Geographische Charakterbilder in abgerundeten Gemälden aus der Länder- und Völkerkunde. Band 1

Musterdarstellungen der deutschen und ausländischen Literatur
Autor: Grube, August Wilhelm (1816-1884) deutscher Pädagoge und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1863
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Landeskunde, Reiseberichte, Reisebeschreibung, Volkskunde, Sittenbilder, Geographie, Kulturgeschichte
Musterdarstellungen der deutschen und ausländischen Literatur obere Stufe des geographischen Unterrichts in Schulen, so wie zu einer bildenden Lektüre für Freunde der Erdkunde überhaupt.

                          Vorwort zur ersten Auflage.

Wie der eigentliche Wert und die Bedeutung der als Wissenschaft wiedergeborenen Geographie darin besteht, dass sie die Erde als ein Organ des Menschenlebens kennen lehrt, das die menschliche Wirksamkeit eben so bedingt, wie es von dieser bedingt wird, so besteht der eigentliche geistige Gewinn, den unsere Schüler aus dem geographischen Unterrichte ziehen sollen, darin, dass sie einen Blick bekommen für die Wechselwirkung des Erd- und Menschenlebens und in dieser Anschauung ihr eigenes Weltbewusstsein entwickeln.

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Dieses Ziel kann aber nur dann erreicht werden, wenn wir die Fundamente des geographischen Lehrganges so anlegen, dass sie alle auf ihre gemeinsame Spitze, die Kulturgeographie, die Richtung bekommen, dass die einzelnen Teile des geographischen Lehrstoffes hierin ihren Mittelpunkt, ihre vereinende und belebende Seele finden. Dies ist nun freilich leicht gesagt, doch schwer zu machen. Die Volksschule und das Jugendalter bis zum 14. Jahre überhaupt bewegt sich auf der psychologischen Stufe der Anschauung, und da ist es unmöglich, die Gesetze der Wechselbeziehung zwischen Natur und Mensch in wissenschaftlicher Allgemeinheit als solche — etwa wie sie Kohl in seinem Buche „Über den Verkehr und die Ansiedelungen der Menschen“ zusammengestellt hat — zum Bewusstsein zu bringen, so gründlich auch zuvor die mathematische, physikalische und was man politische Geographie nennt, die Hilfswissenschaften der Geschichte, Naturkunde usw. absolviert sein mögen. Wir werden so lange vergebens danach ringen, jene oberste Spitze des geographischen Lehrgebäudes zu erreichen, als es an geographischen Charakterbildern fehlt, welche das Menschenleben mit seiner Sitte, Geselligkeit, Religion, Staatsverfassung im Reflex des Grund und Bodens, worauf es erwachsen, des Klimas, worin es sich bewegt, der Tier- und Pflanzenwelt, die es umgibt, vor die Anschauung stellen, und auf konkretem Wege das geographische Gesetz zur Darstellung bringen. Diese „Charakterbilder“ müssen einerseits ganz individuelle, für sich abgerundete Einzelbilder sein, kleine Monographien, und andererseits in einem inneren Zusammenhange zu dem Lehrgange stehen, indem sie die geographischen Hauptexistenzen zum Vorwurf nehmen, typisch in dem Besondern das Allgemeine darstellen, also Gattungsbilder sind. Die menschliche Kultur in der Polar- wie in der tropischen Zone, in ihrem Embryo bei dem Australneger wie auf ihrem Gipfel europäischer Zivilisation, in der nordamerikanischen Ansiedelung und in der englischen Weltstadt usw. prägnant und lebendig zu schildern, das ist ihr Zweck, und sie unterscheiden sich dadurch von den bloßen „Landschaftsbildern“*), die schon in früheren Kursen (bei der sogenannten physikalischen Geographie) herangezogen werden können, dass sie auf jedes Landschaftsbild den Menschen stellen, der im Vordergrund stehend den Hintergrund erklärt und verständlich macht und zugleich von demselben die Beleuchtung und das Relief empfängt. Eben darum aber, weil sie den Menschen und die Natur in ihrer Einheit auffassen, muss Naturkunde und Naturlehre, welche überwiegend auf das Physische den Ton legen und als Elemente der physikalischen Geographie behandelt werden müssen, sowie die Geschichte, welche die Kulturstufen der Menschheit im Nacheinander der Zeit anschaulich macht und überwiegend auf das Ethische den Ton legt, vorhergegangen sein — sie bilden die einzelnen Momente, welche die Kulturgeographie als der letzte Kurs in Eins zusammenfasst. Darum haben die Kulturbilder auch eine tüchtige Vaterlandskunde zur Voraussetzung, und die Zeit wird hoffentlich nicht mehr fern sein, wo ein vaterländisches Lesebuch, wie das von Curtman, in keiner Volksschule fehlen wird. [Aus: Vorwort zur ersten Auflage]

*) Nur einige wenige sind — zur bessern Beleuchtung ihrer Umgebung — davon mitgeteilt.

Lappländer, Nomade, Rentierzüchter und Jäger

Lappländer, Nomade, Rentierzüchter und Jäger

Lappländerin, Nomadin

Lappländerin, Nomadin

Linné, Carl von (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Linné, Carl von (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von (1769-1859) deutscher Naturforscher

Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von (1769-1859) deutscher Naturforscher

Wilhelm von Humboldt (1767-1835) Staatsmann, Wissenschaftler, Gelehrter und Mitbegründer der Universität in Berlin

Wilhelm von Humboldt (1767-1835) Staatsmann, Wissenschaftler, Gelehrter und Mitbegründer der Universität in Berlin

Alexander I. Zar von Russland

Alexander I. Zar von Russland

Reiterstandbild Peter I.

Reiterstandbild Peter I.

Kosaken

Kosaken