Vorrede

Bevor ich über die Ausarbeitung dieses zweiten Teils meines geographischen Handbuchs von Mecklenburg meine Ansichten darlege, sei es mir erlaubt, in Betreff der so sehr verspäteten Vollendung desselben zu erwähnen, wie durch das Fallissement des vormaligen Verlegers der Druck dieses Buches — nachdem bereits 12 Bogen des zweiten Teils erschienen waren — unterbrochen wurde, und wie es mir, trotz aller angewandten Bemühungen und Kosten, nicht gelingen wollte, weder die Fortsetzung des Druckes, noch die Rückgabe des Manuskripts und meine Liberation wegen des abgeschlossenen Verlagskontrakts zu erwirken, obwohl die Berücksichtigung meines letztgenannten Wunsches um so mehr, billiger Weise, zu erwarten gewesen wäre, als ich sehr bedeutende pekuniäre Verluste zu erleiden hatte. Endlich, nach einer Unterbrechung von fünf Jahren, ist die Vollendung meines Werkes durch den Druck, unter Mitwirkung der jetzigen Verlagshandlung, möglich geworden.

Zu den erwähnten früher gedruckten 12 Bogen*) — bis pag. 192 — findet man im Anhange die inzwischen stattgefundenen wesentlichen Veränderungen, so weit diese dem Verfasser bekannt geworden, nebst mehreren Berichtigungen und Zusätzen, so wie ferner einige statistische Angaben aus dem diesjährigen Staatskalender. Der übrige neugedruckte Teil hat bereits im Manuskripte die nötigen Abänderungen und Berichtigungen, so weit es tunlich war, erfahren. Bedauerlich muss ich hier auch der Menge von Druckfehlern erwähnen, welche sich, trotz des sehr leserlich geschriebenen Manuskripts, sowohl im ersten als auch im zweiten Teile eingeschlichen haben. Die sinnentstellenden Druckfehler, sowie die auf Namen und Zahlen Bezug habenden, sind in den angehängten Verzeichnissen bemerkt, orthographische und grammatikalische Unrichtigkeiten aber übergangen.


*) Im Jahr 1837, daher die zuweilen vorkommenden Ausdrücke „voriges Jahr“ und „dieses Jahr“ von 1836 und 1837 zu verstehen sind.

Betreffend nun zuvörderst die Einteilung der Topographie, so schien die gewählte, nach welcher, — abgesehen von den verschiedenen Provinzen — Städte, Ritterschaft und Domainen die Hauptabschnitte bilden, am angemessensten, um eine fortlaufende und Gesamtübersicht zu erhalten, und manche Verwickelungen und Wiederholungen zu vermeiden, die eine Beschreibung nach den einzelnen Staatsteilen herbeigeführt haben würde, indem z. B. manche inkamerierte Domainen als solche einem andern Amte und Kreise zugeteilt sind, als welchem sie ihrer ritterschaftlichen Qualität nach angehören, oder verschiedene Stadt- und Stiftungsgüter zum Kataster der Ritterschaft steuern. Um aber gleich, wohl eine genaue Übersicht aller zu einer Provinz gehörigen Städte und Ämter nicht vermissen zu lassen, ist eine solche mit Berücksichtigung des historischen Ursprungs, sowohl bei Mecklenburg-Schwerin, als auch bei Mecklenburg-Strelitz, unter § 1. aufgestellt worden. Als Reihenfolge der Städte und Amtsbezirke, sowie auch der einzelnen Orte jedes Amtes, ist überall die geographische Lage angenommen, und zerfallen die größeren oder getrennt liegenden Ämter wieder in von natürlichen Glänzen gebildete Unterabteilungen, zur nähern Bezeichnung der Lage jedes Ortes.

