Fortsetzung. Heinrich II., der Löwe, (bis 1314)

Sein gleichnamiger Sohn war nun wieder, da auch 1299 Johann II. von Gadebusch gestorben war, alleiniger Regent. Als ausgezeichneter und glücklicher Krieger, von der Mitwelt geachtet, verdiente dieser den Beinamen des Löwen durch Tatkraft und Entschlossenheit. Die Geschichte seiner Regierung ist die Erzählung wenig unterbrochener 28jähriger Kriege; oft von großer Übermacht bedrängt, ging er doch fast stets siegreich aus dem Kampfe hervor; unter ihm verdoppelte sich der Umfang und die Kraft des Staates.

Gleich nach seines Vaters Tode nahmen die Verwirrungen in dem stammverwandten Hause Rostock seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Nachdem er den Wortbruch (cf. §. 15) des Fürsten Nikolaus im Verein mit Brandenburg und Werle geahndet, konnte er nicht verhindern, dass, 1301, König Erich von Dänemark sich mit geringer Ausnahme der ganzen Herrschaft Rostock bemächtigte.


Die erste wichtige Erwerbung Fürst Heinrichs war die der Herrschaft Stargard, welche nach dem Tode seines Schwiegervaters, des Markgrafen Albrecht von Brandenburg ihm als Heiratsgut seiner Gemahlin Beatrix durch den Wittmansdorfer Vertrag 1304 überliefert wurde. Es begriff dieselbe damals die Städte und Lande Neubrandenburg, Friedland, Stargard, Lychen und Woldegk. Als Besitzer dieser Herrschaft ward Heinrich brandenburgischer Lehnträger, und musste als solcher schon 1305 mit 400 Reisigen nach Böheim ziehen, dem Könige Wenzel zu Hilfe, wider den römischen König Albrecht von Österreich. In diesem Feldzuge erwarb er sich Kriegsruhm und 1.000 Schock Prager Groschen als Ehrengeschenk des dankbaren Wenzel.

Im folgenden Jahre 1306 beschäftigte ihn und den Grafen Gerhard von Holstein ein Feldzug gegen Lübeck, den jedoch Dänemarks Vermittlung bald endete; weiter kämpfte er in Schweden als Alliierter König Birgers wider dessen aufrührerische Brüder.

Die längst feindselige Spannung mit seiner Hauptstadt Wismar kam zu offenem Bruche, als Heinrich 1310 dort das Vermählungsfest seiner Tochter Mathilde mit dem Herzoge Otto von Lüneburg feiern wollte. Die durch ihren Handel reiche, und durch ihre Verbindung mit der Hansa mächtige Stadt, nach völliger Unabhängigkeit trachtend, verschloss, wie weiland 1292, ihrem Landesherrn die Tore. Den Trotz der Städte zu brechen, veranstaltete König Erich, an den sich Heinrich eng angeschlossen, im Junius 1311 ein prunkvolles Turnier bei Rostock, wo mit den versammelten Fürsten Maßregeln wider dieselben verabredet wurden, die auch auf Rostock ausgedehnt wurden, da diese Stadt sich weigerte, ihren Landesherrn, den Dänenkönig, und dessen Verbündete in ihren Mauern aufzunehmen. Eine dänische Flotte legte sich nun vor Wismar. Zwar ward sie von der Rostock-Stralsundischen geschlagen, aber unser Löwe belagerte die Stadt von der Landseite mit solchem Erfolge, dass die Wismarer sich zum Frieden geneigt zeigten, der zu Ende des Jahrs 1311 geschlossen wurde. Die Stadt huldigte aufs Neue dem Fürsten, der ihre Privilegien neu bestätigte und ihr das Recht zuerkannte, selbstständig den verbündeten Städten Hilfe zu leisten, wogegen Wismar das Vogteirecht abtrat, und mehrere Schulden des Fürsten übernahm. Der König ernannte nun unsern Heinrich zum Statthalter der Herrschaft Rostock. Sofort zog dieser wider Rostock und sperrte den Ausfluss der Warnow durch 2 bei Warnemünde errichtete Blockhäuser. Da huldigten die Rostocker ihrem vorigen Fürsten Nicolaus dem Kinde, und wandten sich gegen die Blockhäuser, von denen das westliche erstürmt, das östliche durch Kapitulation eingenommen wurde. Sie befestigten Warnemünde aufs Beste, ihre Flotte lief aus und plünderte Amak, Helsingoer und Skanoer.

