung aus der Grenzregion gegen den Dogger in einem Eisenbahneinschnitte erschlossen waren und in einer Ziegelei noch abgebaut werden. Da sie an letzterem Punkte völlig fossilleer sind, nicht einmal Foraminiferen enthalten, lohnt sich ein Besuch dieser unmittelbar nördlich von Grimmen gelegenen Gruben durchaus nicht. Die an grauen, Ammoniten führenden Concretionen reichen Bahneinschnitte 4 km weiter nordwärts sind völlig verwachsen und daher heute ohne Interesse.

Der mittlere Jura (Dogger) kommt in einer größeren Scholle an der Südwestspitze von Wollin, bei Lebbin vor als ein phosphorit- und knochenführender brauner Sandstein, den Tone und Sande begleiten. Einige Ammoniten lassen sich gelegentlich dort sammeln. Die Hauptmasse der Fossilien besteht jedoch aus abgeriebenen Exemplaren von Belemnites giganteus in einer kleinen Varietät. Sonst ist die obere Abteilung des Doggers (Parkinsonizone, Combrash, Gallovien) sichtbar an dem Nordufer der bei Cammin liegenden Insel Gristow, wo Sande und Tone wechsellagern und, aus ersteren herausgewaschen, am Strande Sphärosideritknollen mit Ammonites Parkinsoni, Pecten fibrosus, Holzresten und anderen Versteinerungen umher liegen. Dasselbe Niveau soll am gegenüberliegenden Ufer bei Cammin entwickelt sein und kommt als eisenschüssiger Sandstein mit Monotis echinata bei dem Gehöfte Soltin am Strande anstehend vor. Zusammen mit Kreidemergel liegt im Diluvium von Nemitz bei Gülzow (Kreis Cammin) eine Scholle von Tonen mit Toneisensteinen, die der Zone der Oppelia aspidoides angehört und reich an Fossilien ist. Dem Callovien wird eine Tonbank am Südstrande von Wollin zwischen Karzig und Lebbin zugeschrieben, so dass der obere Dogger in der Gegend von Cammin mit allen seinen Gliedern bekannt ist.

Von dem oberen Jura, dem Malm, wurden bisher nur die höchsten, dem Kimmeridge zugehörigen Lagen aufgefunden und zwar in der Camminer und Kolberger Gegend. Dieselben stellen merglige, teils oolitische, teils sandige Kalke mit zahlreichen als Steinkerne erhaltenen Fossilien vor. Die Hauptfundorte sind Fritzow bei Cammin, Friederichsfelde, Klemmen bei Gülzow und Bartin bei Kolberg. Von denselben wird später eingehend die Rede sein.

Die gesamte untere Kreide kennen wir bisher nur aus Bohrlöchern oder aus vereinzelten eingeschleppten Schollen im Diluvium; es scheinen brakische Wealdenlagen und glaukonitreiche ziemlich mächtige Gaultsande mit Phosphoriten im Untergrunde anzustehen. Auf letztere legt sich in Vorpommern eine dünne sandige Lage von Cenoman mit Belemnites ultimus und in Hinterpommern kommt dasselbe in Form einer weißen, zur Zementfabrikation dienenden Kreidescholle zwischen Tripsow und Schwentz vor. Erst mit dem Turon mehren sich die Aufschlüsse und lassen uns die Entwickelung und Verbreitung dieser Abteilung deutlicher erkennen.

Graue, schwefelkiesführende Mergel und harte Bänke mit Inoceramus Brongniarti werden am nördlichen Steilufer der Insel Wollin unterhalb des Jordansees und am Swinhöft sichtbar.

Ihr Hangendes, nämlich unten graue feuersteinfreie, oben weiße, an geflecktem Feuerstein reiche Kreide bildet den Gegenstand des Abbaues bei Lebbin an der Südostecke der Insel und lässt sich von dort bis Misdroy längs des Steilabsturzes im Boden nachweisen. Das gleiche Niveau ist in Vorpommern in einigen Gruben bei Peselin vorhanden und wurde bei Greifswald, Treptow, Swinemünde etc. erbohrt. Die Leitfossilien sind Inoceramus Brongniarti, Micraster Leskeif, Ananchytes striatus, Holaster planus.

Dem Untersenon rechnet man in Hinterpommern die Grünsande zu, welche bei Revahl an der Steilküste unter Dünensand und Geschiebemergel zu Tage treten, und als Leitfossil Actinocamax Westfalicus enthalten. Dem unteren Obersenon gehören die kieseligen Schwammkalke aus der Gegend von Dobberphul-Parlow-Wustermitz an, in denen neben einander Actinocamax quadratus und Belemnitella mucronata vorkommen. Diese glimmerigen, an Nadeln und sonstigen Spongien Resten überreichen, plattigen, harten Bänke umschließen außer einigen Pekten- und Lima-Arten der oberen Kreide eine Menge von Baculiten, sind möglicherweise gleichalterig mit der Finkenwaldener Kreide und haben bis jetzt in Vorpommern kein Äquivalent.

Die oberste Kreide setzt mit weißlichem, feuersteinfreiem Mergel ein, der eigentlich nur bei Finkenwalde, östlich von Stettin, genauer untersucht ist, aber sich in Bohrungen vielleicht mehrmals gefunden hat. Seine Versteinerungen sind beinahe dieselben wie in dem etwas höheren Niveau der Rügener Kreide, nur dass die reiche Schwammfauna und damit die Kieselknollenbildung fehlt.

Anklam 1615 aus der Stralsunder Bilderhandschrift

Anklam 1615 aus der Stralsunder Bilderhandschrift

Anklam, Rathaus (1840)

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Bauer aus Pommern

Bauer aus Pommern

Bergen, ältestes Fachwerkhaus von 1538 am Markt, Marienkirche

Bergen, ältestes Fachwerkhaus von 1538 am Markt, Marienkirche

Bergen, Ansicht 1611-1615 aus der Stralsundischen Bilderhanschrift

Bergen, Ansicht 1611-1615 aus der Stralsundischen Bilderhanschrift

Bergen, Marktplatz (2)

Bergen, Marktplatz (2)

Bergen, Marienkirche

Bergen, Marienkirche

Bergen, www.stadt-bergen-auf-ruegen.de (1)

Bergen, www.stadt-bergen-auf-ruegen.de (1)

Bergen, www.stadt-bergen-auf-ruegen.de

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Cammin in Pommern, Dom St. Johannes

Cammin in Pommern, Dom St. Johannes

Cammin in Pommern, Rathaus erbaut um 1350

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Cammin in Pommern

Cammin in Pommern