Dritte Fortsetzung

Man unterscheidet in dieser Eiszeit auch für Pommern mehrere Abschnitte, die sich freilich nicht überall deutlich und scharf von einander trennen lassen, nämlich eine präglaziale Zeit, eine erste völlige Vereisung, eine Interglazialperiode, eine jüngere Vereisung und die endgültige Abschmelzung, mit der das Eis in die nördlichen Regionen zurückwich. Am besten geht man von dem sog. unteren Geschiebemergel aus, der jener völligen, bis zum mitteldeutschen Gebirge reichenden Vergletscherung entspricht. Er ist ein ungeschichtetes, blaugraues, im trockenen Zustande sehr hartes, massig kalkiges Gestein, reich an gekritzten nordischen Geschieben von allen möglichen, im Bereiche der Ostseelinie anstehenden Felsarten. Seine Mächtigkeit steigt lokal über 30 m, wechselt aber je nach der Höhenlage und in Folge späterer Abtragung von Ort zu Ort. An vielen Stellen ruht dieser Geschiebemergel unmittelbar auf älterem Sediment; aber Bohrungen lassen in tieferen Teilen hier und da unter ihm noch einen Sandkomplex erkennen, der vielleicht präglazialer Bildung ist. Auch in den Geschiebemergel selbst schieben sich mitunter Sand- und Grandbänke ein und zerlegen denselben dann in zwei weniger mächtige Lagen, z. B. auf Jasmund in Rügen. An den Küsten, wo am Steilufer dieser steinreiche Mergel der Zerstörung durch Brandung ausgesetzt ist, häufen sich die herausgespülten und heruntergefallenen Blöcke zu den Steinriffen vor dem Ufer an, als deren Typus das Vineta-Riff vor Usedom oder die Blockreihen in der Verlängerung der Greifswalder Oie und des Göhrener Höfts dienen mögen. Im Innern des Landes wird diese tiefere Diluvialschicht nur in Folge späterer Aufstauchung oder an den Rändern von Erosionsrinnen sichtbar; indessen haben Bohrungen sein Vorkommen überall in der Tiefe nachgewiesen.

Einem zeitweiligen Rückgange des Eises, der aber nicht vollständig gewesen sein wird , entsprechen an vielen Punkten Sande und Kiese, die zwischen den beiden Hauptgeschiebemergeln liegen, und außerdem auf Hiddensee muschel- und foraminiferenführende Tone mit Cardium edule, Cyprina islandica, Rotalia Becarii, woraus sich ergibt, dass einzelne Strecken bereits damals unter den Meeresspiegel gesunken waren. Von den vielen in den interglazialen Sanden von Rixdorf bei Berlin entdeckten Säugetieren ist in Pommern bisher nichts nachgewiesen.


Ein erneuter Vorstoß des Gletschers schuf den oberen, weniger mächtigen, sog. gelben Geschiebemergel und den Endmoränenwall, der von Mecklenburg her mit einer breiten Ausbuchtung nach Süden in der Eberswalder Gegend die Oder überschreitet und mit mehrfacher lokaler Unterbrechung auf der Höhe des pommerschen Landrückens nach Karthaus in Westpreußen fortzieht. Der jüngere Geschiebemergel ist wesentlich ärmer an Steinen und Blöcken als die untere Lage und im Westen des Landes auffallend reich an beigemengter Kreide, die ihm einen höheren Kalkgehalt und damit größere Wichtigkeit für die Landwirtschaft Verleiht. Bodenbewegungen haben nämlich in der Interglazialzeit den unteren Geschiebemergel und die Rügener Kreide in Schollen zerlegt und damit ein unregelmäßiges Gelände geschaffen, das von dem wieder vorrückenden Gletscher unter Zerstörung der höchsten Teile eingeebnet wurde. Daher kommt der oft so große Kreidegehalt der Grundmoräne, dass der Mergel wie unreine Kreide aussehen kann, daher der nie fehlende Feuerstein, von dem die tiefere Grundmoräne nur einzelne Stücke umschließt.

Dieser gelbe, allerhöchstens 10 m dicke Mergel bildet die Oberfläche des vor- und hinterpommerschen Plateaus nördlich des Endmoränenzuges, wenn wir von den Sanden, welche aus seiner Auswaschung hervorgingen, absehen. Häufig ist er bereits stark verlehmt und als Ziegelerde brauchbar, in der Regel aber ein wertvoller Weizen- und Zuckerrübenboden , der durch Tiefpflügen selbst nach Ausnutzung der oberen Schichten wieder ertragsfähig gemacht werden kann.

Die Endmoräne besteht an ihrer südlichen Außenseite aus einem oder mehreren schmalen Kämmen mit mächtiger Blockpackung oder Steinanhäufung, vor welcher sich im Bereiche der zum diluvialen Weichsel-Odertale abfließenden Schmelzwasser weite Sandflächen ausdehnen. An der Nordseite, hinter dem Moränenwalle, finden wir stets eine unregelmäßige, an zahlreichen Vertiefungen, Seen, Mooren kenntliche Grundmoränenlandschaft. Dieselbe verdankt ihre Gestaltung teils der Anhäufung des mitgeschleppten Schuttes, teils der aufpressenden oder aufpflügenden Wirkung der Gletscherzungen am Rande des Inlandeises. In dem Gebiete noch weiter rückwärts treten in der Stargarder und Pasewalker Gegend lange, schmale Grand- und Kiesrücken, die sog. Durchragungszüge oder Asar hervor, deren Ursprung von dem einen auf die unter dem Eise nach dem Rande laufenden, mächtigen Schmelzwasserbäche, von anderen auf Druckwirkungen des Eises zurückgeführt wird. Sie heben sich mitunter sehr deutlich aus dem Landschaftsbilde heraus, stehen im Allgemeinen senkrecht auf der Endmoräne und erstrecken sich auf Lücken derselben zu, so dass die erste Erklärung wohl die wahrscheinlichere ist. Außerdem kommen in demselben Gebiete bei Stargard gerundete, niedrige, meist langgestreckte Hügel vor, die Drumlins heißen und die Flussrichtung des Eises in ihrer radialen, zum Eisrande senkrechten Anordnung bezeichnen. Man kann sie den Kies- und Sandbänken in einem großen Strome vergleichen, um so mehr, als auch sie sich oft an Hindernisse in der Bewegungsrichtung anlehnen.

Stargard, Rathaus

Stargard, Rathaus

Misdroy, Kurhaus

Misdroy, Kurhaus

Leba an der polnischen Ostseeküste

Leba an der polnischen Ostseeküste

Landstraße bei Jamund

Landstraße bei Jamund

Kolberg, Ende des 19. Jahrhunderts

Kolberg, Ende des 19. Jahrhunderts

Hela, Strandpartie

Hela, Strandpartie

Halbinsel Hela

Halbinsel Hela

Grimmen, 1615

Grimmen, 1615

Bergen, Wappen

Bergen, Wappen

Bergen, Stift der adligen Damen

Bergen, Stift der adligen Damen

Bergen, Schloss Ralswiek bei

Bergen, Schloss Ralswiek bei

Bergen, Panorama von Westen

Bergen, Panorama von Westen

Bergen, Marktplatz

Bergen, Marktplatz

Bergen, Marienkirche

Bergen, Marienkirche

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