Über die Art und Weise, wie die Ortsbeschreibungen im Allgemeinen ausgeführt sind, wüsste ich wenig zu erinnern. Ich meine, keinen in topographisch- statistischer Hinsicht bemerkenswerten Gesichtspunkt unbeachtet gelassen zu haben, und bin bemüht gewesen, überall ein möglichst anschauliches Bild zu geben. Leider konnte Vollständigkeit nicht durchweg erreicht werden, da meine Bemühungen, aus allen Gegenden des Landes Mitteilungen zu bekommen, sehr oft erfolglos waren. Die Städtebeschreibungen dürften vielleicht seltener einen erwähnenswerten Umstand vermissen lassen, wenngleich auch hier, namentlich bei den kleinern Städten, nicht allenthalben diejenige Ausführlichkeit zu erreichen war, die man z. B. in der Schilderung von Plau, Grabow, Gadebusch, Kröpelin, Malchin, Bützow usw. findet. Die umständlichen Beschreibungen merkwürdiger Kirchen und anderer öffentlicher Gebäude, so wie überhaupt der Baulichkeit eines Ortes werden hoffentlich keinen Tadel erregen; zu gestehen indes, dass ich hierbei wohl zuweilen etwas kürzer mich hätte fassen können, trage ich kein Bedenken. Gerne hätte ich manche andere Gegenstände, z. B. Handel und Industrie, eben so ausführlich behandelt, wenn hierüber genaue Auskunft Sachverständiger erreichbar gewesen wäre. Dasselbe gilt von den historischen Notizen, die hier mehr, dort weniger vollständig sind. Von den ländlichen Ortschaften sind viele der merkwürdigeren ausführlich geschildert — und ist in dieser Beziehung die östliche Hälfte des Landes im Ganzen umständlicher behandelt, als der westliche dem Verfasser weniger bekannte Teil, aus dessen Distrikten überdies nur sehr wenige Beiträge eingingen —; von den meisten konnte freilich in der Regel, außer den statistischen Angaben, wenig gesagt werden. Die Beschaffenheit des Bodens ist nebst dem Flächeninhalte der Feldmarken meistens nur bei großen Gütern speziell angegeben, weil dieselbe schon in der, jedem Amte vorangeschickten, Einleitung enthalten ist. Die Angaben ausgezeichneter Gestüte. Schäfereien und Holländereien, Brennereien können auf Vollständigkeit nicht Anspruch machen, sondern sind nur dort hinzugefügt, wo das Vorhandensein solcher Anstalten dem Verfasser bekannt geworden; dasselbe gilt in Betreff der Bauart der Güter, ihrer Kirchen, Herrenhäuser, Gartenanlagen usw.

Zu dem historischen Teil der Ortsbeschreibungen sind benutzt worden: die Geschichtswerke von Klüver, Franke, Rudloff, Hane, v. Lützow, die Chroniken von Rostock, Wismar, Schwerin, Parchim, Neubrandenburg, Friedland, Geschichte der Vorderstadt Güstrow von Besser, Mecklenburgs Not und Kampf von Franke, die Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgs Geschichte und Altertumskunde, endlich einige Privatmitteilungen aus städtischen und andern Archiven. Sonst konnten wenige gedruckte Quellen für meinen Zweck von Nutzen sein, und wüsste ich hier, außer den Staatskalendern und verschiedenen dem freimütigen Abendblatte entnommenen Notizen, als solche nur zu nennen: Geschichte und Beschreibung von Doberan von Röper, die Irrenheilanstalt Sachsenberg von Flemming, das sechste Säkularfest der Güstrowschen Domkirche von Besser, Ausflug nach Insel Poel von Ackermann, Beschreibung des Ratzeburger Doms, aus dem Anhange zur Geschichte Ratzeburgs von Masch, Etat der Stadt Rostock, Mecklenburgisches Volksbuch, Topographie von Neustrelitz, 2. Auflage, Mecklenburg in Bildern von Lisch. Einen sehr schätzbaren Beitrag zur Vervollständigung der Statistik gewährten ferner die von dem Herrn Geheimen Kanzleirat Faull mir gütigst im Auszüge mitgeteilten kirchlichen Bevölkerungslisten von Mecklenburg-Schwerin, nach der Zählung vom Herbste 1834, indem hieraus nicht nur die Volkszahl eines jeden Ortes, auch der kleinsten Dörfer und Gehöfte, ersichtlich, sondern auch die im Staatskalender nicht angegebene topographische Bedeutung der ritterschaftlichen Güter und Ortschaften. Von Mecklenburg-Strelitz erhielt ich ähnliche, aber weniger vollständige Listen, über die dortige Volkszählung vom Jahr 1829. Die abermalige Benutzung der neuesten Volkslisten beider Länder stand sofort nicht zu erreichen, konnte auch nicht von sehr wesentlichem Interesse sein.

Topographische Materialien zu erhalten, habe ich die möglichste Mühe angewendet, und da meine desfallsige Aufforderung und Bitte in Nr. 837 des freimütigen Abendblattes fast gänzlich unberücksichtigt blieb, weit über hundert Briefe in dieser Angelegenheit geschrieben. Zwar blieben die meisten dieser Briefe unerwidert, zuweilen sogar nach wiederholten Bitten, doch wurden mir auch zahlreiche, sehr brauchbare und schätzenswerte Beiträge zu Teil, unter andern sechsundzwanzig mehr oder weniger ausführliche Städtebeschreibungen, auch eine beträchtliche Anzahl von Grundrissen der Städte, welchen großenteils die angegebenen Dimensionen der Gebäude, Straßen u. s. w. entnommen sind.

Schließlich sage ich, unter Versicherung der aufrichtigsten Hochachtung und Wertschätzung meinen innigsten Dank allen geehrten Gönnern, sowie meinen lieben Verwandten und Freunden, welche die Güte hatten, zur Vervollständigung dieses Buches mitzuwirken.

Rosenow, im März 1843.