Das Schloss

Zwischen dem Schweriner- und Burgsee, auf einer 45 Ruthen langen und ungefähr eben so breiten Insel, welche vermittelst zweier Brücken nördlich mit der Stadt und südlich mit dem Schlossgarten verbunden ist. Durch diese Lage beherrscht es eine ungemein reizende Aussicht auf die Stadt, den See und die ganze schöne Umgegend, weshalb auch der Zar Peter von Russland bei seinem Besuche in Schwerin, im Sommer 1716, ein Bild davon anfertigen ließ. Das Schloss selbst gewahrt einen altertümlichen, höchst imponierenden Anblick, und ist in seiner jetzigen Gestalt erst im Laufe mehrerer Jahrhunderte entstanden, bis zuletzt Herzog Christian Ludwig vor 1750 das über dem Eingange in den Schlosshof befindliche Gebäude von Fachwelk — welches auffallend mit dem übrigen altertümlichen Bau kontrastiert — hinzufügte, und dasselbe zur Aufnahme der Bildergalerie bestimmte. Neben demselben ist zur Rechten eine kleine, jedoch durch eine Mauer geschlossene, Lücke, übrigens der Schlosshof ringsum von zusammenhängenden Gebäuden besetzt; diese sind von verschiedener Bauart und Symmetrie, mit zahllosen Türmchen, Erkern und Schornsteinen versehen, durch offene Korridore mit einander verbunden, und an der inneren Seite mit mancherlei Figuren aus gebranntem Ton verziert, und teils grau, teils gelblich und weiß von Farbe. Die Form des Schlosshofes ist ein unregelmäßiges Fünfeck, dessen Durchmesser 140 bis 170 Fuß beträgt; rechts vom Eingang haben die Gebäude eine ungleich größere Tiefe, bis auf 104 Fuß, als die links gelegenen, welche nur 40 Fuß tief sind. Der Haupteingang befindet sich nicht, wie man vermuten sollte, gerade zu vom Schlosstore, — wo ein starker achteckiger Turm die Schlossuhr enthält — sondern zur Linken, in einem angebauten Portale. Ebendaselbst ist auch die Schlosskirche, 1565 von Herzog Johann Albrecht erbaut; sie ist nur klein, jedoch gewölbt*) Rings um das Schloss ist ein steiler und ziemlich hoher, von außen mit Mauern verkleideter Wall; außerdem noch gegen die Stadt zu, eine einfache, mit alten Kanonen besetzte Schanze. Zwischen letzterer und dem Wall führt der von hohen Linden beschattete Fahrweg entlang, an welchem einige kleine Häuser stehen. Das Innere des Schlosses ist, wie sich erwarten lässt, im altmodischen Geschmacke eingerichtet und verziert, enthält jedoch, wenn gleich es schon lange nicht mehr von den Landesherren bewohnt wird, mancherlei Merkwürdigkeiten, wohin besonders die treffliche Gemäldegalerie, das Kunst- und Naturalienkabinett gehören **). Bewohnt wird das Schloss gegenwärtig nur von wenigen Personen der höhern und niedern Hofdienerschaft.

*) Zur Schlosskirche sind sämtliche Hof- und Zivilbediente Schwerins, so wie verschiedene um den Schlossgarten gelegene Häuser und Gehöfte eingepfarrt.


**) Ausführlicher erwähnt in §. 8. der Volkskunde. Überhaupt müssen wir in ähnlichen Fällen, auch in Betreff der Unterrichtsanstalten, milden Stiftungen u. s. w., auf den ersten Teil dieses Werkes verweisen, da diese Gegenstände hier, um Wiederholungen zu vermeiden, nur kurz angedeutet sind.