Auf der Neustadt sind zu bemerken

1) Das Großherzogliche Palais. Es ist 1718 erbaut, von einfacher Architektur, mit zwei Flügeln an der Vorderseite, 128 lang, 52 Fuß breit, von zwei Etagen und weiß übersetzt. Vor demselben ist ein kleiner Platz.

2) Das Münzgebäude, in der gleichnamigen Straße, von geschmackvollem Äußeren und ziemlicher Größe und grün von Anstrich. Es bildet mit den Nebengebäuden ein regelmäßiges Quadrat, dessen innerer Hof 65 Fuß im Durchmesser hält. Über dem Eingange steht mit großen gusseisernen und vergoldeten Buchstaben: Großherzogliche Münze.


3) Die Schelfkirche, im neuern Geschmack vom Herzog Friederich Wilhelm 1708 erbaut, hat die Form eines Kreuzes, 100 Fuß Länge ohne den Turm, eine gleiche Breite im Kreuzgange, 70 Fuß Höhe und ein kupfernes Dach. Sehr zierlich und wohl proportioniert ist der in drei Geschosse geteilte, 197 Fuß hohe und ebenfalls mit Kupfer gedeckte Turm. Die Kirche hat im Innern sonst keine Merkwürdigkeiten, als dass die Herzoge Christian Ludwig und Friederich Wilhelm hier beigesetzt sind. Der geräumige, viereckige Kirchenplatz enthält Linden Alleen.

Sonstige öffentliche und herrschaftliche Gebäude sind auf der Altstadt: das Kommandantenhaus, Hofmarschallsamt, der neu erbaute Marstall am Burgsee, bei welchem auch die Reitbahn, das Armenhaus und die Synagoge; auf der Neustadt: das Justizkanzlei-Gebäude, das Amtshaus am östlichen Ende der Stade nahe am See, das Werkhaus, Krankenhaus und Karolinenstift. Das vormalige Neustädter Rathhaus ist jetzt Dienstwohnung für den zweiten Bürgermeister. In der Vorstadt ist noch zu bemerken: das neue Militärhospital am Pfaffenteiche, 103 Fuß lang, 44 Fuß breit, das Jagdzeughaus, das Schießhaus mit dem Schützenplatze, das Armenhaus und das Badehaus.

Schwerin hat nur zwei Ausgänge: das Mühlentor der Altstadt und das Spieltor der Neustadt. Ersteres ist doppelt *), in dem außer dem altertümlichen mit einem Türmchen versehenen Torgebäude am Fießgraben — welcher den Burgsee mit dem Pfaffenteiche verbindet, und an dem bis 1821 auch noch das Schmiedetor stand — noch ein zweites Staketentor eine Strecke in die Vorstadt hinein errichtet ist; das Spieltor ist ebenfalls von Staketenwerk, und liegt auf einer Landenge, zwischen dem Pfaffen- und Ziegelsee. Von der alten Befestigung sind nur noch wenige Mauerbruchstücke übrig, und die Stadt ist, insofern sie nicht unmittelbar von Gewässern umschlossen wird, ganz offen, wie denn auch die äußersten Teile der Neustadt durch die weitschichtig gebauten, mit großen Gärten versehenen Hauser ein ländliches Ansehen gewinnen. Am östlichen Ende der Altstadt liegt der fürstliche Holzplatz auf einer Insel, die Wadewiese genannt. Die nächtliche Erleuchtung der Straßen ist sehr gut.

*) ist kürzlich abgebrochen, um einem neuen Torgebäude Platz zu machen.