Der Kollegien-Palast

Auf dem Platze des ehemaligen Franziskanerklosters, an der Ecke der Schlossstraße und des alten Gartens ist dies Gebäude, das schönste Mecklenburgs aus der neuesten Zeit, in den letzten 10 Jahren aufgeführt. Am 29. September 1825 geschah die feierliche Legung des Grundsteines, und im Jahre 1835 ist das Ganze vollendet, und zur Aufnahme des Geheimen Ministeriums, der Regierung, des Kammer- und Forst-Kollegiums und des Hauptarchivs eingerichtet. Der herrliche Bau ist im reinen jonischen Styl ausgeführt und erhebt sich in drei Stockwerken auf einer mächtigen granitnen Basis. Die Vorderseite hat in der Mitte ein Portal, an beiden Enden vorspringende Flügel, eine Länge von 224 Fuß und ist 54 Fuß, mit den Flügeln aber 100 Fuß tief. Vor allen erhebt den Beschauer der edle Styl des Portals; auf einer Basis, welche zugleich den Haupteingang bildet, erheben sich vier kannelierte jonische Säulen, welche ausgezeichnet schon sind, auf der Spitze des Portals thront in sitzender Stellung eine Bildsäule Jupiters mit dem Herrscherstabe. Kolossal zeigt sich die hintere Seite des Gebäudes in einer Wand, ohne Vor- und Einsprünge; das Souterrain ist hier, wegen des abschüssigen Terrains etwas höher, aber nicht vorspringend, wie an der Fronte und den Seiten, wo ein breiter mit Fliesen belegter Gang, von eisernen Ketten zwischen Granitpfeilern umgeben, entlang läuft. Der äußere Anstrich des Palastes ist hellgrau, das platte Dach mit Kupfer gedeckt, und die sechs Giebel mit eben so vielen Statuen griechischer Götter, die in Dresden angefertigt, besetzt. Das Innere entspricht dem schönen Äußern vollkommen, und ist sehr geschmackvoll und großartig eingerichtet, z. B. die vierfache Säulenstellung über einander im Treppengebäude. Unter den einzelnen Zimmern sind hauptsächlich die Sitzungssäle der Regierung und Kammer, durch ausgezeichnet schöne Fresko-Malerei sehenswert. Der erste Saal, 46 Fuß lang, 22 Fuß breit, 18 Fuß hoch, enthält folgende fünf Darstellungen aus der Landesgeschichte von dem Maler Schuhmacher: 4) die Taufe des Fürsten Pribislav II. (etwa 1166); 2) Die Heimkehr Heinrichs des Pilgers aus Palästina, in dem Zusammentreffen dieses Fürsten mit seiner Gemahlin bei Viecheln dargestellt (1298); 3) Die Belehnung der Fürsten Albrecht I und Johann mit der Herzogswürde (1348); 4) die Wiedereinnahme des Schlosses Schwerin von Herzog Adolph Friederich I. (1631); 5) die Rückkehr des Großherzogs Friederich Franz in Schwerin, nach dem Tilsiter Frieden (1807). Die vier erstgenannten Gemälde füllen die rechte Seite des Saales aus, das letzte nimmt die Hauptwand der Türe gegenüber, ein; die Wände zu beiden Seiten der Tür zieren allegorische Figuren; links hält ein Wende einen Vorhang zurück und lässt ein Götzenbild erblicken, rechts steht an einem gleichem Vorhange ein Wendenfürst mit dem Stierkopfe auf seinem Schilde, über dem Eingange ist das mecklenburgische Wappen, und die Decke stellt in einem großen Gemälde die Segnungen des Friedens dar. Den Sitzungssaal des Kammerkollegiums schmücken ebenfalls fünf Fresko-Gemälde von Lenthe, welche in großen Arabesken die Hauptverwaltungszweige dieses Kollegiums — Schifffahrt und Fischerei, Forst und Jagd, Viehzucht, Landbau, Gewerbe — sinnbildlich darstellen. Zu beiden Seiten der Tür befinden sich in Arabesken gehängt, vier allegorische Figuren, Vorsicht, Tätigkeit, Ordnung und Sparsamkeit darstellend; die Decke und alle übrigen architektonischen Ornamente sind in schöner Gipsarbeit ausgeführt. Das ganze Gebäude wird mit erwärmter Luft geheizt. Zu bedauern ist übrigens, dass es nicht mit der Fronte an einem freien Platze liegt.