Herzog Albrecht II. (1355 - 1379)

Den durch die Gründung der stargardischen Linie (cf. §. 47) erlittenen Verlust an Macht, wusste, wie eben (§. 19) erzählt, der neue Herzog durch die Erwerbung der Grafschaft Schwerin (eines Gebietes von 50 Q.-M. und darüber) vollständig zu ersetzen; bald gaben die Verhältnisse des Nordens ihm Gelegenheit, neue Triumphe, neuen Ruhm und Einfluss zu erringen.

Erich, der Sohn und seit 1350 Mitregent des Königs Magnus von Schweden, starb 1360, und letzterer war nun wieder Alleinherrscher. Seine Verschwendung aber, seine Härte und Ungerechtigkeit und vorzüglich sein scheinbares Einverständnis mit dem Dänenkönige, Waldemar III., der Schonen, Gottland und Oeland wegnahm, und Wisby, den reichen Stapelort des hansischen Handels, zerstörte, steigerten die langgenährte Erbitterung so gegen ihn, dass die Reichsstände ihn entsetzten, und unsers Albrechts zweiten Sohn, Albrecht III.,, auf den schwedischen Thron beriefen. Indessen musste dieser die Krone erst selbst erkämpfen, nicht bloß wider die Anhänger des alten Königs, sondern auch gegen dessen jüngsten Sohn, den norwegischen König Hakon, den die Stände, seiner Vermählung mit einer dänischen Prinzessin wegen, von der Thronfolge ausgeschlossen hatten. Die Mecklenburger eroberten jedoch im Spätjahre 1363 die Hauptstadt Stockholm, und erfochten 1365 einen großen Sieg. Auch König Magnus wurde gefangen genommen. Der Krieg mit Hakon dauerte bis 1371.


Diese Fortdauer des Kriegszustandes erregte für Herzog Albrecht manche Verwicklungen mit der, Hakon und Magnus unterstützenden, Krone Dänemark, und mehreren von Waldemar gegen ihn aufgereizten Nachbarfürsten. Die Lage Albrechts war um so kritischer, da Waldemars Sohn gestorben, und Albrechts Enkel, Albrecht IV., durch seine Mutter Ingeburg (cf. §. 17) der nächste Erbe zum dänischen Königtume war. So gern er daher auch den Frieden erhalten hätte, so brach doch mehrfach der Krieg zwischen Dänemark und den durch die Hansestädte unterstützten Albrecht aus. In diesen durch öftere Verträge, die Waldemar eben so oft brach, unterbrochenen Kämpfen erwarb sich Albrecht, sowie sein Erbprinz Heinrich, als Admiral der städtischen Flotte, vielfach Lorbeeren, ja eroberte selbst Kopenhagen und Helsingoer, so dass der König nach Deutschland zu flüchten genötigt war. Der Friede von 1371 sicherte endlich sowohl Albrechts III. Thron und die Eroberung eines Teils von Schonen, als auch die Erbfolge Albrechts IV. in Dänemark und die Handelsrechte der Städte.

Während dieser Kriege und Verhandlungen hatte unser Albrecht aber auch in Mecklenburg selbst manchen harten Kampf zu bestehen. So musste er vertragsmäßig 1368 den von Pommern angegriffenen Herren von Werle zu Hilfe eilen. Er kam eben zu rechter Zeit, die Niederlage der Werler bei Damgard in einen vollständigen Sieg zu verwandeln, dessen Lohn reiches Lösegeld des gefangenen Pommerherzogs Wertislaw war. Im folgenden Jahre wurde er von Waldemars Verbündeten, dem Herzoge Magnus von Braunschweig angegriffen; er schlug ihn bei Roggendorf (A. Gadebusch) aufs Haupt; 600 Gefangene und ein 8jähriger Friede ward dadurch gewonnen. Auch mit Brandenburg wurde er, samt seinem Bruder Johann von Stargard, in Krieg verwickelt. Die nordischen Händel nötigten ihn zur Abtretung von Marnitz und Fürstenwerder, wie der sämtlichen märkischen Pfandbesitzungen gegen die herabgesetzte Pfandsumme. Doch wurden diese Lande wieder erworben, als Markgraf Otto, seiner Erbverbrüderung mit Kaiser Karl IV, uneingedenk, die Nachfolge dem Prinzen Friedrich von Bayern zuwenden wollte. Kaiser Karl und dessen Sohn Wenzel erteilten unseren Herzogen 1373 zu Fürstenberg an der Oder für zu leistende Kriegshilfe wider den Markgrafen die Belehnung mit der ganzen Prignitz, mit alleiniger Ausnahme der Havelbergischen Stiftsgüter. Albrecht erschien demzufolge mit ansehnlicher Macht in den Marken; doch blieb die kaiserliche Zusage wegen der Prignitz, nachdem Otto die Mark gegen ein Jahrgeld an des Kaisers Sohn abgetreten hatte, unerfüllt, außer der Rückgabe von Marnitz und Fürstenwerder und der alten märkischen Pfandgüter (cf. §. 17).

Im Südwesten des Landes erwarb außerdem Albrecht in dem Lüneburgischen Erbfolgekriege von 1374 von dem Hause Sachsen für geleistete Kriegshilfe, da er unter andern 1372 den Sieg bei Winsen an der Aller über den Herzog Magnus von Braunschweig erfocht, die Lande Redewin, Wehningen, Gorlosen und Dömitz mit Eldena. Es waren dies Teile der alten Grafschaft Dannenberg, die nach dem Erlöschen des gräflichen Hauses 1307 als heimgefallenes Lehn an Sachsen-Wittenberg gekommen waren, und über die Albrecht schon seit 1363 die Statthalterschaft geführt hatte. Ingleichen brachte er Stadt und Land Röbel von dem Hause Werle-Waren unterpfändlich an sich.

Die seinem Enkel, Albrecht IV., durch die Verträge von 1371 verheißene Thronfolge in Dänemark wurde nicht verwirklicht, als 1375 Waldemar starb, vielmehr wussten Hakon von Norwegen und dessen berühmtere Gemahlin Margaretha die Wahl ihres Sohnes Oluffs durchzusetzen. Herzog Albrecht suchte zwar durch Waffengewalt die Ansprüche seines Enkels zu unterstützen; aber der verheißene Beistand Kaiser Karls IV., der um diese Zeit gerade in Wismar anwesend war, beschränkte sich auf leere Versprechungen, und die Flotte, welche Albrecht ausrüstete, vernichtete ein Orkan, so dass er sich gezwungen sah, die Hoffnung, einen zweiten Sprossen seines Hauses mit der königlichen Krone geschmückt zu sehen, fahren zu lassen.

Bald darauf starb Herzog Albrecht II., 1379. Als Mensch nicht ohne Tadel, als Regent glücklich, als Staatsmann groß, führte er, frühreif, 46 Jahre mit Weisheit und Ruhm das Steuer der Regierung, und wusste mit geringen Kräften seine Macht hoch zu stellen, seinen Einfluss weithin geltend zu machen.