König Erich begann den Feldzug um Johannis 1313 mit Belagerung von Warnemünde, durch mecklenburgische, brandenburgische und lauenburger Hilfsscharen verstärkt. Nach elfwöchentlicher tapferer Verteidigung übergab der Rostocker Ratmann von Baggeln die Veste gegen freien Abzug. Nunmehr schritt man zur Belagerung der Stadt selbst, die sich mutig zu hartnäckiger Gegenwehr anschickte. Da brach wütender Parteikampf im Schoße der Stadt selbst aus; der Rat wurde von den Anarchisten, an deren Spitze der ehrgeizige, herrschsüchtige Heinrich Runge sich gestellt, der Verräterei beschuldigt, entsetzt, zum Teil hingerichtet. Schrecken und Verwirrung herrschten. Endlich gewann die gemäßigte Partei die Oberhand, Runge wurde mit andern Gleichgesinnten verbannt. Die mehrmonatliche Belagerung kühlte den Mut und machte zum Frieden willfährig, der den 6ten und 18ten Dezember zu Polchow und Rostock unterzeichnet wurde. Rostock zahlte dem Könige 14.000 Mark Silbers und leistete den Huldigungseid in die Hände Heinrichs von Mecklenburg; doch blieben die Verbannten im Exil, und Warnemünde in der Gewalt der Dänen, Brandenburger und Mecklenburger. Kühn hatte Rostock zur Unabhängigkeit emporgestrebt, doch der vereinten Macht der Fürsten und dem inneren Aufruhr zu widerstehen, war es zu schwach.

Im nächsten Frühjahre 1313 half Heinrich dem Könige eine Verschwörung des nordjütischen Adels bewältigen, sodann vertauschte der kriegerische Held den Stahlpanzer mit dem Pilgergewande und zog in andächtiger Wallfahrt nach der Schweiz zur Rocca Madonnae. Nach seiner Heimkehr traf er in Rostock neuen Zwiespalt. Heinrich Runge war zurückgekehrt und verbreitete wiederholt Unruhe und Verwirrung. Doch Heinrich bemächtigte sich des Steintors und wusste durch sein kräftiges Auftreten den drohenden Sturm zu beschwichtigen und die Schreckensmänner zu entfernen. Der alte 1312 vertriebene Rat wurde nun wieder eingesetzt.

Inzwischen war 1314 Fürst Nicolaus das Kind gestorben, und die Lande Kaland und Hard, die ihm seit 1302 noch geblieben, fielen nun an die Häuser Mecklenburg und Werle, in welcher Teilung Heinrich den westlichen Teil derselben mit der Hälfte des Klosters Dargun erwarb.
Heinrich der Löwe - aus Simrock:

Heinrich der Löwe - aus Simrock: "Die deutschen Volksbücher" 1845

Heinrich der Löwe (1) - aus Simrock:

Heinrich der Löwe (1) - aus Simrock: "Die deutschen Volksbücher" 1845

Heinrich der Löwe (2) - aus Simrock:

Heinrich der Löwe (2) - aus Simrock: "Die deutschen Volksbücher" 1845

Heinrich der Löwe (3) - aus Simrock:

Heinrich der Löwe (3) - aus Simrock: "Die deutschen Volksbücher" 1845

Heinrich der Löwe (4) - aus Simrock:

Heinrich der Löwe (4) - aus Simrock: "Die deutschen Volksbücher" 1845

Heinrich der Löwe (5) - aus Simrock:

Heinrich der Löwe (5) - aus Simrock: "Die deutschen Volksbücher" 1845

Heinrich der Löwe (6) - aus Simrock:

Heinrich der Löwe (6) - aus Simrock: "Die deutschen Volksbücher" 1845

Heinrich der Löwe (7) - aus Simrock:

Heinrich der Löwe (7) - aus Simrock: "Die deutschen Volksbücher" 1845

alle Kapitel sehen